Das Gesamtpaket als Verkaufsargument
Bei all diesen Werten liegt Daimler nicht unbedingt vorn, was die Elektromobilität betrifft. Sowohl bei Reichweite, Ladeleistung oder Beschleunigung ist die Konkurrenz von Tesla oder Audi derzeit um einiges voraus. Firmenchef Dieter Zetzsche blieb daher bei der Präsentation in Stockholm nichts anderes übrig, als auf das "Gesamtpaket" zu verweisen. Schließlich sei der EQC ein "echter Mercedes", was beispielsweise Sicherheitsaspekte oder Komfort betreffe. Zetzsche bezeichnete den Start der neuen EQ-Serie als "Beginn einer neuen Ära" und als "Meilenstein", vergleichbar mit dem Verkauf der früheren Partnerfirma Chrysler oder dem Start der S-Klasse im Jahr 1972.
Zu dem Gesamtpaket gehört selbstverständlich eine Vernetzung über die App Mercedes Me, mit der sich der Ladezustand überwachen und das Auto vorklimatisieren lässt. Über die App will Mercedes auch den Ladevorgang erleichtern. Mit Hilfe des Dienstes Mercedes me Charge sollen die Fahrer bei mehr als 200 Ladestationenbetreibern in Europa laden und bezahlen können. Das gilt auch für das Netz von Ionity, an dessen Aufbau sich Daimler zusammen mit BMW und Audi beteiligt.
Kein induktives Laden geplant
Auffällig am Fahrgestell sind zwei Stahlrohre, die in die Fahrgastzelle hineinragen und dem Aufprallschutz dienen sollen. Die Elektromotoren wiederum sind über Gummilager zweifach gegenüber Hilfsrahmen und Karosserie entkoppelt. Der ohnehin geräuscharme Elektroantrieb soll damit im Innenraum noch leiser werden, wenn er mit bis zu 13.000 Umdrehungen pro Minute rotiert.
Verabschiedet hat sich Daimler hingegen vorerst vom induktiven Laden. Während BMW seit einigen Monaten eine solche Lösung für den 530e anbietet, soll das berührungslose Laden weder für die Plugin-Hybride der Mercedes S-Klasse noch für den EQC kommen. Vor einem Jahr hatte Daimler noch ein solches System angekündigt, das zusammen mit Bosch entwickelt werden sollte. Die Entwickler wollen nach eigenen Angaben noch abwarten, bis es Ladeleistungen im Bericht 7 kW oder mehr gibt.
Was ist progressiver Luxus?
Wie sieht nach Vorstellung des Unternehmens daher der typische EQC-Käufer aus? Steht die Kernmarke Mercedes für den "modernen Luxus" und ein Maybach für den "ultimativen Luxus", soll sich die EQ-Serie durch "progressiven Luxus" auszeichnen. "Dieser entsteht durch das Zusammenspiel einer bislang unbekannten Schönheit, dem bewussten Aufeinandertreffen digitaler und analoger Elemente sowie dem nahtlosen ineinander Übergehen von intuitivem und physischem Design", heißt es ziemlich verschwurbelt in der Pressemitteilung. Als Beispiele für das neue Mercedes-Design stehen der neu gestaltete Kühlergrill und der Innenraum in einer "avantgardistischen Elektro-Ästhetik". Dabei soll der Lamellenkragen der Instrumententafel an die Kühlrippen eines Hi-Fi-Verstärkers erinnern.
Daimler will darüber hinaus eine spezielle "EQ Community" aufbauen, die mit Veranstaltungen wie "EQ Dinner" oder "EQ Night" gelockt werden sollen. Dort sollen "inspirierende Persönlichkeiten mit der Marke in Kontakt kommen und sich mit Gleichgesinnten über die Mobilität von morgen austauschen können". Daneben will Mercedes ein Online-Forum für die Nutzer aufbauen.
Flexible Produktion nach Bedarf
Eher praktischer Luxus ist hingegen die Möglichkeit, eine Anhängerkupplung anbauen zu lassen. Diese sind bei Elektroautos, wenn man nicht gerade ein Tesla Model X besitzt, eher Mangelware. Mit dem EQC lassen sich daher auch mal der Pferdetransporter und der Wohnwagen anhängen, was für die Zielgruppe sicherlich ein größeres Kaufargument als der Lamellenkragen an der Instrumententafel sein dürfte.
Ob die neue EQ-Serie ebenso erfolgreich wie die S-Klasse wird, steht aber noch nicht fest. Daimler hat sich daher eine möglichst flexible Produktionsstrategie ausgedacht. Zunächst soll der EQC im Werk Bremen vom Band laufen. Allerdings nur nach Bedarf, so dass die Elektroautos nicht massenweise auf Halde produziert werden. Mit der flexiblen Produktion sollen aber lange Lieferzeiten, wie derzeit bei Elektroautos üblich, der Vergangenheit angehören. Auch die Batterien stammen aus der Eigenproduktion. Dazu wurden von der Firmentochter Deutsche Accumotive im sächsischen Kamenz die erforderlichen Kapazitäten aufgebaut. Die Zellen wiederum kommen von asiatischen Herstellern, wobei Daimler keinen konkreten Lieferanten nennen wollte.
Ein weiteres Werk ist in der chinesischen Hauptstadt Peking geplant, wo schon jetzt jährlich 400.000 Mercedes-Autos produziert werden. An seiner Strategie, bis 2022 alle Mercedes-Modelle mindestens in einer elektrifizierten Variante anzubieten, hält das Unternehmen fest. Auch dabei spielt der EQC eine wichtige Rolle. Denn die nun entwickelte modulare Technik soll in den künftigen EQ-Modellen ebenfalls verwendet werden.
Mit den ersten Elektro-SUVs von Daimler und Audi nimmt die Elektromobilität zweifellos Fahrt auf. Für den Erfolg im Massenmarkt dürfen die Modelle aber kein Luxus mehr sein, und sei er noch so progressiv.
Offenlegung: Golem.de hat auf Einladung von Daimler an der Präsentation des EQC in Stockholm teilgenommen. Unsere Berichterstattung ist davon nicht beeinflusst und bleibt gewohnt neutral und kritisch. Der Artikel ist, wie alle anderen auf unserem Portal, unabhängig verfasst und unterliegt keinerlei Vorgaben Dritter; diese Offenlegung dient der Transparenz.
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Deswegen sage ich ja ich gehe mal davon aus, dass du das nicht gesehen hast. Kommt halt...
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