Europäische und US-Raumfahrt: Wo bleiben die neuen Raketen?
Ariane 6, Vulcan, New Glenn, H3 - seit 2020 sollten sie fliegen. Warum kommt die Konkurrenz zur Falcon 9 von SpaceX nicht aus den Startlöchern?

Kurz nachdem SpaceX 2013 angefangen hatte, kommerzielle Nachrichtensatelliten mit der Falcon 9 zu starten, kündigten Raketenbauer weltweit an, bis spätestens 2020 eine neue Generation von Raketen zu bauen. Sie sollten billiger und flexibler sein. Blue Origin wollte mit der New Glenn eine wiederverwendbare Rakete bauen, die fast so groß wie die Saturn V sein sollte. Die Ariane 6 sollte zum halben Preis der Ariane 5 fliegen, die Vulcan sollte viel billiger sein als ihr Vorgänger, die Atlas V. In Japan soll die H3 den Startpreis der Falcon 9 erreichen.
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Falcon-9-Raketen sind inzwischen über 200-mal geflogen und über 160-mal gelandet. Aber keine der angekündigten Raketen der Konkurrenz flog auch nur ein einziges Mal. 2023 sollen in den USA, Japan und Europa nun endlich die ersten Testflüge der Vulcan, H3 und Ariane 6 stattfinden - genauso wie der erste Flug des Starship von SpaceX. Die Verzögerungen sind nicht nur eine Kostenfrage. Denn die Produktion der alten Raketen wie Atlas V, H-II und Ariane 5 wurde bereits weitgehend eingestellt.
Dank SpaceX ist die Situation in den USA weitgehend entspannt. Auch wenn sich die Vulcan noch weiter verzögern sollte, gibt es mit der Falcon 9 und Falcon Heavy zuverlässige und sogar kostengünstigere Alternativen. In Japan stehen noch genug H-II Raketen bis 2024 zur Verfügung, so dass der Flugbetrieb nicht drastisch gekürzt werden muss. Der H3-Testflug hat am Sonntag, den 12. Februar 2023, einen festen Termin für den ersten Startversuch. Aber in Europa ist die Lage dramatisch.
Europa hat keine zuverlässigen Raketen mehr
In Europa ist aktuell keine zuverlässige Trägerrakete verfügbar. Denn mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist es endgültig unmöglich geworden, Raketenstarts oder Raketentriebwerke aus Russland zu kaufen. Gleichzeitig stehen im April und Juni die letzten Flüge der Ariane 5 an. Die Ariane 6 ist nicht fertig. Vega und Vega C haben sich beide als unzuverlässig erwiesen. Der Raumfahrtmonopolist Arianespace trägt die Verantwortung für die desaströse Situation.
Eigentlich sollte die Ariane 6 bereits 2020 fliegen, somit sollten drei Jahre Übergangszeit bleiben, um Probleme in der Vorbereitung der Serienproduktion zu beheben. Aber im Jahr 2023 ist noch keine Ariane 6 geflogen, frühestens Ende 2023 soll es soweit sein. Die Oberstufe ist nicht flugbereit. Dabei ist ihr Vinci-Triebwerk seit 25 Jahren in Entwicklung und sollte längst mit der Ariane 5 fliegen. Denn die Ariane 5 fliegt seit 2001 als Übergangslösung mit dem HM7B-Triebwerk der Ariane 4. Zweimal sollte sie bereits ersetzt werden, als ECB-Oberstufe oder als Teil der Ariane 5 ME (Midlife Evolution). Jetzt wurde sie zum Teil der Ariane 6. Die Oberstufe hätte zuerst startklar sein müssen.
Noch schlimmer: Nach zwei teuren Fehlstarts der Vega schlug nun außerdem der zweite Start der Vega-C fehl. Immer wieder versicherte Arianespace, dass die Fehler behoben seien. Jede Behauptung, dass der hohe Preis von Ariane und Vega durch überlegene Zuverlässigkeit gerechtfertigt sei, ist hinfällig. Selbst eine Ariane 5 wurde durch Fehler in der Startvorbereitung in die falsche Richtung gestartet. Die Falcon 9, die einst mit dem indischen Tata-Kleinwagen verglichen wurde - während man sich selbst als Mercedes sah -, kann wie gesagt inzwischen auf mehr als 160 erfolgreiche Flüge in Folge verweisen.
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Esa und Arianespace haben in ihrer Hauptaufgabe versagt |
Das Geld für Projekte muss aber auch irgendwo herkommen. Da wird um jeden Euro für die...
Nein, sie bauen andere Länder auf um neue Absatzmärkte für teure deutsche Technik zu...
... Interessant! Demnach wurde also unser deutscher Astronaut Matthias Maurer mit einer...
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