Esa: 56 Millionen Euro für Europas wiederverwendbare Rakete
39 Millionen für Callisto und Themis, 17 Millionen für die nächste Generation der Raketentriebwerke - aber keine Aufmerksamkeit für die aktuelle Krise.

Mit einer Finanzierung der EU-Kommission in Höhe von rund 56 Millionen Euro soll die Arianegroup die Entwicklung wiederverwendbarer Raketen für die Esa beschleunigen. 39 Millionen Euro sind für Flüge mit den Testraketen Callisto und Themis vorgesehen, die Starts und Landungen für die Entwicklung wiederverwendbarer Raketen demonstrieren sollen. Mit weiteren 17,4 Millionen Euro soll die Entwicklung einer Familie von Raketentriebwerken basierend auf Biomethan oder grünem Wasserstoff gefördert werden, als Nachfolger des Prometheus-Triebwerks.
Entgegen der Aussagen in der Pressemeldung ist das keine Erfolgsmeldung. Callisto hätte bereits 2020 fliegen und dabei Starts und Landungen mit Raketentriebwerk demonstrieren sollen. Nun soll deren Start für Ende 2022 vorgesehen sein. In der Raumfahrt kündigen solche Formulierungen erfahrungsgemäß eine Verschiebung auf 2023 an. Die nächstgrößere Rakete Themis soll Ende 2023 mit drei Prometheus-Triebwerken ausgestattet werden und damit Daten für Flüge von Raketenstufen in Originalgröße sammeln. Die Idee ist analog zur 2014 bei einem Testflug explodierten SpaceX Testrakete Falcon 9-R Dev.
Das Prometheus-Triebwerk ist ein methanbetriebenes konventionelles Triebwerk, das etwas mehr Schub entwickelt als die Merlin-Triebwerke der Falcon 9. Es ging 2015 in Entwicklung, wurde bislang aber nur in Baugruppen getestet. Eine erste Zündung steht trotz der Ankündigung für Ende 2021 noch immer aus. Meist folgt danach noch eine längere Testphase bis zur Einsatzreife. Zum Vergleich: SpaceX begann die Entwicklung des Merlin 1A mit Firmengründung 2002, schloss dessen Entwicklung im Frühjahr 2005 ab und die Rakete flog erstmals 2006.
Esa ignoriert die aktuelle Notlage
Die Testflüge von Themis sollen 2030 mit der Entwicklung der wiederverwendbaren Ariane Next enden. Konkrete Pläne oder Verträge gibt es dafür jedoch noch nicht, abgesehen von Skizzen ähnlich einer Falcon 9 oder Falcon Heavy, mit 5-7 Triebwerken pro Raketenstufe. Zurzeit versucht Arianespace den ersten Flug der Ariane 6 zu bewerkstelligen, der ähnlich wie Callisto zunächst 2020 geplant und später auf Ende 2022 verschoben wurde, wobei der Start inzwischen auch offiziell auf 2023 verschoben wurde.
Mit 17 Million Euro wird außerdem die Entwicklung einer neuen Familie von Triebwerken ohne konkrete Zielvorgaben für die übernächste Generation der Raketen ausgegeben. Eigentlich sollte der Fokus der Esa wegen des Endes der Ariane 5 sowie der Sojus-Flüge aufgrund des russischen Überfalls auf die Ukraine zurzeit auf der Entwicklung der Ariane 6 liegen sowie auf der schnellstmöglichen Beschaffung eines Ersatzes für das ukrainische RD-253-Oberstufentriebwerk der Vega. Denn die Esa kann in der aktuellen Notsituation nicht mehr Europas eigenständigen Zugang zum Weltall sichern.
Stattdessen liefern die Esa und ihre Mitgliedsstaaten ein weiteres Beispiel für langsame, ziellose Entwicklungen und Auftragsvergaben. Scheinbar reicht auch eine absolute Notsituation nicht aus, sie zu überwinden.
Nachtrag vom 5. Juli 2022, 11:34 Uhr
Der Artikel besagte irrtümlich, dass das Geld von der Esa zur Verfügung gestellt wurde. Tatsächlich stammt es von der EU-Kommission, die mit ihren Projekten die Raketenentwicklung der Esa im Rahmen einer Kooperation unterstützt.
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Völlig korrekt, habe ich im Artikel angepasst. Das stimmt so aber auch nicht. Es gibt...
Was sind denn diese vielerlei Gründe für Methan? Der triftigste Grund aus Sicht von...
Sowohl als auch. Eines der großen Probleme der russischen Raumfahrt war (besonders seit...
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