''Illegale, falsche und irreführende Informationen''
Am stärksten betroffen von der Entscheidung ist die staatliche Firma Landsvirkjun. Der Stromkonzern produziert mehr als 70 Prozent des isländischen Stroms. Laut den Geschäftsberichten der Firma verdiente Landsvirkjun im vergangenen Jahr umgerechnet etwa 11 Millionen Euro durch den Verkauf von Herkunftsnachweisen. 2021 waren es noch 7 Millionen Euro.
Landsvirkjun sieht das Problem bei seinen Kunden, die mit der Nutzung von Ökostrom werben. "Im Wesentlichen handelt es sich um illegale, falsche und irreführende Informationen in Anzeigen und anderen Materialien, und die Regierung hat es versäumt, auf dieses wachsende Problem zu reagieren", so Landsvirkjun in einer Pressemitteilung.
Eine bemerkenswerte Äußerung, wenn man bedenkt, dass Landsvirkjun hier seinen wichtigsten Kunden mit sehr drastischen Worten illegales Verhalten vorwirft. Landsvirkjun macht auch deutlich, wo der Konzern die Lösung für das Problem sieht: Demnach fordert man die isländische Regierung auf, Gesetze zu erlassen, die ein Werben mit Ökostrom nur dann erlauben, wenn entsprechende Herkunftsnachweise erworben wurden.
Die Aluminiumkonzerne dürften das naturgemäß anders sehen. Bereits für unsere erste Recherche sprachen wir mit Alcoa über das Thema. Dort nutzt man bei der Erstellung seiner Geschäftsberichte eine ortsbasierte Berechnung des Stromverbrauchs. Sprich: Da in Island aller Strom Ökostrom ist, geht der Konzern auch davon aus, dass seine Fabriken damit betrieben werden.
Unterschiedliche Berechnungsansätze führen zu Doppelzählung
Hier prallen letztendlich zwei unterschiedliche Ansichten darüber, wie man den Stromverbrauch in der Klimabilanz eines Unternehmens berücksichtigt, aufeinander. Die eine Seite ist der Ansicht, dass man hier einen marktbasierten Ansatz wählen sollte, bei dem Zertifikate wie die EU-Herkunftsnachweise berücksichtigt werden.
Die andere Seite hingegen hält dieses Handeln von Ökostromzertifikaten für unsinnig und kritisiert den marktbasierten Ansatz. Auch in der Fachwelt gibt es für beide Sichtweisen Fürsprecher. Genau diese unterschiedlichen Ansichten führen nun aber zu einer Doppelzählung von Ökostrom, der nur einmal erzeugt wurde.
Zunächst einmal dürfen isländische Stromerzeuger keine weiteren Herkunftsnachweise verkaufen. Doch bei all dem stellt sich eine weitere Frage: Ist das ein Problem, das speziell mit der Situation in Island zu tun hat, oder treten ähnliche fragwürdige Doppelzählungen auch an anderer Stelle auf?
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Erneuerbare Energien: Islands Ökostromzertifikate werden nicht mehr anerkannt | Island gesperrt, Norwegen darf weitermachen |
Der Gedanke ist aber, dass grüner Strom durch Zertifikatverkauf braun wird. Und damit ist...
Ein grosser Vorteil von Zertifikaten ist, dass Stromproduzenten den grünen Anteil ihres...
Demnächst gegen die Überbevölkerung: jeder Mensch bekommt ein Zertifikat dass es ihm...
Kt
Kommentieren