Energica: Sprachsteuerung beim Motorrad darf kein Nervenkitzel sein
Motorräder sollen mit Sprachsteuerung hipper werden. Der E-Motorrad-Hersteller Energica will die Ablenkung reduzieren, erreicht wird das Gegenteil.

Autos mit Sprachsteuerung gibt es schon einige - sie hören beispielsweise auf "hey Mercedes" und "hallo ID", um dann die Sitzheizung anzuschalten, die Lüftung oder die Navigation zu aktivieren oder gar die nächste Ladesäule zu suchen. Nun soll diese Funktion auch ins Motorrad eingebaut werden - E-Motorrad-Hersteller Energica hat sich dazu mit Zubehörhersteller Cellularline und Systemintegrator Alascom aus Italien verbündet.
Die Kooperation zielt darauf ab, mit Hilfe der Cellularline-Kommunikationssysteme für Motorräder und einer Alascom-App auf einem Smartphone Funktionen des Motorrads per Sprachbefehl zu steuern. Der Fahrer soll mit einem Signalwort die Anfrage starten - das Motorrad antwortet per Bluetooth-Audio im Helm.
"Dank dieses innovativen Kommunikationsprotokolls kann der Fahrer einfach und ohne Ablenkung Informationen über sein Fahrzeug abrufen. Bei der Entwicklung dieses Projekts haben wir uns auf Branchenführer wie Cellularline und Alascom verlassen", so Giampiero Testoni, Technikchef von Energica. Unabhängig davon, was am Kommunikationsprotokoll so innovativ sein soll, verfolgt das Unternehmen den falschen Kurs, wie sein Partner Alascom unfreiwillig aufzeigt: "Alascom nutzt künstliche Intelligenz, um einen Sprachassistenten für das Energica-Bike zu entwickeln, der den Nervenkitzel des Fahrers steigert, mit intuitiven Sprachbefehlen, um die wesentlichen Funktionen des Motorrads zu überprüfen und zu steuern".
Kein Motorradfahrer braucht den Nervenkitzel durch eine Sprachsteuerung seines Bikes. Es ist bekannt, wie schlecht Spracherkennung und Sprachsteuerung im Zweifelsfall funktionieren, selbst wenn sie von Firmen wie Apple oder Google jahrelang optimiert wurden. Sich darauf zu verlassen, dass auf Zuruf auch wirklich beispielsweise die Traktionskontrolle auf das gewünschte Level eingestellt wird, ist mutig.
"Motorrad, schalte das ABS ein"
Wichtige Informationen holt sich der Motorradfahrer mit einem kurzen Blick auf das passende Instrument viel schneller als mit einer sorgsam formulierten Sprachabfrage, bei der dann auch noch das Ergebnis vorgelesen und verstanden werden muss. Also genau das Gegenteil von dem, was Giampiero Testoni, Technikchef von Energica, mit den Worten "Der Fahrer kann ohne Ablenkung Informationen über sein Fahrzeug erhalten" verspricht.
Es handelt sich um ein Paradebeispiel, das zeigt, was passieren kann, wenn die Marketingabteilung die Produktentwicklung bestimmt, ohne dass die Interessen oder gar die Erfahrungen der Kunden mit einfließen.
IMHO ist der Kommentar von Golem.de. IMHO = In My Humble Opinion (Meiner bescheidenen Meinung nach).
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Mein Moped hat links Licht, Hupe und Blinker. Rechts Killschalter, Anlasser und...
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