Umgang mit großen Online-Plattformen

Spitzenkandidaten der größeren Parteien betonen immer wieder: Nach den Beschlüssen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und der Urheberrechtsnovelle sollen die großen Online-Plattformen noch stärker kontrolliert werden. Dieses Vorhaben spiegelt sich teils auch in den Wahlprogrammen wider.

CDU und CSU wollen sich laut ihrer gemeinsamen Agenda nicht damit abfinden, dass unter den größten Digitalunternehmen "keine europäische Firma ist". Zukunftstechnik soll daher strategisch gefördert werden, um dieses Manko zu beheben.

Die SPD würde am liebsten "europäische Alternativen zu den derzeit dominierenden Plattformunternehmen" aufbauen und verspricht zu prüfen, was sich auf diesem Gebiet realisieren lässt. Die digitalen Großkonzerne haben laut dem Programm eigene Bezahl- und Sprachsteuerungssysteme geschaffen. Diese müssten offen sein für andere europäische Dienstleister, um den Marktzugang zu erleichtern und einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Spitzenkandidatin Katarina Barley wirbt schon seit längerem für eine verpflichtende Interoperabilität von Messengern analog zur Zusammenschaltung von Netzen im Mobilfunk.

Google und Facebook beherrschten den Markt für Onlinewerbung, Amazon den für Shopping im Netz, schreiben die Grünen in ihrem Wahlprogramm. Diese Techkonzerne könnten so kleinen Unternehmen Bedingungen stellen. Vermietungsplattformen für Ferienwohnungen wie Airbnb unterliefen gesetzliche Vorgaben von Städten und Bundesländern. Vor allem Digitalunternehmen sollten daher auch unabhängig von einem nachgewiesenen Missbrauch aufgespalten werden können, "wenn ihre Marktmacht zu groß wird". Facebook etwa habe als soziales Netzwerk ein Monopol geschaffen. Es sollte daher zerschlagen werden.

Die europaskeptische AfD sieht laut ihrem Pflichtenheft für die Europawahl in der Staatengemeinschaft zumindest die Chance, auf Basis offener Quelltexte und Spezifikationen technisch führende vertrauenswürdige Hard- und Softwarelösungen zu entwickeln und so den großen US-Plattformen besser Paroli bieten zu können. Der Anspruch dabei müsse die "weltweite Technologieführerschaft" sein.

Die FDP macht sich in ihrem Programm für ein "European Valley" als Konkurrenz zum Silicon Valley stark, will den dortigen großen Technikkonzernen aber nicht direkt in die Suppe spucken. Maßgaben für Amazon, Google oder Facebook sind für die Liberalen kein Thema. Sie fordern stattdessen bessere europäische Rahmenbedingungen für Startups und Gründer, "weil Unternehmergeist, Innovation und Digitalisierung nicht an Ländergrenzen enden dürfen".

Ganz anders positioniert sich die Linke in ihren politischen Versprechen für Brüssel und Straßburg: "Die digitale Souveränität aller muss gegen die Interessen der internationalen Telekommunikationsindustrie und der Tech-Giganten durchgesetzt werden", verlangt die Partei. Ein offener Zugang und "eine faire Produktion der digitalen Hardware" müssten international sichergestellt werden. Die Linke erachtet "Plattformgenossenschaften, digitale Tauschbörsen und Civic Tech" als "Antworten auf den digitalen Kapitalismus". Ihr schwebt etwa eine "soziale Alternative" zu Airbnb in Form eines "FairBnB" vor: ein Portal in öffentlicher oder genossenschaftlicher Hand, um freie Zimmer zu vermitteln.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Europawahlen: Die digitalpolitischen Pläne der größeren ParteienDie Positionen der Parteien zu Steuern 
  1.  
  2. 1
  3. 2
  4. 3
  5. 4
  6. 5
  7. 6
  8.  


Laforma 25. Mai 2019

2/11 gruene haben dafuer gestimmt - was fuer eine boese durchtriebene machthungrige...

knabba 23. Mai 2019

"Spitzenkandidat Manfred Weber (CSU) hat ferner angekündigt, der Netzwirtschaft eine...

teenriot* 23. Mai 2019

4 Tage vor der Wahl etwas knapp, aber grundsätzlich Daumen hoch für den Artikel, auch für...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
BrouwUnie
Tesla verkauft Giga Bier zu einem stolzen Preis

Tesla hat, wie von Elon Musk versprochen, nun eine eigene Biermarke im Angebot und verkauft drei Flaschen für knapp 90 Euro.

BrouwUnie: Tesla verkauft Giga Bier zu einem stolzen Preis
Artikel
  1. IT-Arbeit: Stressabbau im DIY-Verfahren
    IT-Arbeit
    Stressabbau im DIY-Verfahren

    Stressfrei arbeiten Viele Arbeitgeber unternehmen wenig gegen die Überlastung ihrer Mitarbeiter, die bauen den Stress dann in Eigenregie ab. Wie gelingt das effektiv?
    Von Andreas Schulte

  2. Cloud-Storage: Google Drive hat ein verstecktes Dateilimit
    Cloud-Storage
    Google Drive hat ein verstecktes Dateilimit

    Werden viele kleine Dateien auf ein Drive-Konto abgelegt, warnt Google irgendwann vor einem maximalen Limit - unabhängig des Abos.

  3. Tetris bei Apple TV+: Eine Vertriebsstory als Spionage-Thriller
    Tetris bei Apple TV+
    Eine Vertriebsstory als Spionage-Thriller

    Bei Apple TV+ wird mit Tetris die Geschichte eines Ost-West-Konflikts der besonderen Art erzählt - zeitweise sogar als Spionage-Thriller. Das ist mitreißend und mitunter hanebüchen.
    Eine Rezension von Peter Osteried

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • ASUS VG27AQ1A QHD/170 Hz 269€ • Crucial P3 Plus 1 TB 60,98€ • ViewSonic VX3218-PC-MHDJ FHD/165 Hz 227,89€ • MindStar: be quiet! Pure Base 600 79€ • Alternate: Corsair Vengeance RGB 64-GB-Kit DDR5-6000 276,89€ und Weekend Sale • Elex II 12,99€ • 3 Spiele kaufen, 2 zahlen [Werbung]
    •  /