Energiepreise: Für viele Haushalte wird der Strom 2025 günstiger

Etwa ein Viertel des Strompreises macht das Netzentgelt aus. Mehrere Netzbetreiber wollen diese 2025 senken, sodass für viele Stromkunden der Preis sinken wird. Das gilt vor allem für die ländlichen Bereiche der Bundesländer im Norden und Osten sowie in Bayern. Andernorts steigt der Preis jedoch.
So wollen etwa die Verteilnetz-Töchter von Eon die Netzentgelte teilweise deutlich senken, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa) unter Berufung auf den Energieversorger. Die Eon-Töchter decken etwa 700.000 Kilometer Stromleitungen ab, das ist etwa ein Drittel des gesamten deutschen Verteilnetzes.
So senkt etwa Schleswig-Holstein Netz die Netzentgelte im kommenden Jahr um 27 Prozent. Das Unternehmen ist für große Teile des nördlichsten Bundeslandes zuständig, mit Ausnahme von Kiel und Lübeck. Die E.Dis Netz GmbH in Brandenburg reduziert die Entgelte um 20 Prozent. Bei der Mitteldeutschen Netzgesellschaft Strom mbH (Mitnetz) aus Cottbus wird es 10 Prozent günstiger.
Auch in Bayern sinken die Netzentgelte
In Bayern senken das Bayernwerk und die Lechwerke die Netzentgelte. Bei ersterer sind es 11 Prozent, bei letzterer sogar 27 Prozent. Daneben reduzieren auch andere Netzbetreiber die Netzentgelte, etwa der kommunale Netzbetreiber Wemag aus Mecklenburg-Vorpommern. Es gibt rund 800 Stromnetzbetreiber in Deutschland.
Syna in Hessen hebt die Entgelte hingegen um fünf Prozent, Westnetz aus Nordrhein-Westfalen um ein Prozent. Für Kunden, die in den Netzgebieten dieser beiden Eon-Töchter wohnen, wird der Strompreis leichte steigen.
Netzentgelte werden von Gas- und Stromlieferanten als eine Art Gebühr an die Netzbetreiber gezahlt und an die Verbraucher weitergeleitet. Auch die Kosten für den Stromnetzausbau werden auf die Netzentgelte umgelegt. Allerdings haben die vier Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW angekündigt(öffnet im neuen Fenster) , das durchschnittliche Netzentgelt der Höchst- und der Umspannungsebene anzuheben: 2025 soll es 6,65 Cent pro Kilowattstunde betragen. Bisher sind es 6,43 Cent pro Kilowattstunde. Dies entspricht einem durchschnittlichen Anstieg von 3,4 Prozent.
Die Änderung der Entgelte kommt aufgrund einer neuen Vorschrift der Bundesnetzagentur(öffnet im neuen Fenster) zustande, nach der die finanziellen Lasten des milliardenschweren Umbaus der Energienetze anders verteilt werden: Die Netze müssen vor allem dort stark ausgebaut werden, wo viel Ökostrom erzeugt wird, etwa durch Windräder im Norden.
Dort wird nur ein Teil des Stroms gebraucht, der andere Teil fließt gen Süden, um Großstädte oder Industriezentren zu versorgen. Dass der ländliche Teil von Bayern entlastet wird, liegt daran, dass dort viele Photovoltaik-Anlagen neu installiert wurden und die Netze deswegen aufwendig ausgebaut werden mussten.
Die Netzagentur will faire Netzentgelte
Für den Ausbau der Netze müssen dünn besiedelte Regionen mit viel Windrädern und Photovoltaik-Anlagen bislang mehr zahlen als Regionen mit relativ wenigen Windrädern und wenig Solaranlagen - obwohl diese Regionen von dem Stromzufluss profitierten. "Wir wollen faire Netzentgelte für die Menschen und Unternehmen, die in Regionen mit einem starken Ausbau der Erneuerbaren leben beziehungsweise wirtschaften" , sagt Netzagentur-Chef Klaus Müller.
Der Energieanbieter Wemag, der sowohl Netzbetreiber als auch Lieferant ist, hat bereits angekündigt, die Entgeltsenkung seiner Netzbetreiber-Sparte in Mecklenburg-Vorpommern an die Kunden weiterzureichen. So könnte es aussehen: Ein durchschnittlicher Haushalt zahle bei einem Verbrauch von 3.500 Kilowattstunden im kommenden Jahr 9,47 Cent pro Kilowattstunde statt 15,5 Cent. Das entspricht einer Ersparnis um 211 Euro im Jahr.
Andere Energiefirmen wollen ihre Kunden ebenfalls entlasten. Sie müssen die Netzentgelt-Senkung zwar nicht unbedingt als niedrigeren Preis an den Endkunden weiterreichen, aufgrund des Wettbewerbs am Markt wird die Entlastung aber über kurz oder lang beim Stromkunden ankommen. Würden die Energiefirmen den Preis nicht entsprechend senken, würden sie wohl Kunden verlieren.
Netzagentur-Chef Müller zeigt sich zufrieden mit der Entgeltentwicklung. "In vielen ländlichen Regionen Nord- und Ostdeutschlands und auch in Bayern lagen die Netzentgelte in der Vergangenheit zum Teil deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt" , sagt er. "Es ist uns gelungen, dass diese Menschen bei den Netzentgelten deutlich entlastet werden."
Nach den ersten Meldungen von Netzbetreibern geht die Behörde davon aus, dass das Entlastungsvolumen bei mehr als zwei Milliarden Euro liegen wird. "Die Entlastung führt auf der anderen Seite zu überschaubaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher in Deutschland" , sagt der Behördenpräsident und fordert die Stromlieferanten auf, diese Vorteile zügig an den Endkunden weiterzugeben. "Kundinnen und Kunden sollten darauf achten, dass die Vergünstigungen bei ihnen ankommen oder ihren Lieferanten wechseln."



