EU: Telegram soll wahre Nutzeranzahl verschleiern

Die EU hat eine Untersuchung veranlasst, die feststellen soll, ob der Messenger-Dienst Telegram die Voraussetzungen einer sogenannten "very large online platform" innerhalb der EU erfüllt. Damit würden strengere Regulierungen als bisher auf das Unternehmen zukommen, unter anderem bezüglich Datenschutz, dem Teilen von Nutzerdaten mit der EU und Moderation von Inhalten.
Grund für die Untersuchung ist, dass Telegram keine aktuellen Zahlen zur Nutzeranzahl vorgelegt hat. Im Rahmen des DSA (Digital Services Act) hätte Telegram im August 2024 aktuelle Zahlen nachweisen müssen - laut der Financial Times(öffnet im neuen Fenster) erklärte das Unternehmen aber lediglich, dass es "deutlich weniger als 45 Millionen" Nutzer in der EU habe.
Die Zahl von 45 Millionen Nutzern stellt im Rahmen des DSA den Schwellwert dar, der mit darüber entscheidet, ob ein Dienst bzw. ein Unternehmen als besonders große Onlineplattform eingestuft wird. Diese haben angesichts ihrer Verbreitung eine besonders starke Marktmacht, die durch zusätzliche Vorschriften eingedämmt werden soll.
Fehlende Nutzerzahlen sind Verstoß gegen das DSA
Der Umstand, dass Telegram keine aktuellen Nutzerzahlen vorlegte, stellt bereits eine Verletzung des DSA dar. Zwei von der Financial Times zitierte Insider aus der EU-Verwaltung gehen davon aus, dass die von der Behörde nun angestrengte Untersuchung höhere Nutzerzahlen als 45 Millionen herausfinden wird.
"Wir können mit unseren eigenen Systemen und Berechnungen feststellen, wie exakt die Nutzerdaten sind" , erklärt der Sprecher der Kommission für digitale Fragen, Thomas Regnier. Sollte die EU im Rahmen ihrer eigenen Untersuchung zum Schluss kommen, dass die Nutzerzahlen höher sind als 45 Millionen, kann sie unilateral den neuen Status festlegen, der zu strikteren Vorgaben an Telegram führt.
Telegram ist aktuell vor allem aufgrund der Verhaftung des Gründers Pawel Durow in den Schlagzeilen. Durow, der mittlerweile auch französischer Staatsbürger ist, wurde in Paris verhaftet. Dem Unternehmer wird vorgeworfen, als Betreiber von Telegram mitverantwortlich an kriminellen Aktivitäten zu sein, die über den Messengerdienst ablaufen. Im Rahmen der Untersuchungen ist unter anderem herausgekommen , dass Durow in den vergangenen Jahren mehr als 60-mal nach Russland eingereist ist, obwohl er sich angeblich mit der Führung des Landes überworfen hat.



