Wasserstoff: Der Kampf um die Gasnetze
Die Gasindustrie will künftig mit Wasserstoff heizen, viele Fachleute lehnen das ab. An der Frage entscheidet sich die Zukunft der Gasnetze.

Rund 500.000 Kilometer Erdgasleitungen gibt es in Deutschland. Darum, was mit diesen Leitungen passiert, wenn das Land klimaneutral wird, ist ein Streit entbrannt. Die Gasnetzbetreiber hoffen, das Netz mittelfristig auf grüne Gase wie Wasserstoff umzustellen. Doch insbesondere bei den Gasverteilnetzen gibt es Zweifel, ob diese überhaupt noch gebraucht werden.
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Fossiles Erdgas wird als Rohstoff in der Industrie, zur Stromerzeugung und zur Wärmegewinnung genutzt. Eines ist aber klar: In einer klimaneutralen Zukunft kann kein fossiles Gas mehr verbrannt werden.
Bei der Verbrennung entsteht zwar weniger Kohlendioxid als bei Kohle oder Öl, doch die Emissionen sind immer noch erheblich. Dazu kommen Methanemissionen bei der Förderung oder durch Lecks. Methan, der Hauptbestandteil von Erdgas, ist selbst ein hochaktives Treibhausgas.
Erdgasbranche will künftig grüne Gase verkaufen
Der Lobbyverband der Branche, "Zukunft Erdgas", hat sich im vergangenen Jahr umbenannt und heißt nun "Zukunft Gas". Signalisiert werden soll: Die Branche will weiterhin Gas verkaufen, aber in Zukunft sollen es grüne Gase sein. Gemeint ist damit in erster Linie klimafreundlich produzierter Wasserstoff. Dazu kommen in geringerer Menge Methan aus Biogas und synthetisch hergestelltes Methan.
"Die Erdgaskunden von heute sind die Wasserstoffkunden von morgen", sagte kürzlich Gerald Linke vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) in einer Bundestagsanhörung, in der es um die künftige Regulierung von Wasserstoffnetzen ging.
Doch die Vorstellungen von Verbänden wie Zukunft Gas und DVGW sind nicht unumstritten. Ihnen gegenüber stehen viele Fachleute, die Wasserstoff vor allem dort einsetzen wollen, wo es wenige oder keine klimaneutralen Alternativen zum Wasserstoff gibt, beispielsweise in der Stahl- und Chemieindustrie.
Wasserstoff als "Champagner der Energiewende"
Die Ökonomin Claudia Kemfert hat hierfür den Begriff vom Wasserstoff als "Champagner der Energiewende" geprägt. Wenn mit Hilfe von Strom Wasserstoff hergestellt wird, entstehen immer Umwandlungsverluste. Effizienter ist es daher, wo immer das möglich ist, Strom direkt einzusetzen. Der Wasserstoff, der auf absehbare Zeit nur in begrenzten Mengen verfügbar ist, soll den Branchen vorbehalten bleiben, in denen es keine effizienteren Optionen gibt.
Für die Gasbranche, und insbesondere für die Gasnetzbetreiber, steht bei dieser Diskussion viel auf dem Spiel. Sie wollen ihre Netze auch in Zukunft nutzen und sehen sie als wichtigen Teil der Energiewende. Eine große Rolle spielt dabei die Frage, ob künftig mit Wasserstoff geheizt werden soll.
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