Bau von Testanlage in Eisenhüttenstadt wurde nicht realisiert
Wir stellten daraufhin eine Anfrage an das Umweltministerium nach dem Informationsfreiheitsgesetz und erhielten mehrere Hundert Seiten an Korrespondenz zwischen dem Ministerium und Arcelor Mittal.
Aus den Dokumenten geht hervor, dass das Umweltministerium auf eine Realisierung des Projekts drängte und auch bereit war, das Projekt mit 30 Millionen Euro zu fördern. Bei Arcelor Mittal war man allerdings eher zurückhaltend. Das Unternehmen plante zeitweise, neben dem Projekt in Eisenhüttenstadt ein weiteres Projekt im französischen Florange zu errichten, allerdings nur, wenn dafür weitere Fördergelder eingeworben werden können. Das gelang aber nicht.
2011 kündigte Arcelor Mittal eine Planänderung an: Statt den Hochofen selbst zu betreiben, sollte dieser in eine Forschungsgesellschaft ausgelagert werden. Man wollte wohl das Risiko des Betriebs mindern. Von Seiten des Umweltministeriums wurde allerdings klargemacht, dass damit alle bisherigen Förderzusagen nicht mehr gelten, da diese auf einen Einsatz im normalen Geschäft abzielten. Das dürfte das Ende des Projekts eingeleitet haben, denn mit dieser Auseinandersetzung endet die Korrespondenz 2012.
Pilotanlage in Holland ist weiterhin in Betrieb
Top Gas Recycling war nicht die einzige Technologie, die vom ULCOS-Projekt untersucht wurde. Am weitesten brachte es eine Technologie namens Hisarna, bei der von der Firma Corus (später Tata Steel) immerhin 2010 eine Pilotanlage im niederländischen IJmuiden gebaut wurde, die immer noch in Betrieb ist. Das Hisarna-Konzept unterscheidet sich von der klassischen Stahlproduktion darin, dass verschiedene Vorverarbeitungsschritte vermieden werden und dadurch eine höhere Effizienz erreicht werden soll.
Dabei könnten 20 Prozent der CO2-Emissionen vermieden werden. Teilweise gibt Tata Steel auch höhere Werte an, das funktioniert allerdings nur, wenn man neben Kohle auch Biomasse einsetzt. Biomasse ist eine theoretische weitere Option, eine weniger klimaschädliche Stahlproduktion zu ermöglichen. Allerdings sind die Möglichkeiten, Biomasse ökologisch zu gewinnen, begrenzt.
2018 kündigte Tata Steel an, in Indien eine größere Hisarna-Anlage zu bauen. In einer Broschüre von 2020 ist nur noch davon die Rede, dass Tata Steel den Bau in Erwägung zieht. Eine Anfrage zu dem Projekt hat Tata Steel nicht beantwortet.
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