Raspberry Pi Foundation bleibt gelassen
Dennoch sieht die Raspberry Pi Foundation dem EU-Austritt Großbritanniens gelassen entgegen. "Wir liefern bereits Raspberry-Pi-Produkte weltweit aus, darunter in viele Länder, zu denen das Vereinigte Königreich keine bevorzugten Handelsbeziehungen hat", sagte der Chef von Raspberry Pi (Trading) Ltd, Eben Upton, auf Nachfrage von Golem.de. Daher erwarte er "keine Auswirkungen in Bezug auf Preis oder Verfügbarkeit bei EU-Lieferungen im Falle eines No-Deal-Brexits".
Ein solch klare Aussage hat Golem.de von deutschen Resellern nicht erhalten. Dennoch ist man zum Beispiel bei dem Berliner Händler Sertronics recht entspannt. Einkaufsleiter Rene Lorbeer verwies auf Anfrage von Golem.de darauf, dass es sich bei den Raspberry-Produkten um Computer handele. Solche "automatischen Datenverarbeitungsmaschinen", wie sie beim Zoll heißen, würden bei der Einfuhr aus Drittstaaten in die EU regelmäßig mit null Prozent besteuert. Reseller hätten daher beim Computer-Import aus Ländern wie den USA, China oder der Schweiz keinerlei Warenzölle zu bezahlen.
Reichelt erwartet höhere Kosten
Doch wie beim Beispiel des Hifiberry müssen auch Händler die Einfuhrumsatzsteuer bezahlen. Die Wiederverkäufer können diese Steuer beim Import jedoch als "durchlaufenden Posten" betrachten und führen die Umsatzsteuer erst beim Verkauf des Produktes ab. "Daher sehen wir es derzeit nicht, dass die Preise hier signifikant ansteigen werden und sind hier aktuell noch entspannt", sagte Lorbeer.
Der Versandhändler Reichelt äußerte sich vorsichtiger. "Ob und zu welchen Auswirkungen es im Falle eines harten Brexits kommt, können wir nicht vorhersehen", teilte das Unternehmen auf Anfrage von Golem.de mit. Über das Ausmaß dieser Auswirkungen könne nur spekuliert werden. "Aus unserer Sicht ist es wahrscheinlich, dass sich die durch den harten Brexit entstehenden Kosten irgendwo niederschlagen müssen. Eine mögliche Konsequenz wären daher höhere Preise und steigende Versandkosten", hieß es weiter.
Produkte liegen schon auf Halde
Um preislich im Falle eines harten Brexits mit der Konkurrenz weiter mithalten zu können, habe Reichelt "bereits vorsorglich für ausreichend Sicherheitsbestände der Raspberry-Pi-Komponenten gesorgt". Da jedoch nicht alle Effekte eines harten Brexits und seine Auswirkungen auf Marktpreise und Verfügbarkeiten vorhersehbar seien, "besteht weiterhin ein gewisses Restrisiko für Preisänderungen und die Verfügbarkeit der Waren".
Der Versandhändler Conrad Electronic wollte keine Angaben zu den möglichen Auswirkungen eines No-Deal-Brexits machen. Solange es keine endgültige Entscheidung zum Brexit gebe, könne das Unternehmen "keine Aussagen zu eventuellen Preisentwicklungen machen". Auch zu möglichen steuerlichen Auswirkungen wolle man sich nicht äußern.
Mit Lieferengpässen bei Raspberry-Pi-Produkten wäre also auch bei einem No-Deal-Brexit wohl vorerst nicht zu rechnen. Aufpassen sollten Käufer hingegen, wenn sie direkt ein Produkt bei einem britischen Online-Händler bestellen.
Ohne eine Art von Zollunion mit der Insel könnten die Kleinrechner auf Dauer aber auch beim Kauf über einen Reseller in Deutschland teurer werden. Zwar nicht durch zusätzliche Steuern, aber durch den höheren Aufwand für Spediteure.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Einfuhrsteuern: Wie teuer wird ein Raspberry Pi beim harten Brexit? |
- 1
- 2
Ich sehe da kein Problem, wenn der Pi relevant teurer wird erwirbt eben eine EU...
Hallo, Seit dem Brexit Zirkus versuchen wir nichts mehr in den UK zu ordern. Wer um jeden...
Die Zollformalitäten dürften an der Stelle für die größeren Bauteile-Händler kaum...
Zu solchen Dingen führt nicht der Austritt des VK, sondern der Protektionismus der EU...
In Großbritanien wird wenig bis garnichts gebaut, die sind nur oft erster Hafen für...