Electronic Arts: Streit um das "schlimmste US-Unternehmen"

Seit acht Jahren lässt das nordamerikanische Blog Consumerist seine Leser wählen, welches US-Unternehmen sie für das schlimmste(öffnet im neuen Fenster) halten. 2012 hat Electronic Arts gegen die Bank of America gewonnen; über die Entscheidung wurde auch jenseits der Spiele- und IT-Fachpresse ausgiebig berichtet. 2013 treffen im Finale erneut EA und das Finanzinstitut aufeinander. Die Endergebnisse sollen in ein paar Stunden veröffentlicht werden.

Peter Moore, Chief Operating Officer und damit der momentan wohl zweitwichtigste Manager von Electronic Arts, hat sich per Firmenblog(öffnet im neuen Fenster) über die Wahl beschwert, bei der sein Unternehmen aller Voraussicht nach den Preis namens "Golden Poo" gewinnt. Er räumt ein, dass EA wie jedes große Unternehmen viele Fehler mache, darunter sei auch der verunglückte Start von Sim City.
Andere Punkte, die er für die Gründe für die wahrscheinliche Wahlentscheidung hält, weist Moore zurück. So schreibt er, dass wohl viele noch immer glauben würden, die Always-on-Funktion von Sim City sei letztlich nur aus Kopierschutzgründen eingebaut worden - das sei aber nicht wahr. Eine weitergehende Begründung liefert Moore hierzu nicht, dabei gibt es tatsächlich Hinweise darauf, dass Sim City auch ohne Verbindung zu den Servern laufen könnte.
Eine weitere mögliche Ursache, über die sich Moore ärgert: Viele der Wähler seien sauer, dass sich Electronic Arts relativ stark für homosexuelle Gruppen einsetzt - und unter anderem in einigen Rollenspielen von Bioware auch schwule und lesbische Beziehungen zulässt. Laut Moore haben Mitarbeiter von EA auf konservativen US-Webseiten Aufrufe gefunden, EA zum schlimmsten Unternehmen zu wählen; Beispiele nennt der Manager nicht.
Er nennt noch eine Reihe von weiteren Gründen dafür, dass EA möglicherweise erneut gewählt wird - und die er allesamt für nicht sonderlich stichhaltig hält. So gebe es jährlich Mailinglisten, mit denen Sportspielfans zum Protest gegen den jeweiligen Coverathleten von Madden aufrufen.
Die Redaktion von Consumerist hat in einem Artikel auf die Aussagen von Moore(öffnet im neuen Fenster) geantwortet. Man habe keinerlei Traffic gemessen, der von konservativen Seiten wegen Homophobie zu der Wahl verlinkt worden sei. Sehr wohl aber habe man Traffic von Spieleseiten und -foren feststellen können, also von unzufriedenen Kunden. Bereits bei der Nominierung von EA habe es unter Hunderten von Einreichungen keine einzige mit derartigem Hintergrund gegeben.
Soweit man das feststelle, seien die Wähler sauer wegen des Geschäftsgebarens von EA. Etwa darüber, dass der Publisher immer wieder kleinere Entwickler aufkaufe und die Studios ebenso wie deren Spiele eingehen lasse. Auch mit den exklusiven Rechten an vielen Sportligen und -ereignissen seien viele Gamer nicht einverstanden. Weitere Gründe seien unter anderem Mikrotransaktionen in Spielen, wo sie nach Auffassung der Wähler nicht hingehören.
Nachtrag vom 9. April 2013, 18:20 Uhr
Wie erwartet hat Electronic Arts zum zweiten Mal den Titel als schlimmstes US-Unternehmen erhalten, so Consumerist(öffnet im neuen Fenster) .



