Merge soll kommen: Update von Ethereum wird große Auswirkungen haben

Am 6. September um etwa 13:30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit soll Ethereum endlich mit dem lange angekündigten Update beginnen(öffnet im neuen Fenster) , das die Blockchain vom Proof-of-Work- zum Proof-of-Stake-Verfahren(öffnet im neuen Fenster) bringen wird. Die Energiebilanz der Kryptowährung soll sich deutlich verbessern, da das Konsensmodell nicht mehr auf der energieintensiven Lösung komplexer Aufgaben beruht.
Stattdessen benötigen Transaktionen künftig die Zustimmung durch sogenannte Validatoren - vereinfacht gesagt sind das Nutzer, die einen Teil ihrer Ether-Einlagen zur Absicherung verleihen. Dies können einzelne Nutzer sein oder Zusammenschlüsse von Usern in Plattformen. Der Merge(öffnet im neuen Fenster) genannte Update-Prozess der Ethereum-Blockchain wurde schon vor Jahren angekündigt und sollte bereits 2019 erfolgen - wurde dann aber immer wieder verschoben.
Beim Merge (auf Deutsch: Zusammenführung) soll bis Mitte September 2022 das derzeitige Ethereum-Mainnet mit der Beacon Chain und deren Proof-of-Stake-System zusammengeführt werden. Währenddessen sollen einige Funktionen nicht zur Verfügung stehen, nach der Fusion aber wieder implementiert sein - etwa die Möglichkeit, Staked ETH zu entnehmen.
Ethereum ist eine energieaufwendige Blockchain
Bei erfolgter Umstellung auf Proof of Stake soll die Energienutzung von Ethereum früheren Aussagen der Ethereum Foundation zufolge(öffnet im neuen Fenster) um 99,95 Prozent geringer sein. Selbst wenn es am Ende weniger sind: Durch die Abschaffung von Proof of Work wird die Umweltbilanz von Ethereum nach dem Merge wesentlich besser sein.
Der hohe Energieaufwand ist seit Jahren ein großer Kritikpunkt sowohl an Ethereum als auch an Bitcoin. Mit 100 Terawattstunden (TWh) benötigt Ethereum mit dem aktuellen Verfahren mehr Energie pro Jahr als die Niederlande, was vor allem am Schürfprozess liegt. Durch Proof of Stake wird Ethereum einen wesentlich kleineren ökologischen Fußabdruck haben.
Das Argument, dass das Proof-of-Work-Verfahren heutzutage bereits zu einem großen Teil auf erneuerbare Energien setzt, ist problematisch. Denn diese Argumentation vernachlässigt den Umstand, dass überhaupt so viel Energie für die Blockchain aufgewandt werden muss - mal unabhängig vom Umweltaspekt. Es ist Energie, die an anderer Stelle vielleicht fehlt.
Neben dem Umweltaspekt sollen durch den Wechsel des Konsensverfahrens auch die Transaktionsgebühren sinken. Sie sind bei Ethereum bislang verhältnismäßig hoch. Außerdem sollen Transaktionen schneller als bisher sein, da weniger Teilnehmer diese validieren. Die geringere Anzahl an zur Validierung notwendigen Teilnehmern könnte die Blockchain Kritikern zufolge aber auch weniger sicher machen.
Größere Anleger bekommen mehr Macht
Die Befürchtung ist, dass wenige Teilnehmer mit hohen Einlagen einen zu großen Einfluss auf das Netzwerk erhalten könnten. Plattformen, auf denen kleinere Teilnehmer sich zusammentun, um ihre Einlagen zu staken, könnten ebenfalls sehr einflussreich werden.
Merge dürfte richtungsweisend für Ethereum sein
Abseits der Vorteile bei der Umweltbilanz und der Schnelligkeit bei den Transaktionen kann der Merge für Ethereum einen starken Aufschwung bringen - das aber nur, wenn das Update erfolgreich abgeschlossen werden kann. Die Kryptowährung könnte durch das gewonnene Vertrauen und die geringeren Kosten attraktiver werden und im Preis steigen.
Was alleine die Erwartung des Merges für Auswirkungen auf den Kurs hat, konnte im August 2022 gut beobachtet werden: Mitte des Monats stieg der Ethereum-Kurs stark an, sank dann allerdings wieder. Nach der offiziellen Ankündigung des Merges vom 24. August 2022 stieg er wieder.
Entscheidend für die Kursentwicklung dürfte der Verlauf des Update-Prozesses sein. Verläuft der Merge problemlos, dürfte der Kurs von Ether kurz-, aber auch mittelfristig steigen. Probleme könnten hingegen negative Auswirkungen auf den Kurs haben - und bei einem derart negativen Ausblick dürfte auch mittelfristig der Kurs sinken, da weniger Marktteilnehmer in die Währung investieren wollen.
Merge wird langfristige Auswirkungen auf den Ether-Kurs haben
Die langfristigen Auswirkungen eines erfolgreichen Updates könnten das Vertrauen in Ethereum deutlich stärken; zusammen mit der besseren Umweltbilanz gegenüber Bitcoin könnte Ether im Wert stärker steigen als die älteste Kryptowährung auf dem Markt. Große Anleger dürften zudem ein größeres Interesse an Ether als Anlage bekommen; das dürfte die Preise weiter steigen lassen. Wer aktuell bereits Ether besitzt, ist im Vorteil.
Bei einem nicht reibungslos verlaufenden Merge könnte Ethereum hingegen längerfristig Schaden nehmen: Das Vertrauen sänke, ebenso der Kurs, da auch große Investoren das Risiko eines Kaufs nicht eingehen wollen würden. Für die Blockchain ist der Merge entsprechend zukunftsweisend - vielleicht ist das Update sogar zukunftsweisend für den gesamten Kryptomarkt.
Wie reagieren alteingesessene, kritische Nutzer?
Aktuell noch schwer einzuschätzen ist der Effekt, den eine denkbare Abwanderung bisheriger Nutzer aufgrund des möglicherweise steigenden Einflusses großer Investoren haben könnte. Ob es dazu kommt, wird die Zeit zeigen.
Bis Mitte September 2022 wird es um die künftige Entwicklung von Ethereum viele Fragen und Vermutungen geben. Ist das Update abgeschlossen, wird sich zeigen, inwieweit der Merge nicht nur die Alltagsnutzung der Ethereum-Blockchain beeinflussen wird, sondern auch den Kurs von Ether. Bis wir mehr wissen, werden wohl nur die Spekulanten ihren Spaß haben.



