Ericsson: Telekom holt Google Cloud immer tiefer ins eigene Netz

Telekom, Ericsson und Google Cloud haben einen VoIP-Anruf über den 5G Standalone Core durchgeführt. Man arbeitet an schnellen 5G-Standalone-Produkten für externe Kunden.

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Google Cloud auf der IAA im Jahr 2019
Google Cloud auf der IAA im Jahr 2019 (Bild: Sean Gallup/Getty Images)

Deutsche Telekom hat einen Ericsson 5G Core in kurzer Zeit in die Google Distributed Cloud Edge implementiert. Das gab der Mobilfunkbetreiber am 22. Februar 2023 bekannt. In einem Labor der Telekom in Österreich führten die Partner einen VoIP-Anruf über den 5G Standalone Core mit Hardware und Diensten von Google durch.

Bei dem Test ging es darum, künftig Cloud-native Netz-Funktionen (CNFs) zu automatisieren und an neuen Orten und in kurzer Zeit bereitzustellen. Zusammen wollen Telekom, der Mobilfunkausrüster Ericsson und Google eine Branchenlösung für ein skalierbares Cloud-natives Telekommunikations-Netz entwickeln. Dabei werden Google Cloud sowie Google Distributed Cloud Edge eingesetzt, ein gemanagtes Produkt, das die Infrastruktur und die Dienste von Google Cloud näher dorthin bringen soll, wo die Daten erzeugt und genutzt werden.

"Die Deutsche Telekom baut eine Telco-as-a-Platform als Grundlage für konfigurierbare Cloud-Services auf. Gemeinsam mit Google Cloud und Ericsson arbeiten wir an einer Branchenlösung für den skalierbaren Netzbetrieb", sagte Armin Sumesgutner, Chief Technology Officer Europe der Deutschen Telekom. Man werde nun die Reise fortsetzen, um Vorteile bei Resilienz und Flexibilität unter Beweis zu stellen.

Die bestehende Zusammenarbeit der Telekom mit dem Google-Cloud-Mutterkonzern Alphabet soll 4 Milliarden Euro erwirtschaften. Das hatte Telekom-Chef Tim Höttges im Februar 2022 erklärt. Man sei eine "Partnerschaft mit Alphabet auf Augenhöhe eingegangen".

Hintergrund der Zusammenarbeit ist der technologische Vorsprung und die praktischen Erfahrungen, wie der Consultant Felix Uelsmann bei Golem.de (Paywall) erklärt hat. Demnach führt "kein Weg an den großen US-Anbietern vorbei, wenn man zukunftssichere Cloud-Lösungen nutzen möchte. Niemand kann den massiven Entwicklungsvorsprung noch einholen, über die diese Anbieter verfügen. Google Cloud Platform (GCP) existiert seit 2008, Microsoft Azure seit 2010 und Amazons AWS seit 2006. Man kauft also nicht nur Innovation und Verlässlichkeit, sondern auch jahrelange Erfahrung im Krisenmanagement. Ich habe nun einige Erfahrung mit kleinen wie großen Anbietern gemacht und leider spricht bisher das Incident Management nicht für die kleineren Anbieter." Im Bereich Sicherheit und Spionage seien die US-amerikanischen Hyperscaler "nicht das Problem, sondern stark finanzierte Einrichtungen der USA wie die NSA und deren Möglichkeiten, Zero-Day-Exploits zu finden und zu horten".

Jedoch sind die Hyperscaler zur Zusammenarbeit mit der NSA verpflichtet. Bei Uelsmann bleibt die Frage offen, ob die Anwendbarkeit von US-Gesetzen wie Patriot Act und Cloud Act ausgeschlossen ist, nach denen die USA und ihre Geheimdienste weitreichende Zugriffsmöglichkeiten auf die Daten von US-Cloudprovidern auch im Ausland haben. Diese Möglichkeit stünde im Widerspruch zum deutschen Datenschutz, besteht aber nach US-Recht.

Welche Nutzerdaten befinden sich im Mobilfunk-Core?

Im Core befinden sich die Telefonnummer des Nutzers, die IP-Adresse, Mobility Information oder IMSI (International Mobile Subscriber Identity). Über die dort liegenden Nutzerdaten finden sich wenig detaillierte Aussagen der Netzbetreiber. Telefónica erklärte: "Ein Kernnetz bildet das Rückgrat der mobilen Kommunikationsnetze und verbindet viele regional verteilte Standorte in Deutschland. So befördert das Backbone-Netz unter anderem die Nutzdaten der vielen Millionen Kunden."

Thomas Tschersich, Chief Security Officer (CSO) der Deutschen Telekom, erklärte dazu dem Deutschen Bundestag (PDF): "Das Kernnetz besteht aus mehreren Teilkomponenten mit dedizierten Aufgaben. Die Hauptaufgabe besteht in der Steuerung der Kommunikation, inklusive Zugangsregelung, Aufbau und Beendigung von Verbindungen sowie dem Management der Mobilität der Kunden. Auch die Art und der Umfang der zur Verfügung gestellten Dienste werden über Komponenten des Kernnetzes koordiniert."

Die Netzelemente im Kernnetz gelten laut Tschersich aufgrund ihrer Relevanz als kritische Netzkomponenten. Aus dem Kernnetz heraus erfolgt demnach auch die Übergabe an das Internet, andere Telekommunikationsnetze im In- und Ausland sowie an eigene Dienste-Plattformen.

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Bonarewitz 23. Feb 2023 / Themenstart

War auch mein erster Gedanke. Aber mal ehrlich: Ob das Corenetz nun physikalisch auf...

ZerP 22. Feb 2023 / Themenstart

Mit dem Unterschied, dass die NSA Skandale besser und in größerer Zahl "dokumentiert...

Bodhi 22. Feb 2023 / Themenstart

Ist das dann ein Beitrag zur groß angekündigten europäischen Datencloud oder der...

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