Extreme Wendigkeit in der City

Für große Begeisterung sorgte hingegen immer wieder der - dank Heckantrieb - extrem kleine Wendekreis von nicht einmal zwölf Metern, der den Elektro-Bus trotz seiner Länge von 4,71 Metern auch im Stadtverkehr erfreulich handlich macht. Zumal die beiden (in unserem Fall elektrischen) Schiebetüren das Be- und Entladen des Passagierraums nicht nur beschleunigen, sondern auch sehr platzsparend gestalten.

Das Rückwärts-Einparken des Autos vor einer Wallbox in der Tiefgarage hingegen brauchte etwas Gewöhnungszeit. Dank der Rückfahrkamera und deren 360-Grad-Darstellung auf dem zentralen Info-Display gab es zwar keine toten Winkel. Aber wegen der großen - natürlich ebenfalls elektrisch betriebenen Heckklappe - gilt es, ordentlich Abstand zur Wand zu lassen. Andernfalls kann das Ladekabel nicht aus dem Einkaufskorb herausgefischt werden, der unter dem Zwischenboden im Gepäckabteil auf seinen Einsatz wartet.

Kein Platz für Head-up-Display

Wünschen würden wir uns einen kleinen Frunk vorne (zur Unterbringung des Kabels) und die Positionierung der Ladebuchse vorne statt hinten rechts. Aber das gibt der Modulare Elektro-Baukasten (MEB) derzeit nicht her. Und bis auf weiteres müssen die Käufer des ID.Buzz auf das aus den Schwestermodellen ID.3 und ID.4 bekannte Head-up-Display verzichten - es soll später nachgereicht werden. Wandernde Lichtstreifen müssen als optische Unterstützung der Navigationsanzeigen erst einmal reichen.

Und wo wir gerade beim Navi sind: Warum dieses Monate nach der Fertigstellung der Anlage immer noch nicht den großen Ladepark der EnBW in Kamen kannte, blieb uns auf einer Fahrt gen Norden ein Rätsel, das Volkswagen alsbald auflösen sollte.

Denn gerade im Winter machen solche Informationen den Unterschied zwischen einem guten und weniger guten Elektroauto aus. Der ID.Buzz mag Plug & Charge beherrschen - aber um diese Technik nutzen zu können, sollte man alle verfügbaren Ladepunkte im Umkreis des Standorts kennen. Zumal, wie wir schnell feststellten, die niedrigen Temperaturen und der erhöhte Heizbedarf (des Fahrzeugs, nicht des Fahrers) dazu führen, dass der Energieverbrauch unterwegs kräftig steigt.

Reichweite schrumpft auf 290 Kilometer

Genügten uns im Spätsommer im Schnitt noch 21,4 Kilowattstunden für 100 Kilometer Strecke, brauchte es nun für die gleiche Streckenlänge durchschnittlich 24,7 kWh. Mit dem Ergebnis, dass die Reichweite von 350 auf etwa 290 Kilometer zusammenschnurrte. Das hohe Gewicht und die Aerodynamik einer Küchenanrichte lassen schon keine Verbrauchswunder zu. Die Kälte und der erhöhte Energiebedarf der Nebenverbraucher tun ein Übriges. Die Beschränkung der Höchstgeschwindigkeit auf 145 km/h ist vor dem Hintergrund sinnvoller, als man es im Sommer wahrhaben wollte.

  • Platz ist reichlich in der zweiten Reihe. Wer mehr Platz benötigt, kann die Sitzbank verschieben oder teilweise oder komplett zusammenklappen. Für eine komplette Entnahme bräuchte es allerdings Werkzeug. (Bild: Franz W. Rother)
  • Temperaturen um den Gefrierpunkt mögen weder Elektroautos noch Ladesäulen. Entsprechend länger werden die Ladepausen im Winter - Gleichstrom hin oder her. (Bild: Franz W. Rother)
  • Der ID.Buzz wird serienmäßig mit Schiebetüren geliefert, die gegen Aufpreis elektrisch betrieben werden. Der Einstieg ist gut, aber knapper bemessen als im klassischen Bulli. Dort sitzt der Fahrer auch weiter vorn mit weniger Abstand zur Frontscheibe. (Bild: Franz W. Rother)
  • Maximal fünf Personen passen aktuell in den VW ID.Buzz. Eine siebensitzige Langversion soll dieses Jahr nachgereicht werden. (Bild: Franz W. Rother)
Der ID.Buzz wird serienmäßig mit Schiebetüren geliefert, die gegen Aufpreis elektrisch betrieben werden. Der Einstieg ist gut, aber knapper bemessen als im klassischen Bulli. Dort sitzt der Fahrer auch weiter vorn mit weniger Abstand zur Frontscheibe. (Bild: Franz W. Rother)

Auch die Ladeleistungen zeigten sich der Witterung angepasst. Theoretisch kann der ID.Buzz Gleichstrom bis zu 170 Kilowatt (kW) aufnehmen. Aber bei den (witterungsbedingt zahlreichen) Stopps an Schnellladern kamen wir nicht über 149 kW hinaus. Was zum großen Teil aber vermutlich auch an den Ladesäulen lag. Immerhin wurde die Top-Ladeleistung bis zu einem Soc (State of Charge, Ladestand) von über 30 Prozent gehalten - erst jenseits von 40 Prozent verlor der Energiefluss deutlich an Fahrt. Eine durchschnittliche Ladeleistung von 85 kW auf dem Weg von 10 bis 80 Prozent - damit lässt sich aber gut leben.

Listenpreis von über 80.000 Euro

Insgesamt ist der ID.Buzz ein angenehmer Reisegefährte. Nichts für Raser, aber für Zeitgenossen, die das entspannte Fahren mit einem Elektromobil zu schätzen wissen. Und die nicht knausern müssen: In der Basisversion kostet der Volkswagen bereits 64.581 Euro, unser topausgestatteter Testwagen stand mit einem Gesamtpreis von 80.812 Euro und 90 Cent in der Preisliste. Allein die Zweifarblackierung schlägt mit 2.642 Euro zu Buche, das Ladekabel lässt sich VW mit 77,35 Euro extra bezahlen. Alles inklusive Mehrwertsteuer und vor dem Umweltbonus in Höhe von 4.500 Euro.

Das muss man sich leisten können. Aber wer über ein solch großes Budget verfügt, wird viel Freude an dem Auto haben. Weil der Buzz nicht nur praktisch und alltagstauglich ist, sondern auch an kalten Tagen das Herz zu erwärmen versteht. Und wie oft liegt in unseren Breiten schon noch Schnee?

Hinweis: Dieser Artikel ist am 7. Februar 2023 zuerst bei unserem Kooperationspartner Edison.media erschienen.

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 Elektroauto: Wie schlägt sich der ID.Buzz im Winter?
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sampleman 01. Mär 2023 / Themenstart

Und ich sitze in einem ID.Buzz als großer Fahrer auch erheblich angenehmer als im Tesla...

treysis 20. Feb 2023 / Themenstart

Ehm, es sind aber 16 m³!

Isodome 18. Feb 2023 / Themenstart

Das stimmt (weswegen ich auch von dem Gedanken einen zu kaufen Abstand genommen habe...

Lars J. 18. Feb 2023 / Themenstart

Ich finde die Farbgebung im Innenraum sieht aus wie... Naja wie das Farbdesign einer...

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