Was passiert mit dem strahlenden Abfall?
Mindestens ein halbes Jahr, wahrscheinlich mehr als ein Jahr, würde es dauern, bis neue Brennstäbe geliefert werden könnten. Die Zahl der Anbieter ist begrenzt und die wichtigsten kommen nicht in Frage: Einer der größten Uranproduzenten ist der russische Staatskonzern Rosatom. Größer ist nur Kazatomprom, ein Staatskonzern aus dem mit Russland verbündeten Kasachstan.
Knapp 40 Prozent des Urans bezog die Europäische Union (EU) nach Angaben der Europäischen Atomgemeinschaft (Euratom) im Jahr 2020 von den beiden Marktführern. Viele Atomkraftwerke in der EU werden zum großen Teil mit Uran aus Russland oder Kasachstan betrieben. Das gilt auch für die drei verbliebenen in Deutschland.
Der Abbau des Urans ist alles andere als umweltfreundlich oder kohlendioxidneutral. Zudem sei der Uranbergbau "ein neokoloniales Geschäftsmodell", kritisiert der Uranatlas: "Vier der weltweit zehn größten Uranminen liegen auf dem Land indigener Völker" in Kanada, Australien und Niger.
Die Brennstäbe müssen abklingen
Ein Weiterbetrieb würde den endgültigen Atomausstieg um mindestens ein weiteres Jahr hinauszögern. So lang dauert es, bis Brennstäbe ausgebrannt und abgeklungen sind und in einem Castor (kurz für Cask for Storage and Transport of Radioactive Material, Behälter zur Aufbewahrung und zum Transport radioaktiven Materials) abtransportiert werden dürfen.
Hier tut sich das nächste Problem auf: Mehr Brennstäbe bedeuten mehr strahlenden Müll, der sicher zwischen- und schließlich endgelagert werden muss. Zwischengelagert wird der Müll in Castoren. Derzeit sind etwa 1.900 Castoren in Gebrauch. "Die für jeden Castor-Behälter genehmigte maximale Gesamtaktivität liegt etwa in der gleichen Größenordnung wie die in Tschernobyl freigesetzte Gesamtaktivität", schrieb Base-Präsident Wolfram König in einer Stellungnahme.
Ein Endlager für hochradioaktive Abfälle gibt es noch nicht. Als 2011 der Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen wurde, war aber abzusehen, welche Mengen es für mehr als eine Million Jahre sicher einzulagern gilt. Seit 2017 wird nach einer entsprechend dimensionierten Lagerstätte gesucht.
Die muss bis 2031 gefunden sein. Mit neuen Abfällen würde das Problem weiter verschärft, das ohnehin kompliziert genug ist. "Heute muss ich leider konstatieren, dass ich das Zieldatum 2031 für nicht mehr realistisch halte", schrieb König in der Stellungnahme.
Für die Kosten der Zwischen- und Endlagerung richteten Regierung und Betreiber 2017 einen Fonds ein, in den die vier Unternehmen 24 Milliarden Euro einzahlten. Dafür übernimmt der Staat die Risiken für die End- und Zwischenlagerung des Atommülls. Sollte mehr Müll anfallen, müsste möglicherweise auch der Fonds aufgestockt werden.
Da die Betreiber zudem ihre Kraftwerke auf das geplante Ende fahren, fehlt es schlicht an qualifiziertem Personal, das die Reaktoren weiter betreiben könnte. Eine Laufzeitverlängerung sei deshalb "illusorisch", sagte EnBW-Chef Jörg Michels dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel. "Das funktioniert so nicht." EnBW betreibt Neckarwestheim 2 bei Heilbronn.
Hinzu kommt, dass die Atomkraftwerke umfassend auf deren Sicherheit überprüft werden müssten.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Energiekrise: Brauchen wir Atomkraftwerke noch? | Eine Verlängerung ist wie ein Neuanfang |
Was sollte man da modernisieren? Selbst die Betreiber wollen nicht mehr weiterbetreiben...
Ich würde mir wünschen, daß man solche Artikel auf die Trollwiese verschieben könnte...
Dann lass doch mal die Fakten hören
Es ist ja auch ein tolles Foto - das weitaus beste, das ich dazu finden konnte. Vielen...
Kommentieren