USA, Japan, China und Indien zeigen, wie es geht
Die Verzögerungen bei der Entwicklung der H3-Raketenfamilie in Japan scheinen überwunden zu sein. Die Rakete soll je nach Zahl der Seitenbooster für mittlere bis schwere Lasten eingesetzt werden. Die geplanten Startkosten von 50 bis 65 Millionen US-Dollar kommen dabei den Listenpreisen einer Falcon 9 zumindest nahe.
Um Kosten zu senken, wurde auf jede Steuerbarkeit der Feststoffbooster verzichtet. Die Steuerung übernehmen ausschließlich die LE-9-Haupttriebwerke. Sie haben ähnlich viel Schub wie das Vulcain-2.1-Triebwerk der Ariane 6, sind aber viel einfacher aufgebaut. Sie nutzen einen offenen Expanderzyklus und haben etwa zehnmal so viel Schub wie das kleine LE-5A-Oberstufentriebwerk, das für diese Konstruktion als Vorbild diente. Aber bei der Entwicklung des großen Triebwerks gab es zuletzt immer wieder Probleme im Betrieb der stark beanspruchten Turbopumpen.
Der Vulcan fehlt nur noch die Nutzlast
Auch die Vulcan-Rakete der ULA, Nachfolger der Atlas V, ist fertig. Die vergrößerten und kostengünstigeren Seitenbooster wurden bereits mit der Atlas V getestet. Die Treibstofftanks mit rund 5 Metern Durchmesser wurden von den Tanks der Delta IV abgeleitet. Die Centaur-V-Oberstufe ist eine vergrößerte Variante ihrer Vorgängermodelle, deren Geschichte bis in die 1960er Jahre zurückreicht.
Dass die Rakete nicht wie vorgesehen schon 2020 flog, ist Blue Origin geschuldet, der Raumfahrtfirma von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Nach vollmundigen Versprechen wurden die methanbetriebenen BE-4-Triebwerke, die an die Stelle des kerosinbetriebenen russischen RD-180-Triebwerks der Atlas V treten, vier Jahre zu spät geliefert. Dennoch verschob sich der Start erneut, weil der als erste Nutzlast vorgesehene Mondlander Peregrin noch nicht bereit war.
Starship fliegt auch ohne Landung
Bei SpaceX läuft derweil die Entwicklung des Starship weiter. Nach einem erfolgreichen Tanktest einer Super-Heavy-Trägerrakete mit Starship an der Spitze hoffte Elon Musk auf einen ersten Flug noch im März, aber bei einem anschließenden Triebwerkstest funktionierten nur 31 der 33 Triebwerke. Ob das Starship bei diesem Flug den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre übersteht und wenigstens ansatzweise das komplizierte Landemanöver nach dem Flug ins Weltall demonstriert, ist aber mehr als fraglich. Je nach Art der Probleme, die dabei auftauchen, könnte die Perfektionierung wie schon bei der Falcon 9 mehrere Jahre in Anspruch nehmen.
Dieses Problem nimmt inzwischen auch SpaceX ernster als bislang und will nun doch auch eine Variante der Rakete ohne das wiederverwendbare Starship anbieten. Ohne den für die Rückkehr zur Erde benötigten Treibstoff, Hitzeschutz und andere Hardware soll die Nutzlast der beim Start über 5.000 Tonnen schweren Rakete auf rund 250 Tonnen in einen niedrigen Erdorbit steigen. Das ist deutlich höher als die Nutzlast der größten angedachten Variante der SLS-Schwerlast-Rakete, die wohl erst 2025 in ihrer deutlich kleineren Variante Menschen um den Mond fliegen soll.
Mehr Raumfahrt aus China und Indien
Ohne SpaceX läge der Fokus der Raumfahrt fraglos auf China, das neben der ISS nun eine zweite Raumstation im Orbit betreibt und eine nie dagewesene Zahl von Raketen gestartet hat. Aber die zunehmende politische und diplomatische Isolation des Landes macht die Lage dort undurchsichtig. Neben den Langer-Marsch-Raketen, deren größte Variante immer wieder für den unkontrollierten Absturz großer Trümmerteile sorgt, gibt es dort eine Reihe mäßig erfolgreicher staatlich unterstützter Privatunternehmen. Nennenswert ist dabei vor allem Landspace, das 2022 mit der Zhuque-2 den weltweit ersten orbitalen Startversuch einer methanbetriebenen Rakete unternommen hat, der aber mit dem Versagen der zweiten Stufe endete.
Russland wird auch 2023 von der Verfügbarkeit von Sojus-Raketen profitieren, die eigentlich für Arianespace gebaut wurden, während die eigenständige Weiterentwicklung der eigenen Technik durch die grassierende Korruption im Land schon seit langem kaum vorankommt. Die angekündigte neue Sojus-5 existiert immernoch nur auf dem Papier, genauso wie das neue Raumschiff oder eine neue Oberstufe für die Angara 5, die erst zweimal geflogen ist, und Pläne für eine Mondrakete können kaum ernst genommen werden.
Anders ist das im wenig beachteten indischen Raumfahrtprogramm, das ständig Fortschritte macht. 2023 stehen dort die ersten Testflüge von Gaganyaan an, ein Raumschiff, mit dem 2024 erstmals Menschen fliegen sollen.
2023 wird in der Raumfahrt ein spannendes Jahr werden, in dem viele längst angekündigte Raketen starten sollen. Zweifelhaft ist dabei aber vor allem der erste Flug der Ariane 6. Denn eine Rakete, deren Start ohne konkretes Datum für das Ende eines Jahres angekündigt wird, bleibt meistens bis zum nächsten Jahr am Boden.
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Esa und Arianespace haben in ihrer Hauptaufgabe versagt |
Das Geld für Projekte muss aber auch irgendwo herkommen. Da wird um jeden Euro für die...
Nein, sie bauen andere Länder auf um neue Absatzmärkte für teure deutsche Technik zu...
... Interessant! Demnach wurde also unser deutscher Astronaut Matthias Maurer mit einer...
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