Lastmanagement von Anfang an einplanen
Holder empfiehlt dazu: "Das Wichtige ist erst einmal, sich innerhalb einer Eigentümergemeinschaft auf ein Verfahren zu einigen, um dann auch die Möglichkeit eines Lastmanagements zu haben." Doch das ist gar nicht so einfach. Denn wenn sich die Elektroautobesitzer nach und nach Wallboxen unterschiedlicher Hersteller an die Wand schraubten, würde es nachträglich mit dem Lastmanagement kaum noch klappen.
Aus diesem Grund hat das Konzept von Charge Here durchaus seinen Charme. Denn für die gesamte Tiefgarage sind nur so viele Steuerungs- und Schaltkomponenten erforderlich, wie Autos gleichzeitig geladen werden können. Diese können zentral in der Unterverteilung untergebracht werden. Das reduziert die Kosten für die einzelnen Wallboxen, die sonst je nach Ausstattung zwischen 500 und 1.000 Euro kosten. Allerdings ist dazu ein Lastmanagement erforderlich, das den Strom je nach Bedarf auf die einzelnen Stellplätze verteilt.
Eigenentwicklung von Charge Here
Diese Schaltgeräte sind eine Eigenentwicklung von Charge Here. Zudem hat die EnBW-Tochter nach eigenen Angaben "virtuelle Stromzähler" entwickelt. Mit diesen könne jeder Ladepunkt und Nutzer korrekt abgerechnet werden. Die Lösung befinde sich derzeit im Baumusterprüfprozess bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). "Sobald diese erfolgt ist, kann nach einer Modul-F-Prüfung eine eichrechtskonforme Abrechnung erfolgen", erläuterte Netze-BW-Sprecher Jörg Busse. Die in Tamm installierten Zähler dienten lediglich zur Messwertaufnahme.
Die Grundinstallation mit den erforderlichen Komponenten könnte somit in einer Unterverteilung installiert werden, während die Ladebuchsen je nach Bedarf angebracht und angeschlossen werden. Hohen Anfangskosten stünden damit geringe Kosten für eine Erweiterung der Infrastruktur gegenüber.
Das Lastmanagement kann anhand des Ladeverhaltens zudem erkennen, ob ein zweiphasiger E-Golf oder ein dreiphasiger i3 angeschlossen ist. Darüber hinaus kann bei einem firmeninternen Einsatz des Systems ein "Scoring-Algorithmus" entscheiden, wann welches Fahrzeug geladen wird. "Es werden immer die Fahrzeuge mit dem höchsten Score geladen. Jedes Fahrzeug verliert mit der Ladezeit und/oder geladenen Kilowattstunden Punkte", sagte Busse. Je nach Priorisierung erhalte ein Auto mehr oder weniger Punkte. So könne ein Vertriebsmitarbeiter mehr Punkte als ein Sachbearbeiter mit festen Bürozeiten erhalten. Somit würde das Auto des Außendienstlers immer laden und hätte geringere Ladezeiten als das eines Büroangestellten. Ebenfalls geplant sei ein "Sofort-Laden-Button". Diese Option könnten die Nutzer dann auswählen, wenn sie mit ihrem RFID-Tag den Ladevorgang starten.
Brandschutz "emotionales Thema"
Keine besondere Lösung bietet das Charge-Here-Konzept hingegen bei Brandfällen. Eine Fernabschaltung der Anlage durch den Netzbetreiber sei nicht möglich, sagt Holder. Der Strom lässt sich jedoch am Übergangspunkt von Trafostation zu Tiefgarage abschalten. Der Netzbetreiber räumt ein, dass der Brandschutz ein sehr emotionales Thema darstelle und auch auf der Eigentümerversammlung eine wichtige Rolle gespielt habe. Nach Ansicht der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (VFDB) bergen solche Brände von Elektroautos in Tiefgaragen "erhebliches Risikopotenzial" und müssen besser erforscht werden.
Netze BW hat nach eigenen Angaben die Feuerwehr Tamm von Anfang an in das Projekt eingebunden. Im Gespräch mit Golem.de hatte VFDB-Präsident Dirk Aschenbrenner erläutert: "Wir wissen aber jetzt schon durch die Brände im Freien, dass sie sehr brandintensiv und löschmittelintensiv sind. Das heißt: Man muss sich zum Beispiel auch fragen, wo das ganze Löschwasser bleibt. Kann es aufgefangen werden, kann das alles an Ort und Stelle ablaufen?" Dieses Problem sieht Netze BW in Tamm nicht, da zur Löschung von Autobränden Zusatzmittel wie F 500 eingesetzt werden könnten, um den Löschwasserbedarf zu senken. Allerdings soll Wasser nicht nur zum Löschen des Brandes, sondern auch zum Kühlen des Akkus genutzt werden, um ein thermisches Durchgehen zu verhindern.
Anders als beim Testprojekt in Ostfildern, wo Netze BW sechs Monate lang die Netzbelastung durch Elektroautos in einem Wohngebiet mit Einfamilienhäusern untersucht hatte, soll der Versuch in Tamm bis Ende des Jahres laufen. Bis dahin könnte sogar die Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes in Kraft getreten sein, die Mietern und Eigentümern einen Anspruch auf eine Lademöglichkeit in Tiefgaragen oder auf Parkplätzen ermöglichen soll. Gut möglich, dass es künftig deutlich mehr Elektromobilisten sich den Traum einer Tiefgarage wie in Tamm erfüllen können.
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Es ist aber ein kleiner Unterschied zwischen Verbrenner und EAuto wenn es darum geht wie...
Mit Verlaub, aber das ist doch vorne und hinten Käse: Es sind rund 45 Plätze...
Antwort auf den OP jogibaer 1. Die anderen werden nicht mitziehen. 2. Überlege, ob eine...
Mit Feuerwehrspritzen problemlos löschbar, informieren statt nach Gefühl gehen.