Encrochat-Ermittlungen: Vermögen von 30 Millionen Euro beschlagnahmt
Das im Zuge des Encrochat-Hacks in Berlin beschlagnahmte Vermögen hat sich in den letzten Monaten verfünfzigfacht. Die Gelder sollen der Polizei zugutekommen, fordert ein Politiker.

Im Zuge der Encrochat-Ermittlungen sind die beschlagnahmen Vermögenswerte im Milieu der organisierten Kriminalität in den vergangenen sechs Monaten allein in Berlin um das Fünfzigfache gestiegen. Das geht aus einer Antwort der Berliner Senatsverwaltung auf eine Anfrage des Berliner Abgeordneten Sebastian Schlüsselburg (Linke) hervor, die Golem.de vorliegt.
Demnach waren bis November 2021 Bargeld, Luxusgegenstände, Waffen und Drogen im Wert von rund 650.000 Euro beschlagnahmt worden. Bis Mai 2022 stieg die Summe laut der Senatsverwaltung auf rund 30 Millionen Euro. Insgesamt laufen in Berlin 744 Verfahren mit Encrochat-Bezug. 34 Personen befinden sich demnach in Untersuchungshaft.
"Die bisherige Ermittlungsarbeit ist ein großer Erfolg für den Rechtsstaat", sagte Schlüsselburg zu Golem.de. Er forderte, "einen Teil des abgeschöpften kriminellen Vermögens auch direkt zur Stärkung von Polizei, Staatsanwaltschaften und Gerichten zu verwenden".
2020 hatten Polizeibehörden aus Frankreich und den Niederlanden in Kooperation mit Europol und Eurojust den verschlüsselten Messenger Encrochat gehackt. Europol begründete den Hack "mit einem sehr hohen Anteil an Nutzern, die vermutlich an kriminellen Aktivitäten beteiligt waren". Im März 2021 wurde zudem der Dienst Sky ECC gehackt.
Fingerabdrücke auf Fotos überführen mutmaßliche Täter
Die ausgeleiteten Daten beider Messenger wurden auch an die Strafverfolgungsbehörden in Deutschland weitergegeben. Im Falle der Berliner Polizei handelt es sich um insgesamt 1,6 Millionen Datensätze. Bei den Ermittlungen sollen laut dem Landeskriminalamt teilweise neue forensische Verfahren eingesetzt worden sein, wie der Rundfunksender RBB berichtet.
So konnten aus den übertragenen Fotos teils kleinste Details wie Fingerabdrücke rekonstruiert werden. In Großbritannien konnte auf diese Weise ein Drogenhändler anhand eines selbstgeschossenen Fotos von einem Käse überführt werden.
Auch die Daten aus dem Sky-ECC-Hack wurden an die Berliner Polizei weitergegeben. "Der Datenbestand soll angeblich viermal so groß sein wie bei Encrochat", sagte Schlüsselburg. "Es wird also noch mehr Arbeit auf die Strafverfolgungsbehörden zukommen." Sowohl der Encrochat-Hack durch die Polizeibehörden als auch die Weitergabe und Auswertung der Daten - auch durch das Bundeskriminalamt (BKA) - sind umstritten.
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