Erneuerbare Energien: Brandenburg soll weltweit höchstes Windrad bekommen

Auf einer einstigen Braunkohlehalde in der brandenburgischen Lausitz soll das mit 365 Metern höchste Windrad der Welt entstehen, das auch bei der Energieerzeugung neue Maßstäbe setzen soll. Die Idee gehe auf den Leipziger Ingenieur Horst Bendix zurück, der sich mit der Entwicklung von Fördertechnik in der ostdeutschen Braunkohleindustrie einen Namen gemacht hatte und seit Ende der 1990er Jahre an der Optimierung von Windrädern(öffnet im neuen Fenster) arbeitet, wie die SZ berichtet.(öffnet im neuen Fenster) Er ging davon aus, dass sich in großen Höhen mehr als die doppelte Menge an elektrischer Energie als mit einem klassischen Windrad erzeugen lässt.
Um dies zu bemessen, wurde bereits im vergangenen Jahr ein 300 Meter hoher Windmessturm neben einem Windpark mit klassischen Windrädern errichtet. Dessen Messergebnisse hätten die Erwartungen übertroffen, sagte Jürgen Großmann, Chef und Gründer von Gicon, dem an der Umsetzung beteiligten Ingenieursdienstleister und Bauplaner. Im Vergleich zu einer klassischen Anlage soll die Ausbeute um 60 bis 70 Prozent höher ausfallen. In Verbindung mit Offshore-Rotorblättern sollen jährlich bis zu 50 Gigawattstunden Energie erzeugt werden können(öffnet im neuen Fenster) .
Für das Höhenwindrad wurde bisher eine Entwicklungszeit von drei Jahren benötigt. Sobald die letzten noch ausstehenden Genehmigungen erteilt wurden, soll mit dem Bau der ersten Pilotanlage begonnen werden. Nach Fertigstellung soll sie über 20 Jahre hinweg Strom erzeugen, wobei für die Entwicklung und Errichtung mit Kosten von 20 bis 30 Millionen Euro gerechnet wird.
Dabei wurde auf die Entwicklung einer eigenen Turbine verzichtet, sondern es wird auf am Markt verfügbare Typen gesetzt, wie Großmann erklärt. Man wolle die Technologie offen halten und sei nicht auf einen bestimmten Typ angewiesen.
Großmann erklärte auch, wie man die Turbine in eine solche Höhe bringen wird: Da es keinen Kran gibt, der groß genug wäre, entwickelte das Gicon-Team eine Art Teleskop-Turm. Im Inneren des äußeren Turms steckt ein zweiter, der nach oben geschoben werden kann.
Dabei unterscheidet sich der Turm von denen, die aktuell bei Windkraftanlagen genutzt werden. Mit seiner Gitterkonstruktion erinnert er eher an einen klassischen Strommast. Auf diese Weise soll nicht nur Material gespart, sondern auch der Windwiderstand - gerade bei Stürmen - verringert werden.
Interesse aus dem Ausland
Innerhalb der kommenden zehn Jahre wollen der Ingenieursdienstleister Gicon und die ebenfalls an dem Projekt beteiligte Bundesagentur für Sprunginnovationen (Sprind) deutschlandweit 1.000 Windräder bauen, wie Martin Chaumet, der dort Verantwortliche, angibt. Auf diese Weise könnten fünf Prozent des deutschen Strombedarfs gedeckt werden.
Sie sollen vorrangig in bestehenden Windparks errichtet werden, um den Genehmigungsaufwand möglichst gering zu halten. Die Genehmigungszeiträume könnten sich so von sieben bis acht auf ein bis zwei Jahre reduzieren lassen, vermutet Großmann, der ein großes Potenzial in den Anlagen sieht: 4.000 solcher Höhenwindräder mit einer Leistung von 40 Gigawatt könnten in bestehenden Windparks errichtet werden - und nicht nur hier.
Auch außerhalb Deutschlands stößt das große Windkraftrad nach seinen Angaben auf Interesse. Anfragen sollen unter anderem bereits aus Saudi-Arabien, Malaysia, Brasilien und der Türkei eingegangen sein.



