Zynisch-abwertender Ton in den Medien
Der klassische Kommentar zur E-Mobilität in einer konservativen Zeitung liest sich bis heute so:
"Ein paar Elektroautos auf dem Freigelände einer Automesse werden die Menschheit nicht zum Umsteigen bewegen. Gerade läuft wieder so eines im Test, und zwar kaum mehr als halb so lange wie versprochen, dann ist die Batterie leer. Vielleicht ist die Elektromobilität wirklich bald der Gewinner des Klimawandels - aber nur, weil den Akkus dann nicht mehr so kalt ist. Selbst auf die Gefahr hin, als bemooster Konservativer zu gelten: Wenn par ordre du mufti etwas abgeschafft wird, sollte das, was kommt, besser oder wenigstens der Plan schlüssig sein. Weg mit dem Plastik, wer beweist uns, dass Papiertüten und Jute grüner sind? Weg mit der Kohle, wodurch wird sie ersetzt? Weg mit dem Kleingeld, das können wir nachvollziehen. Und weil nun auch die Briten weg sind, gebührt ihnen unsere zweite Träne."
Woher kommt dieser ewige zynisch-abwertende Ton? Dieses hämische Herrenreitertum? Worum geht es hier eigentlich?
PS spielen keine Rolle mehr
Ich bin inzwischen mit Elektroautos einmal zum Mond und zurück gefahren. Ich bin noch nie wegen Strommangel liegengeblieben. Ich nutze auch den Zug, wenn es geht, aber oft muss ich aus beruflichen Gründen in entlegene Ecken. Ich fahre im Winter in die Berge, auch bei 10 Grad minus und die Reichweite sinkt dann vorübergehend vielleicht um 15 Prozent. Ich empfinde Elektromobilität als eine elegante, schöne und natürlich noch entwickelbare Technologie. Ich bin kein Verzichtsfanatiker, im Gegenteil. Die Art und Weise, wie ein Elektroauto beschleunigt, ist allen Verbrennern überlegen. E-Autos überwinden auf elegante Weise alte automobile Reflexe. Sie haben unfassbar viele PS, aber PS spielen plötzlich keine Rolle mehr.
Man fährt mit dieser Technologie langsamer, konstanter, ruhiger. Man steigt aus dem Statusrennen auf der linken Autobahnspur aus. E-Fahren ist eher ein Gleiten. Es lehrt uns, Pause zu machen und diese Pausen auch zu genießen. Es nähert das Autofahren wieder dem Reisen an, wie wir es früher machten, als wir unterwegs auch mal eine Kleinstadt am Rande der Straße besuchten.
Tesla hat angekündigt, dass ab nächstem Jahr die Supercharger in 15 Minuten die ganze Batterie laden. Wir sind eigentlich eher dagegen. Uns ist das zu schnell. Zu jeder Technik gehört eine Kulturtechnik. Und vielleicht geht es gerade darum.
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