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EU-Batterien: Strombedarf für Zellherstellung wird ums 100-Fache steigen

Die EU muss 2050 für die Selbstversorgung mit Batterien 500 Terawattstunden Strom aufwenden. An anderer Stelle bricht der Energieverbrauch ein.
/ Mario Petzold
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30 Prozent mehr Strom muss das europäische Netz in Zukunft übertragen können. (Bild: Pixabay/jplenio)
30 Prozent mehr Strom muss das europäische Netz in Zukunft übertragen können. Bild: Pixabay/jplenio

An der Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle(öffnet im neuen Fenster) wurde berechnet, wie energieintensiv die angestrebte Selbstversorgung der EU mit Batteriezellen bis zum Jahr 2050 sein wird. Aktuelle Entwicklungen der Lebensdauer von Akkumulatoren wurde dabei ebenfalls berücksichtigt.

Das Forschungsteam geht davon aus, dass der jährliche Verbrauch der Batteriezellenfertigung von derzeit 3,5 Terawattstunden auf 200 bis 250 Terawattstunden steigen wird. Durch den Ausgleich von Effizienzverlust beim Laden und Entladen der Batterien in Elektroautos und Großspeichern wird mit weiteren 35 Terawattstunden gerechnet.

Einmal der komplette deutsche Stromverbrauch muss zugebaut werden

So ergibt sich ein Mehrbedarf allein aus der Herstellung und dem Einsatz als Zwischenspeicher von fast 300 Terawattstunden Strom. Das sind 60 Prozent des gesamten Stromverbrauchs im deutschen Stromnetz.

Nimmt man außerdem den Strombedarf für das Laden der Elektroautos hinzu, sind es sogar 500 Terawattstunden Mehrbedarf, von dem die Hälfte auf die Batterieproduktion entfällt. Die Steigerung der gesamteuropäischen Stromerzeugung bis 2050 ist somit fast ausschließlich auf die Herstellung von Akkumulatoren und die Elektromobilität zurückzuführen.

Großes Einsparpotenzial

Gleichzeitig weist die Studie, die in Energy & Environmental Science(öffnet im neuen Fenster) frei zugänglich veröffentlicht wurde, darauf hin, dass der Ausbau der Recyclingkapazitäten den Energiebedarf bei der Zellproduktion um mindestens ein Drittel senken könnte. Dafür müssten mehr als 90 Prozent der Rohstoffe aus den Batterien zurückgewonnen werden.

Parallel dazu wird an anderer Stelle Strom eingespart. Allein die Förderung, der Transport und die Bereitstellung fossiler Energieträger verbrauchen 90 Terawattstunden Strom, der im angenommenen Szenario ohne Öl und Gas eingespart wird. Die in den Brennstoffen enthaltene Energie ist da noch nicht berücksichtigt.

Gefahr neuer Abhängigkeiten

Auch deshalb wird dringend empfohlen, den Mehrbedarf an Strom nicht durch vermeintlich umweltverträglichere Energieträger wie Erdgas zu decken. Dessen Verbrauch für die Stromproduktion müsste dann verdoppelt werden, wodurch neue Abhängigkeiten bei Gaslieferungen entstehen könnten.

Andererseits entspricht die benötigte Strommenge einem Solarfeld mit einer Fläche von 2.300 Quadratkilometern, was knapp einem halben Promille der Gesamtfläche der Europäischen Union entspricht.

Gleichzeitig wird der Endenergieverbrauch in der EU durch den Verzicht auf fossile Energieträger erheblich sinken. Zwar steigt der Strombedarf von 3.500 auf fast 5.000 Terawattstunden um ein Drittel, aber gleichzeitig werden dann weit mehr als 10.000 Terawattstunden(öffnet im neuen Fenster) Energie aus Kohle, Öl und Gas pro Jahr nicht mehr verbrannt. Der Endenergieverbrauch würde damit auf ein Drittel des aktuellen Werts sinken.


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