EU-Datenbanken: Neue Macht für die obskurste Behörde der EU
Die EU weitet das Mandat der Behörde EU-Lisa stark aus, die über die IT-Systeme von Polizei und Migrationsbehörden wacht. Eine Suchmaschine soll die verschiedenen Datenbanken verbinden, die eigentlich getrennt voneinander entworfen wurden.

Besonders stolz ist Luca Zampaglione auf die Fensterscheibe, auf die sie geschossen haben. Sie ist sieben Schichten Spezialglas dick, um einen Krater in ihrer Mitte bilden Risse ein Netz. Die Kugel schlug ein, aber nicht durch - das Glas hielt. Die Scheibe steht als Demonstration der Unverwundbarkeit im Hof des wichtigsten Datenzentrums der Europäischen Union, gleich hinter einem Acker an der vorletzten Station der Straßburger Buslinie 40. "Sie wurde mit einer mächtigen Schusswaffe getestet. Erfolgreich", sagt Zampaglione sichtlich zufrieden, er ist der Sicherheitschef der Anlage.
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Zampaglione zeigt auf das kastenförmige Gebäude hinter sich. "Die Mauern sind sehr dick, die Fenster kugelsicher, sogar gegen Maschinengewehre." In dem Bunker lagern Namen und Fotos von Verbrechern, Fingerabdrücke von Asylbewerbern. Über diese Daten wacht die IT-Behörde EU-Lisa. Sie ist das wohl obskurste Amt der Europäischen Union. Aber das ändert sich gerade.
Digitale Privatsphäre Kriminalität und Migration
EU-Lisa ist die englische Abkürzung für "Europäische Agentur für das Betriebsmanagement von IT-Großsystemen im Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts". Ihre Aufgaben sind Betrieb und Sicherung von Datenbanken für Polizei und Einwanderungsbehörden. In diesem Monat hat die EU die Aufgaben von EU-Lisa und ihren 130 Mitarbeitern massiv erweitert. Die Behörde, die bisher nur Datenbank-Nerds interessierte, wird zum zentralen Element der Überwachung von Einwanderern, Einreisenden und allen, die die Polizei im Schengen-Raum sucht.
Hier laufen die Fäden eines "smarten" Netzes zusammen, das Europas Grenzen überwachen soll. Ohne Schlagbäume, dafür mit Serverfarmen und einer Suchmaschine. Sie soll durch die immer weiter anschwellenden Datenschätze pflügen, die am Stadtrand in Straßburg unter der Erde liegen. Mit dem gestärkten Mandat und der Vernetzung ihrer Datenpools wird EU-Lisa vom IT-Dienstleister des europäischen Sicherheitsapparates zu einem seiner unverzichtbaren Player.
Gefahndet wird nach Waffen, Personen, Autos
Die Datenbanken helfen, die Fragen zu beantworten, die Europa spalten: Wer kommt rein? Wer muss raus? Wer wird gesucht? Die Antworten liegen im Keller des Bunkers in einer mit Zugangscode gesicherten, hell erleuchteten Halle. Die Stimme von Stephan Brandes, dem deutschen Referatsleiter des Zentrums, kämpft gegen den Lärm der Klimaanlage. Die hält die Temperatur des Raumes immer zwischen 20 und 24 Grad, damit die Server nicht überhitzen. Sie sind das Herz von EU-Lisa und surren in den mannshohen Schränken vor sich hin, die hier im Rechenzentrum aufgereiht sind: "Wir haben da drüben das SIS. Eurodac ist da vorne rechts, in den weißen Schränken. Dahinter dann VIS und dahinter wiederum BMS. Und dahinten die Netzwerkverbindungen zur Außenwelt." Die Abkürzungen stehen für die verschiedenen Datenbanken; BMS ist die Technik, die Fingerabdrücke abgleicht.
SIS ist das Schengener Informationssystem, in das Polizisten über gesicherte Leitungen einspeisen, nach welcher Person, Waffe oder welchen Autos sie fahnden. Ihre Kollegen in anderen Schengen-Staaten - 22 aus der EU, dazu Norwegen, Island, die Schweiz und Liechtenstein - können die Meldungen im System sehen. 76 Millionen Alarmmeldungen sind in den blinkenden Plastik-Boxen im Inneren der Schränke gespeichert.
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Das Back-up liegt in einem Tunnel bei Salzburg |
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Und ich rede von der willkürlichen Festlegung, was mit diesen neuen tollen Methoden der...
Gibt es doch eh schon :P Davon ab, war ich zu falschen Zeit am falschen Ort und wurde...
In welchem Stock ist dieser Raum? Im Penthouse? Klingt gruselig die Behörde....