Zu spät für erste Generation von klimafreundlichen Stahlwerken
Diese Argumente ähneln denen in vielen anderen Bereichen, die vor der Frage stehen, ob der klimaneutrale Umbau mit Wasserstoff oder direkt mit Hilfe von Elektrizität erfolgen soll, etwa beim Heizen oder bei Pkws. Inzwischen sind sich die meisten Experten einig, dass die direkte Elektrifizierung zu bevorzugen ist, denn sie ist schlicht effizienter.
Die Stahlerzeugung gilt allerdings bisher in diesen Diskussionen als einer der Sektoren, in denen Wasserstoff besonders sinnvoll eingesetzt ist. Die Stahlindustrie wird dabei vielfach als "No-Regret"-Option für die Nutzung von Wasserstoff bezeichnet, da es bislang die einzige Technologie ist, die als Alternative zu den Kohlehochöfen verfügbar ist.
Die Siderwin-Technologie dürfte für die erste Generation einer klimafreundlichen Stahlerzeugung dabei schlicht zu spät kommen. Zwar ist die Pilotanlage ein Fortschritt, doch mit einer Produktion von 100 Kilogramm ist sie noch weit von einer industriellen Größenordnung entfernt.
Wasserstoff-Direktreduktion kann auf bestehende Technologien aufbauen
Die Stahlerzeugung mit Wasserstoff hat hier einen Vorteil: Sie kann auf bereits bestehende Technologien aufbauen. Es gibt bereits sogenannte Direktreduktionsanlagen, die mit Erdgas arbeiten, eine davon steht in Hamburg.
Die Direktreduktion kann auch mit Wasserstoff betrieben werden, die technischen Unterschiede sind vergleichsweise gering. Vorreiter ist hier der schwedische Konzern SSAB, der im Sommer bereits eine erste Lieferung von Wasserstoff-Stahl verkündet hat.
Neben der Nutzung einer weitgehend bereits bekannten Technologie bietet diese Konstellation auch eine Möglichkeit der schrittweisen Umstellung: Bei Neuinvestitionen können Stahlkonzerne Direktreduktionsanlagen bauen, die zunächst mit Erdgas betrieben werden. Diese können dann auf Wasserstoff umgestellt werden, sobald dieser in ausreichenden Mengen zur Verfügung steht.
Stahlkonzerne müssen jetzt Investitionsentscheidungen treffen
Die Organisation Agora Energiewende hat kürzlich in einer Publikation herausgearbeitet, dass die Zeit für die Stahlindustrie drängt. Laut den Berechnungen von Agora werden etwa 70 Prozent der weltweiten Kohlehochöfen bis 2030 das Ende ihrer Laufzeit erreichen, es besteht also ein hoher Bedarf an Neuinvestitionen.
Sprich: Für viele Stahlkonzerne stehen in den nächsten Jahren Entscheidungen darüber an, in welche Technologien investiert wird. Hier kann es zu gestrandeten Investitionen kommen, wenn weiter Kohle-basierte Anlagen gebaut werden. Diese können künftig nicht mehr betrieben werden, wenn Klimaschutzziele erreicht werden sollen.
Für jetzt anstehende Großinvestitionen ist eine Technologie, die bisher nur in einer kleinen Pilotanlage funktioniert, keine Option. Damit dürfte klar sein, dass zumindest für die erste Generation an klimafreundlichen Stahlwerken die Direktelektrolyse keine Alternative zur Wasserstoff-Direktreduktion ist. Siderwin und auch die Technologie von Boston Metal sind dabei aber interessante Optionen für die fernere Zukunft.
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Flexibles Abschalten senkt Bedarf für Stromspeicher |
ist doch cool: Stahl ohne Hochofen!
Nun, die neue darf ja noch über ein Jahrzehnt eingesetzt werden... daher, kommt die neue...
Eigentlich etwas was ich hier immer eher von Deutschen höre.
Sauerstoff ist zwar unheimlich nützlich, aber selbst bei der Wasserstoffherstellung per...