Einsätze im Mittelmeer: Frontex will 13.000 Geflüchtete mit Drohnen aufgespürt haben
Nach Malta stationiert die EU-Grenzagentur jetzt auch eine Langstreckendrohne auf Kreta. Zur Aufklärungstechnik gibt es widersprüchliche Angaben.

Frontex hat nach eigenen Angaben in 300 Fällen mindestens 13.000 Geflüchtete mithilfe von Langstreckendrohnen entdeckt und an die zuständigen Küstenwachen gemeldet. Seit Mai des vergangenen Jahres stationiert die EU-Grenzagentur für derartige Einsätze eine Heron 1 des israelischen Rüstungskonzerns IAI in Malta. Die Drohne ist offiziell auf die maltesische Luftwaffe zugelassen.
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Den Auftrag für Frontex-Drohnen erhielt der deutsche Ableger des Airbus-Konzerns in Bremen, der auch vier Heron 1 für die Bundeswehr in Mali fliegt. Sie werden von einer mobilen Anlage am Rande des internationalen Flughafens nahe der maltesischen Hauptstadt Valletta gesteuert. Weitere Techniker von Airbus sind dort für Wartung und Reparatur zuständig.
Teurer Frontex-Flugdienst
In den kommenden Wochen werde der Einsatz einer Heron 1 in Griechenland folgen, kündigte Frontex in einer kürzlich vor europäischen Küstenwachen gehaltenen Präsentation (PDF) an. Damit ergänzt die Grenzagentur ihren bemannten Flugdienst aus geleasten Charterflugzeugen, der mit über 150 Millionen Euro einen beträchtlichen Teil des Budgets für Operationen ausmacht.
Den Beschluss zur Beschaffung von Drohnen traf die Agentur kurz nach der sogenannten Migrationskrise von 2015 und einer Änderung der Frontex-Verordnung. Die erste Ausschreibung führte zunächst ins Leere, Testflüge mit einer Heron 1 und einer AR5 der portugiesischen Firma Tekever begannen deshalb erst 2018.
Ein Jahr später beauftragte Frontex den italienischen Rüstungskonzern Leonardo mit Probeflügen seiner Falco-Drohne. 2019 setzte Frontex für mehrere Monate eine israelische Hermes 900 ein, allerdings verunglückte die riesige Drohne beim Start und erlitt Totalschaden.
Erst mit dem Airbus-Vertrag übernahm Frontex Drohnen in den alltäglichen Einsatz. Gefordert waren zunächst 1.200 Flugstunden. Für den Fall, dass die Bedingungen nicht erfüllt würden, sollte Elbit mit einer Hermes 900 einspringen. Frontex ist jedoch zufrieden mit Airbus, der Vertrag wurde deshalb um weitere 1.870 Flugstunden aufgestockt (PDF).
Streaming ins Hauptquartier
Airbus ist nicht nur für die Steuerung der Heron 1, sondern auch für die Nutzlast zuständig. Zur Überwachung aus der Luft sind die Drohnen mit elektro-optischen Kameras, Infrarotsensoren, einem Laserentfernungsmesser sowie einem maritimen Radar ausgestattet. Die Technik stammt wie die Drohne selbst von IAI und ihrer Tochterfirma ELTA.
Ebenfalls an Bord ist ein sogenanntes Notfunkfeuer zur Positionsbestimmung. Hierzu können die Sensorbediener einen Laserpointer auf einen Seenotfall richten, um etwa Schiffen den Weg dorthin zu weisen.
Die aufgenommenen Sensordaten werden von Airbus über einen verschlüsselten Datenlink per Satellit direkt ins Hauptquartier von Frontex in Warschau gestreamt. Eine eigens eingerichtete Frontex-Einheit (PDF) wertet diese aus und trifft bei einer Sichtung von Flüchtlingsbooten die Entscheidung über Folgemaßnahmen.
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