Erste Tests von Apples Headset: Tester finden Vision Pro beeindruckend, aber...

Apples erstes VR-Headset Vision Pro wird in Kürze an die ersten Vorbesteller ausgeliefert - und ist mittlerweile bei den ersten Testern in den USA gelandet. Zahlreiche Medien haben teilweise sehr detaillierte Berichte verfasst und das Headset über mehrere Tage getestet. Der Grundtenor ist meist begeistert, manches stört aber auch. Eine Übersicht.
Einig sind sich die Tester bei den Displays des Vision Pro: Die beiden Micro-OLED-Bildschirme gehören zum Besten, was es aktuell im Bereich VR-Headsets gibt. Scott Stein von Cnet(öffnet im neuen Fenster) gefällt das Vision Pro vor allem als persönliches Kino: Er findet, die Qualität sei besser als die seines Fernsehers.
Vor allem die Funktion, dass das Bild dort, wo Nutzer hinschauen, schärfer gerendert wird, funktioniert demnach gut und fällt bei der Nutzung nicht auf. Das Vision Pro kann auch 3D-Filme wiedergeben, zahlreiche Filme in der Apple-TV-Bibliothek lassen sich stereoskopisch betrachten - mit hervorragendem Raumeffekt, wie Stein findet.
Video-Passthrough mit gutem Bild
Unter anderem The Verge(öffnet im neuen Fenster) und Cnet betonen, wie gut der Video-Passthrough funktioniert: Stein zufolge hat das Vision Pro die besten Passthrough-Kameras am Markt. Nilay Patel von The Verge stellt allerdings fest, dass der Passthrough einen echten Blick durch das Headset wie bei einem AR-Gerät nicht ersetzen könne. Vor allem bei schlechteren Lichtverhältnissen sei das Bild merklich unschärfer. Der Blickwinkel ist den Testern zufolge etwas kleiner als bei Metas Quest 3.
Der fließende Wechsel zwischen Passthrough-Bild und virtueller Realität kommt bei den Testern grundsätzlich gut an. Joanna Stern vom Wall Street Journal(öffnet im neuen Fenster) (WSJ) hat das Vision Pro einen Tag lang sogar nahezu ununterbrochen getragen, was dank des guten Passthroughs problemlos funktioniert zu haben scheint. Stern merkt allerdings an, dass die eingeblendete Softwaretastatur sich nicht fürs Arbeiten eigne.
Erst nachdem sie eine Tastatur und eine Maus per Bluetooth mit dem Vision Pro verbunden hatte, konnte sie das Headset wie einen echten Rechner verwenden. Auch die anderen Tester fanden die Bildschirmtastatur etwas umständlich. Nilay Patel musste sich erst an die Gestensteuerung gewöhnen, bei der Nutzer das anzuklickende Objekt so lange anschauen müssen, bis sie es mit der Fingergeste angeklickt haben; bei der Bedienung mit einer Maus muss das nicht sein, was Patel zunächst verwirrend fand.
Sehr gutes Hand- und Augen-Tracking
Grundsätzlich sind sich die Tester aber einig, dass Hand-, Gesichts- und Augen-Tracking deutlich besser als bei der Konkurrenz sind. Die Hände werden sehr gut erkannt, die Bedienung von Vision OS scheint durchdacht zu sein. Ein Kritikpunkt ist aber, dass es zum Start des Vision Pro nur wenige speziell für das Headset optimierte Anwendungen gibt.
Laut Scott Stein hat etwa Apple Maps eine dreidimensionale Oberfläche, Pages und Garageband sehen aus wie auf einem iPad. Grundsätzlich scheint die Kompatibilität mit iPad-Apps aber eher als Vorteil gesehen zu werden - Käufer sind dadurch nicht auf nur wenige optimierte Apps beschränkt. Stein geht davon aus, dass Apple schnell weitere Apps für das Vision Pro optimieren wird.
Einige Anwendungen stehen allerdings noch nicht für das Headset zur Verfügung, wie Nilay Patel von The Verge feststellt - etwa Netflix, Spotify und Youtube. Die Dienste lassen sich allerdings im Safari-Browser nutzen, dann können sie aber nicht so gut im Raum platziert werden wie nativ in Vision OS laufende Apps.
Vision Pro wie andere Headsets bei längerer Nutzung zu schwer
Mark Spoonauer von Tom's Guide(öffnet im neuen Fenster) merkt an, dass er regelmäßig Pausen einlegen müsse, weil das Vision Pro verhältnismäßig schwer sei. Patel zufolge wiegt das Headset je nach verwendetem Kopfband zwischen 600 und 650 Gramm. Damit ist es zwar leichter als Metas Quest Pro. Dass man es, wie Apple sagt, stundenlang tragen könne, finden die Tester aber nicht.
Die Tester bemängeln die relativ niedrige Laufzeit des externen Akkus, der ca. 2,5 Stunden durchhält. Ein Argument von Patel ist: Wenn man den Akku sowieso schon extern verbaut, hätte man ihn auch größer machen können. In der Nutzung stört die Tester die externe Lösung hingegen nicht: Das Kabel ist Scott Stein zufolge lang genug, so dass er den Akku einfach in die Hosentasche stecken konnte. Das Vision Pro lässt sich auch direkt über einen Netzanschluss verwenden.
Das Vision Pro erlaubt es, Apps einfach im Raum zu positionieren, was den Testern zufolge gut funktioniert. So hat Nilay Patel von The Verge beispielsweise einige Fenster in seiner Küche positioniert und ist dann in sein Wohnzimmer gelaufen und hat dort weitere Fenster platziert. Zurück in der Küche befanden sich die dortigen Fenster immer noch an den gleichen Stellen. Das Raum-Tracking funktioniert in der Regel gut und benötigt keine Einrichtung, was die Tester vorteilhaft finden.
Als Computerersatz, wie Apple es sich vorstellt, funktioniert das Vision Pro (mit separater Maus und Tastatur) den Testern zufolge sehr gut. Dank der Passthrough-Kameras können Nutzer die Tastatur sehen, der Monitor schwebt im realen Raum. Scott Stein bezeichnet diese Art zu arbeiten als "powerful" , wenngleich er kleine Probleme bemerkt hat. So sind beispielsweise einige der Pages-Schaltflächen schlecht auszuwählen, zudem hat Stein immer wieder Funktionen durch einen Blick aufgerufen, die er gerade nicht benötigte.
Vision Pro einfach als Zusatzdisplay nutzbar
Die Verbindung zwischen einem Mac und dem Vision Pro als externem Display funktioniert Nilay Patel zufolge problemlos. Inhalte des verbundenen Macs werden in einem virtuellen Monitor in 5K angezeigt, der auf eine beliebige Größe eingestellt werden kann. Bei einer längeren Nutzung des Vision Pro als Arbeitsrechner fällt den Testern aber irgendwann wieder das Gewicht des Headsets negativ auf - ein Arbeitstag mit dem Vision Pro auf dem Kopf scheint auch mit dem bequemeren Doppelkopfband eher unangenehm zu sein.
Die Schlussfolgerungen der Tester ähneln sich: Das Vision Pro ist ein beeindruckendes Headset, das die Konkurrenz in vielen Bereichen hinter sich lässt. Allerdings ist es mit mindestens 3.500 US-Dollar auch wesentlich teurer als die Konkurrenzgeräte und weist zum Marktstart noch ein paar kleine Schwächen auf.
Scott Stein von Cnet würde Bekannten das Vision Pro aktuell nicht empfehlen; stattdessen sollten Interessenten auf eine spätere, ausgereiftere Version warten. Das Fazit von Joanna Stein vom WSJ geht in eine vergleichbare Richtung: Das Vision Pro ist ein Gerät der ersten Generation, das man vielleicht eher nicht kaufen muss.
Nilay Patel weist auf die vielen Abstriche hin, die Nutzer machen müssen. Interessenten am Vision Pro sollten sich fragen, ob sie damit leben können - etwa dem Umstand, dass das Vision Pro ein Computer ist, dessen Bildschirminhalte man nicht einfach jemandem zeigen kann. Mark Spoonauer von Tom's Guide sieht den hohen Preis kritisch und hofft, dass Apple noch eine günstigere, technisch reduzierte Version auf den Markt bringt.
In Deutschland ist das Vision Pro aktuell noch nicht zu bekommen - einen Starttermin hierzulande gibt es noch nicht. Wer sich das Headset aus den USA bestellt, muss einige Dinge beachten - so können beispielsweise keine Korrekturlinsen mitbestellt werden. Mit einer Brille auf der Nase lässt sich das Vision Pro nicht verwenden.



