Esa und Arianespace haben in ihrer Hauptaufgabe versagt
Dazu kommt der Ausfall der vollkommen von Europa finanzierten Sojus-Starts in Kourou und Baikonur. Die Sojus ersetzte einst die mittelgroßen Varianten der Ariane 4. Von dieser politischen Entscheidung profitierte ausschließlich Russland. Es gab keinen Plan B und jede Entwicklung von Raketen mittlerer Größe wurde verhindert. Das Ergebnis ist nun der Totalausfall der europäischen Raumfahrt, auch wenn die Flüge mit Vega und Vega C bald wieder aufgenommen werden sollen.
Die Hauptaufgabe von Esa und Arianespace ist seit 1979 die Sicherstellung des europäischen Zugangs zum Weltraum. Daran sind sie nun mit drei Raketen, einer kleinen, einer mittelgroßen und einer großen Rakete, gleichzeitig gescheitert. Dabei war zuverlässiger Zugang zum Weltraum zuletzt die Begründung, weshalb die höheren Kosten der europäischen Raketen gerechtfertigt seien, nachdem sie in den 1980er und frühen 1990er Jahren durch günstige Preise eine Monopolstellung am Satellitenmarkt innehatten.
Dennoch setzt der Monopolist unvermindert die Lobbyarbeit fort und setzt Politiker unter Druck, weiterhin nur Arianespace-Aufträge zu erteilen. In Europas Raumfahrt ist laut Arianespace nur für eine Firma Platz, alles andere verschwende nur Ressourcen. Das widerspricht aller Erfahrung mit der Arbeit von Arianespace. Ernsthafte Reformen sind derweil nicht zu erkennen.
Privatfirmen versprachen viel und lieferten wenig
Wenig hilfreich für diese Debatte war auch die großspurige Ankündigung der Rocketfactory Augsburg. Die De-facto-Tochterfirma des deutschen Satellitenbauers OHB sagte Anfang 2021, dass sie schon 2022 eine erste Rakete starten würde. Aber die Firma kann im Januar 2023 nur drei Triebwerkstests am Boden mit einer Dauer von 4 Sekunden, 30 Sekunden und 40 Sekunden vorweisen.
Der letzte Test liegt nun über ein halbes Jahr zurück. Was entgegen der damaligen Aussage, dass kein Teil ausgetauscht werden musste, auf schwere Probleme beim technisch äußerst anspruchsvollen Helix-Triebwerk hindeutet. Die von der Firma versprochenen 3 Millionen Euro Startpreis und 50 Starts pro Jahr ab dem dritten Jahr nach dem Erstflug waren ohnehin von Anfang an unrealistisch.
Aber auch bei anderen deutschen Firmen wie Isar Aerospace, Hyimpulse oder Firmen im europäischen Ausland ist keine Entwicklung von Hardware zu sehen, die auf einen orbitalen Flug in diesem oder dem nächsten Jahr hindeuten würde. Positiv ist immerhin zu erwähnen, dass Isar Aerospace mit einer Finanzierung von bislang 167 Millionen Euro genug Geld eingesammelt hat, um gute Chancen auf eine Umsetzung des technischen Konzepts ihrer Spektrum-Rakete zu haben. Diese Umsetzung steht allerdings noch aus. Die Erfahrungen ähnlicher Unternehmen in den USA wie Astra, Firefly oder Virgin Orbit lassen aber vermuten, dass es bis zum zuverlässigen Startbetrieb mehrere Jahre dauert.
In anderen Ländern ist die Entwicklung der nächsten Raketengeneration trotz technologisch anspruchsvolleren Konzepten als der Ariane 6 deutlich weiter fortgeschritten.
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Das Geld für Projekte muss aber auch irgendwo herkommen. Da wird um jeden Euro für die...
Nein, sie bauen andere Länder auf um neue Absatzmärkte für teure deutsche Technik zu...
... Interessant! Demnach wurde also unser deutscher Astronaut Matthias Maurer mit einer...
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