Erste Github-Dokumente: Corona-App verwaltet auch Testergebnisse
Der Anforderungskatalog an die Corona-App: SAP hat erste Dokumente zur Entwicklung der App auf Github hochgeladen.

Über die geplante Corona-App der Bundesregierung sollen Nutzer auch ihr Testergebnis erfahren können. Das geht aus einem ersten Dokument hervor, das die mit der Entwicklung beauftragten Konzerne SAP und Deutsche Telekom auf Github hochgeladen haben. Das Dokument beschreibt "die funktionalen Anforderungen an die Gestaltung der App aus einer fachlichen und prozessualen Sicht". Code für Android oder iOS wurde noch nicht hochgeladen. Die "Corona-Warn-App", wie sie genannt wird, soll unter der freien Apache-Lizenz 2.0 veröffentlicht werden.
Dem Dokument zufolge soll die App auch die Möglichkeit enthalten, sich über das Ergebnis eines Corona-Tests zu informieren. "Im Fall eines durchgeführten Tests auf eine SARS-CoV-2 Infektion kann der App-Nutzer über die App den digitalen Testinformationsprozess starten und damit über das ermittelte Testergebnis benachrichtigt werden", heißt es. Dazu kann "ein auf dem Flyer des Arztes oder Testcenters vorhandener QR Code (...) mit der Warn-App gescanned werden". Darüber hinaus soll es auch möglich sein, dass Nutzer lediglich über das Vorliegen eines Testergebnisses informiert werden.
Das Hochladen der temporären oder Pseudo-IDs der Nutzer soll erst möglich sein, wenn die Infektion verifiziert wurde und der Nutzer dem Upload zugestimmt hat. Die dazu erforderliche TAN kann dann in der App eingegeben werden. Das Robert Koch-Institut besteht darauf, dass pro Test nur einmal eine Warnung ausgelöst werden kann. Damit soll ein Missbrauch der App vermieden werden. Der Nachteil: Hält sich ein Infizierter nicht an die Quarantäne-Bestimmungen und hat anschließend weitere Kontakte, können andere Nutzer nicht mehr gewarnt werden.
Die Deutsche Telekom hatte Anfang April bereits eine eigene App für die Übermittlung von Corona-Testergebnissen veröffentlicht. Es ist unklar, ob die entsprechenden Funktionalitäten und der Code in die Corona-Warn-App übernommen werden. Dazu gehört unter anderem die Einbindung der Testlabore, die die Ergebnisse an einen Server übertragen müssen. Die Covid-19-App sollte dazu beitragen, die Betroffenen schneller über das Testergebnis zu informieren. Die Benachrichtigung per Telefonanruf soll zeitraubend und fehleranfällig gewesen sein.
Telekom für Backend, SAP für die App zuständig
Die Entwicklung der eigentlichen Apps ist in dem Projekt allerdings Aufgabe von SAP. So heißt es in einem weiteren Dokument: "Deutsche Telekom stellt das Netzwerk und die Mobiltechnologie zur Verfügung und wird für den sicheren, skalierbaren und stabilen Betrieb des Backends der App sorgen. SAP entwickelt die App, das zugehörige Framework und die zugrundeliegende Plattform."
Als Grundlage für die App dienen demnach die Protokolle DP-3T (Decentralized Privacy-Preserving Proximity Tracing) und TCN sowie die Spezifikationen für Privacy-Preserving Contact Tracing von Apple und Google. Das TCN-Protokoll (Temporary Contact Numbers) soll eine Interoperabilität zwischen Tracing-Apps ermöglichen.
Durch die frühzeitige Veröffentlichung des Codes auf Github wollen SAP und Telekom bereits vor der geplanten Freigabe der App Mitte Juni die Kritik von Entwicklern einbeziehen. "Wir möchten so offen und transparent wie möglich sein, auch für Interessierte in der globalen Entwickler-Community, die nicht Deutsch sprechen. Daher wird sämtlicher Inhalt vor allem auf Englisch zur Verfügung gestellt. Wir bitten auch alle Interessierten, Englisch als Arbeitssprache zu verwenden, etwa für Entwicklerkommentare im Code, für die Dokumentation oder wenn Sie uns Anfragen senden", heißt es.
Die Bundesregierung hat die beiden deutschen Konzerne Ende April mit der Entwicklung und dem Betrieb der App beauftragt. Vorausgegangen war die Entscheidung, bei der Entwicklung der App auf einen dezentralen Ansatz zu setzen. Dabei werden die Daten von Infizierten nicht zentral auf einem Server verwaltet und ausgewertet, sondern in den Endgeräten der Nutzer. Die Betriebssystemhersteller Apple und Google wollen für diesen Ansatz in Kürze eine spezielle Bluetooth-Schnittstelle zur Verfügung stellen, die einen akkuschonenden Austausch temporärer Nutzer-IDs bei Android- und iOS-Geräten sicherstellt.
Allerdings sieht die Regierung in der App kein "Allheilmittel" zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Sie sei kein "Freifahrtschein", um sich nach dem Herunterladen der App so zu verhalten, als gäbe es keine Pandemie. Besser als die Erkennung und Unterbrechung von Infektionsketten sei es, Neuinfektionen zu verhindern. Die Erkennung sei daher erst ein zweiter Schritt. Für den Gesamtverlauf der Epidemie besäßen das Einhalten von Abständen und Hygieneregeln sowie das Tragen von Masken "eine viel zentralere Bedeutung". Selbst in Island, wo fast 40 Prozent der Bürger die Corona-App installiert haben, hält man ihren Nutzen für kaum nachweisbar.
Die Corona-Warn-App der Bundesregierung ist stark umstritten, bevor überhaupt erste Codezeilen bekannt sind. Uns würde interessieren, welche offenen Fragen wir euch im Zusammenhang mit der App noch beantworten können. Schreibt uns eure Fragen an redaktion@golem.de, Betreff: FAQ Corona-App. Danke!
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