Energieversorgung: Schwankende Netzstabilität in der Nähe von Datenzentren

US-amerikanische Haushalte, die sich im Umkreis von circa 20 Meilen (rund 32 Kilometer) eines Rechenzentrums befinden, könnten besonders häufig von Qualitätsschwankungen bei der Stromversorgung betroffen sein. Zu diesem Ergebnis kommt das Nachrichtenportal Bloomberg(öffnet im neuen Fenster) , das die Daten intelligenter Ting-Sensoren der Firma Whisker Labs zur Überwachung der Netzstabilität in amerikanischen Haushalten ausgewertet hat.
Die zugrunde liegenden Daten stammen von über einer Million solcher Sensoren, die laut dem Bericht so weit verbreitet sind, dass sich fast 90 Prozent der US-amerikanischen Haushalte im Umkreis von einer halben Meile (circa 800 Meter) eines solchen Geräts befinden. Dies ermöglicht es, die durchschnittliche Stromqualität in einem bestimmten Gebiet sowie die Anzahl der davon betroffenen Haushalte zu ermitteln.
Bei der Auswertung wurde festgestellt, dass in der Nähe von großen Rechenzentren besonders häufig Oberwellen auftraten, durch die die Schwingung der Netzfrequenz verzerrt wurde. Dies bewertete der CEO von Whisker Labs, Bob Marshal, als frühes Anzeichen für ein überlastetes Stromnetz.
KI ein "sehr großer Hammer" für das Stromnetz
Hasala Dharmawardena, leitender Ingenieur für Energiesystemmodellierungsstudien bei der North American Electric Reliability Corp., sagte dazu, dass es besonders wichtig sei, die Auswirkungen von KI auf das Stromnetz zu verstehen. Diese seien "ein sehr großer Hammer" für das Netz. Weiter sagte er: "Das Rechenzentrum ist eine sehr große Belastung. Nehmen Sie Ihr Haus und rechnen Sie es mal 10.000. Das ist der Unterschied zwischen Ihrem Haus und einem Rechenzentrum."
Die Netzbetreiber wiesen die Ergebnisse der Auswertung allerdings zurück und stellten die Genauigkeit der zugrunde liegenden Daten infrage. Da die Sensoren von Whisker Lab in Häusern installiert werden, würden sie nicht direkt die Oberschwingungen im Netz messen, sagte ein Sprecher von Commonwealth Edison, dem größten Stromversorger im US-Bundesstaat Illinois.
Der Stromversorger Dominion Energy aus Virginia stellte nach eigenen Angaben ebenfalls keine Verzerrungen fest und äußerte gegenüber Bloomberg, dass sich die eigenen Messungen innerhalb der Industriestandards bewegten. Es habe zwar einzelne Vorfälle mit größeren Störungen gegeben, diese seien aber auf fehlerhafte Konfigurationen und "Kinderkrankheiten" neuer Geräte im Netz zurückzuführen - und umgehend behoben worden.
Eigene Übertragungsleitung und Umspannwerke
Die Rechenzentren, die an das Netz von Dominion angeschlossen seien, benötigten zudem eigene Umspannwerke und Transformatoren, wodurch sie von nahe liegenden Stromkreisen isoliert seien und nur begrenzte Auswirkungen auf andere Kunden hätten, ergänzte ein Sprecher des Unternehmens.
Es befinde sich außerdem eine neue Übertragungsleitung im Bau, durch die allgemeine Einschränkungen bei der Stromqualität und -zuverlässigkeit behoben werden sollen. Zudem werden die von Dominion versorgten Rechenzentren von Umspannwerken versorgt, die über ein von der Versorgung von Haushalten getrenntem Netz angeschlossen seien. "Oberschwingungen, die von einer der Kundenklassen erzeugt werden, beeinträchtigen also nicht die jeweils andere" , teilte der Netzbetreiber mit.
Die sichere Versorgung von Verbrauchern mit Energie stellt die Netzbetreiber immer wieder vor Probleme. Insbesondere der Betrieb von Rechenzentren ist sehr energieaufwendig und übersteigt zum Beispiel in Irland den Strombedarf aller Einwohner .



