Elektronische Krankmeldung: eAU-System funktioniert in der Praxis "überhaupt nicht"

Familienunternehmer erleben ein Chaos der Zuständigkeiten und bürokratischen Mehraufwand. Buchhaltungen müssten viele Vorgänge doppelt bearbeiten.

Artikel veröffentlicht am ,
eAU: Eigentlich eine gute Idee, aber ...
eAU: Eigentlich eine gute Idee, aber ... (Bild: Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen)

Das neue verpflichtende System der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) soll laut Kritikern bisher kein Fortschritt sein. "In der Praxis funktioniert das neue System leider überhaupt nicht", sagte Reinhold von Eben-Worlée, Präsident des Verbandes Die Familienunternehmer, dem Handelsblatt. "Wir erleben ein Chaos der Zuständigkeiten und bürokratischen Mehraufwand durch Doppelstrukturen."

Bei manchen Unternehmen würden die Daten zu spät oder gar nicht ankommen, geht aus einer Umfrage des Verbands hervor, der sich bei den Mitgliedern im Auftrag des Bundesjustizministeriums nach den zehn größten Bürokratiehemmnissen erkundigt hat. Die anonymisierten Rückmeldungen liegen dem Handelsblatt vor.

Wer ab 2023 krank wird, muss den "gelben Schein" theoretisch nicht mehr selbst umständlich in zwei Briefen an die Firma und die Krankenkasse versenden. Unternehmen erhalten die elektronische AU eigentlich zeitnah von der Krankenkasse, die diese von der Arztpraxis übermittelt bekommt. Arbeitsunfähig melden müssen sich Beschäftigte jedoch weiterhin. In Arztpraxen wird derzeit noch oft gesagt, dass man an dem digitalen System bisher nicht teilnehme. Beschäftigte schicken sicherheitshalber einen Ausdruck der eAU an die Firma.

Das Kinderkrankengeld wurde nicht in das neue System integriert. Hier gibt es weiterhin den ausgedruckten gelben Schein. Gleiches gilt für private Ärzte und Privatversicherte oder Minijobber. Von Eben-Worlée kritisierte: "In der Umsetzung müssen die Buchhaltungen viele Vorgänge doppelt anfassen, und es kann zu erheblichen Verzögerungen bei der Lohnabrechnung kommen, die wiederum die Arbeitnehmer treffen."

FDP will schnelle Gesetzesänderung

Der Bundesverband Mittelstand BVMW erklärte bereits am 10. Januar, dass die eAU für viele kleine und mittelgroße Betriebe in der Einführungsphase zusätzlichen bürokratischen Aufwand bedeute. So sei vorgesehen, dass der Arbeitgeber die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erst fünf Tage, nachdem der Beschäftigte krankgeschrieben wurde, bei der Krankenkasse abrufen kann.

"Die eAU wird dem Arbeitgeber also nicht automatisiert übermittelt. Rechnet man die gesetzliche Pufferzeit von 14 Tagen hinzu, in der die eAU nachgereicht werden kann, können aus einer einfachen Krankschreibung jeden Monat deutliche Rückrechnungen resultieren", sagte Hans-Jürgen Völz, Chefvolkswirt des Bundesverbandes. Für die Unternehmen sei dies eine "unkalkulierbare zusätzliche Belastung".

Laut dem FDP-Bundestagsabgeordneten Maximilian Funke-Kaiser sei eine automatisierte Weiterleitung der eAU an die Arbeitgeber nötig. Außerdem müssten die privaten Krankenkassen eingebunden werden. "Das von Gesundheitsminister Lauterbach geplante Digitalgesetz wäre eine Möglichkeit, diese Änderung schnell auf den Weg zu bringen", sagte Funke-Kaiser.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Potrimpo 11. Mär 2023 / Themenstart

Meine Antwort absichtlich nicht gelesen?

Lemo 11. Mär 2023 / Themenstart

In Klitschen vielleicht. Ordentliche Unternehmen (wie auch wir als IT-Dienstleister...

Potrimpo 09. Mär 2023 / Themenstart

Potzblitz. Du hast ja Ideen. Gehen zwar am Thema großzügig vorbei, aber immerhin. Nicht...

karazon 08. Mär 2023 / Themenstart

Ich war bisher auf deiner Seite, aber das "Passt also :)" hilft deinem Kunden nicht...

Kommentieren



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Entlassungen bei Techfirmen
Weniger Manager sind besser

Entlassungen sind schlimm, aber die Begründungen dafür etwa von Meta kann ich zum Teil verstehen. Auch die Forderungen nach Rückkehr ins Büro finde ich richtig.
Ein IMHO von Brandur Leach

Entlassungen bei Techfirmen: Weniger Manager sind besser
Artikel
  1. Reddit: Stundenlanger Ausfall, weil niemand mehr den Code kennt
    Reddit
    Stundenlanger Ausfall, weil niemand mehr den Code kennt

    Die Analyse eines schwerwiegenden Ausfalls bei Reddit zeigt, wie kritisch institutionelles Wissen sein kann.

  2. E-Fuels: EU-Kommission widerspricht Scholz im Verbrennerstreit
    E-Fuels
    EU-Kommission widerspricht Scholz im Verbrennerstreit

    Sollten die Angaben der EU-Kommission im Streit um das Verbrenner-Aus zutreffen, wäre das für die Bundesregierung blamabel.

  3. LTT: Linus Tech Tips von Krypto-Scammern gehackt
    LTT
    Linus Tech Tips von Krypto-Scammern gehackt

    Der Hauptkanal der Linus Media Group auf Youtube sowie mindestens ein Neben-Channel wurden von Hackern übernommen - und für Scam-Livestreams genutzt.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Ryzen 9 7900X3D 619€ • Crucial SSD 2TB (PS5) 158€ • Neu: Amazon Smart TVs ab 189€ • Nur bis 24.03.: 38GB Allnet-Flat 12,99€ • MindStar: Ryzen 9 5900X 319€ • Nintendo Switch inkl. Spiel & Goodie 288€ • NBB Black Weeks: Rabatte bis 60% • PS5 + Spiel 569€ • LG OLED TV -57% [Werbung]
    •  /