Abstimmung auf Ende März verschoben

Wie es in der europäischen Gesetzgebung mit der Urheberrechtsreform weitergeht, ist nach Ansicht Redas derzeit noch unklar. Das liegt unter anderem daran, dass der Verhandlungsführer des Europaparlaments, Axel Voss (CDU), bislang noch keinen Kompromissvorschlag vorgelegt habe. Er habe jedoch geäußert, dass die bereits vorliegenden Stellungnahmen des Binnenmarkt- sowie des Innenausschusses als Verhandlungsgrundlage dienen könnten. Beide Ausschüsse lehnen Verpflichtungen für Plattformanbieter ab, "die von ihnen übermittelten oder gespeicherten Informationen zu überwachen".

Anders sieht es jedoch bei den EU-Mitgliedstaaten aus. In einem Bericht von Mitte Dezember schlug die damalige estnische Ratspräsidentschaft vor, dass Diensteanbieter die Bereitstellung geschützter Inhalte verhindern müssen, wenn sie von den Rechteinhaber auf unautorisierte Nutzungen hingewiesen wurden. Zudem müssten diese Maßnahmen eine "zukünftige Bereitstellung" verhindern. Zwar werden "wirksame Inhaltserkennungstechniken" als Maßnahmen nicht genannt, doch dürfte eine solche Vorgabe anders als mit Upload-Filtern kaum zu erfüllen sein. Laut Reda geht den Regierung von Frankreich, Italien, Spanien und Portugal selbst dieser Vorschlag nicht weit genug.

Startup-Investoren warnen vor Plänen

Für die Abstimmung im Europaparlament dürfte das Votum des federführenden Rechtsausschusses entscheidend sein, das nun auf Ende März 2018 verschoben wurde. Im Ministerrat könnten Länder wie Deutschland den Ausschlag geben, deren Position jedoch noch nicht feststeht. Möglicherweise legen sich Union und SPD in ihren Koalitionsverhandlungen auf eine entsprechende Position fest. Erschwert werden die Verhandlungen durch die Tatsache, dass es mit dem Leistungsschutzrecht noch ein Thema in der Urheberrechtsreform gibt, das noch kontroverser als Upload-Filter diskutiert wird.

Unterstützung erhielten die Gegner der Kommissionspläne in dieser Woche noch von deutschen Wagniskapitalinvestoren. In einem offenen Brief an die Europaabgeordneten warnen sie vor den Folgen der Pläne, insbesondere durch ein europäisches Leistungsschutzrecht, verpflichtende Upload-Filter und die Regelungen zu Text- und Data-Mining. Die Investoren hätten den Eindruck, dass die Parlamentarier eher den traditionellen Wirtschaftsbereichen als jungen Wachstumsfirmen zugeneigt seien. Das werde aber nicht dem großen Potenzial für neue Geschäftsmodelle mit langfristigen Wachstumsperspektiven und künftigen Jobs gerecht.

Vielfalt im Netz könnte abnehmen

Wie sich die Pläne der Kommission tatsächlich auf die Inhalte im Netz auswirken würden, ist derzeit nicht abzusehen. Die Verbraucherschützer befürchten unter anderem, dass langfristig die Vielfalt im Netz abnimmt. Wikimedia Deutschland befürchtet, dass viele ehrenamtliche Autoren vor dem Aufwand zurückschrecken, einer automatisierten Blockade zu widersprechen. Kleinere Plattformen und Wikis ohne Spendenbasis, etwa im Fandom- oder Bildungsbereich würden sich Upload-Filter-Dienstleistungen erst gar nicht leisten können und den Upload von Medien ganz verhindern.

Eines scheint aber sicher zu sein: Abmahnungen dürften künftig nicht nur "die Dummen" treffen, sondern vermutlich jeden Plattformbetreiber. Denn es scheint kaum möglich, mit Hilfe der Filter sämtliche Urheberrechtsverletzungen proaktiv zu verhindern.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Pauschalabgabe statt Krimminalisierung
  1.  
  2. 1
  3. 2
  4. 3


bombinho 23. Jan 2018

Hallo Ralph, prinzipiell hast Du Recht. Wenn allerdings eine erhebliche Mehrheit der...

bombinho 18. Jan 2018

Ja, ich bin auch sehr dagegen, dass die Rechteverwerter immer und immer wieder damit...

h4z4rd 17. Jan 2018

Dafür brauchen wir aber keine Filter. Wenn sie das durchsetzten wollen, muss die GVU...

TC 15. Jan 2018

Naja, 100% sicher ists auch mit VPN nicht. Da wird ja regelmäßig mal einer hochgenommen...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Lego-kompatibel
Klemmbaustein mit Display zeigt künstlichen Horizont

Der kleine, Lego-kompatible Klemmbaustein hat ein kleines Display eingebaut, auf dem ein funktionierender künstlicher Horizont läuft.

Lego-kompatibel: Klemmbaustein mit Display zeigt künstlichen Horizont
Artikel
  1. MediaTek: Ericsson erreicht durch Frequenzbündelung 4,36 GBit/s
    MediaTek
    Ericsson erreicht durch Frequenzbündelung 4,36 GBit/s

    Viel C-Band und 1.695 bis 2.200 MHz haben Ericsson und Mediatek gebündelt. Damit könnte FWA verbessert werden.

  2. BUND: Kritik an THG-Quote und kostenlosen E-Parkplätzen
    BUND
    Kritik an THG-Quote und kostenlosen E-Parkplätzen

    Nach Ansicht von Umweltschützern ist die THG-Prämie kontraproduktiv. Und kostenlose Parkplätze für Elektroautos schafften falsche Anreize.

  3. Gegen Handelsblockade: Neue Freiheit für Chinas Halbleiterbranche
    Gegen Handelsblockade
    Neue Freiheit für Chinas Halbleiterbranche

    China fehlt der Chip-Nachschub aus Taiwan, mit mehr Freiheit für heimische Hersteller will die Regierung gegensteuern. Ein Manager hat seine Freiheit aber offenbar verloren.
    Eine Analyse von Johannes Hiltscher

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Resident Evil 4 Remake 569€ • LG OLED TV -57% • WD SSD 2TB (PS5) 167,90€ • MindStar: Ryzen 9 7900X3D 625€ • Amazon Coupon-Party • Gainward RTX 3090 1.206€ • Samsung ext. SSD 2TB 159,90€ • Neue RAM-Tiefstpreise • Bosch Professional [Werbung]
    •  /