Kritik an Versprechungen Woidkes

In dem Brief versicherte er: "Meine Kollegen und ich sind uns zweier ungelöster Problem sehr bewusst, denen Sie gegenüber stehen: die Wasser- sowie die Energieversorgung für die erweiterte Fabrik." Woidke sicherte dem Tesla-Chef seine Unterstützung zu, um noch vor dem Sommer eine Lösung für die Probleme zu finden.

In einem offenen Brief kritisierten mehrere Umweltverbände das Schreiben. Diese löse "bei vielen Menschen in Brandenburg und besonders bei Mitgliedern der Naturschutzverbände Entsetzen und Unverständnis aus". Die Vertreter von Grüner Liga, NABU und VNLB fragten unter anderem: "Woher soll das Tesla versprochene Wasser bis zum Sommer 2023 kommen? Wie soll das durch den Wassermehrverbrauch entstehende Abwasser entsorgt werden?"

Mitarbeitersuche weiter schwierig

Eines der zentralen Probleme von Tesla hat Woidke in seinem Glückwunschschreiben gar nicht erwähnt: die Suche nach geeigneten Mitarbeitern für die Fabrik. Zwar hat alleine die Arbeitsagentur dem Unternehmen inzwischen 1.400 Arbeitslose vermittelt, von denen die Hälfte als langzeitarbeitslos gegolten hatte. Doch die Fluktuation unter den Mitarbeitern ist groß, die IG Metall sorgt sich wegen der Arbeitsbedingungen.

Nach Recherchen des RBB wendet Tesla seine aus den USA bekannt gewordene Hire-and-Fire-Strategie auch in Deutschland an. Das Unternehmen stellt Arbeitskräfte schnell ein, wenn es sie braucht und entscheidet sich später, ob es sie langfristig behält. Der Gedanke dahinter ist, dass diejenigen, die keine guten Leistungen erbringen, das Unternehmen von sich aus verlassen. Dies führt Berichten zufolge zu einer hohen Fluktuationsrate in der Fabrik in Grünheide.

Darüber hinaus stelle das Unternehmen Mitarbeiter aus branchenfremden Bereichen ein. Tesla rekrutiert dem Bericht des RBB zufolge auch ehemalige Zigarettenmacher, Friseure, Bäcker und Kellner, die relativ einfache Arbeiten am Fließband übernehmen könnten. Darüber hinaus sucht Tesla zuletzt verstärkt Mitarbeiter über Zeitarbeitsfirmen und greift auf Arbeitskräfte aus Polen zurück.

Keine vollständige Akkuproduktion

Etwas zurückgeschraubt hat Tesla inzwischen seine Pläne zur Produktion von Batteriezellen. Ursprünglich wollte Musk in Grünheide die größte Batteriefabrik der Welt bauen. Doch nun beschränkt sich Tesla auf den Bau von Komponenten, um in den USA stärker von Subventionen profitieren zu können. Seit gut einem Monat produziert die Gigafabrik einzelne Batteriekomponenten.

Entscheidend für den künftigen Erfolg der Fabrik ist vor allem die Nachfrage nach den dort produzierten Autos. Derzeit wäre es kaum möglich, eine Million Teslas pro Jahr in Europa zu verkaufen. Zuletzt hat Tesla die Preise für seine Autos deutlich gesenkt, um die Nachfrage anzukurbeln.

Wann kommt das günstige Tesla-Modell?

Doch die Konkurrenz holt inzwischen auf. Musks Ankündigungen auf dem jüngsten Investor Day 2023 waren eher enttäuschend. Um tatsächlich eine Million Autos aus Grünheide im Jahr verkaufen zu können, benötigt das Unternehmen ein günstigeres, massentaugliches Modell, wie es VW in der vergangenen Woche mit dem ID.2all angekündigt hat.

Dazu braucht es neben optimierten Fertigungsmethoden durch neue Gussmaschinen vor allem günstigere und leistungsfähigere Akkus. Hier hängt Tesla weiter hinter seinen Ankündigungen vom Battery Day 2020 zurück.

Die Befürchtung von Investoren, dass Musk sich zu wenig um Tesla und zu sehr um Twitter kümmert, ist durchaus begründet. Auf der Baustelle in Grünheide ist der Firmenchef wohl schon länger nicht mehr gesehen worden. Selbst auf dem Hin- und Rückweg zum WM-Finale in Katar legte er keinen Zwischenstopp in Berlin ein. Vielleicht kommt er mal wieder vorbei, wenn in einiger Zeit tatsächlich ein neues Tesla-Modell in Grünheide vom Band laufen sollte.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
 Ein Jahr Gigafactory Berlin: Sie wächst und wächst und wächst
  1.  
  2. 1
  3. 2


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Gefangen im Zeitstrom, verloren im All
Die zehn besten Sci-Fi-Serien der 1960er

Sie sind die Klassiker, auf denen das ganze Genre aufbaut: die großen Science-Fiction-Serien der 1960er. Neben Star Trek gab es hier noch viel mehr.
Von Peter Osteried

Gefangen im Zeitstrom, verloren im All: Die zehn besten Sci-Fi-Serien der 1960er
Artikel
  1. Speicherleaks vermeiden: Ressourcen- und typensicheres Programmieren in C++
    Speicherleaks vermeiden
    Ressourcen- und typensicheres Programmieren in C++

    Bei C++ liegt alles in der Hand der Entwickler - und das kann gut und schlecht sein. Richtig angewendet, ist die Sprache aber alles andere als unsicher.
    Eine Anleitung von Adam Jaskowiec

  2. Halluzination: ChatGPT erfindet Gerichtsakten
    Halluzination
    ChatGPT erfindet Gerichtsakten

    Ein Anwalt wollte sich von ChatGPT bei der Recherche unterstützen lassen - das Ergebnis ist eine Blamage.

  3. Forschung: KI findet Antibiotikum gegen multirestistentes Bakterium
    Forschung
    KI findet Antibiotikum gegen multirestistentes Bakterium

    Forscher zeigen, dass die Hoffnungen in KI bei der Entwicklung von Medikamenten berechtigt sind. Ihre Entwicklung soll deutlich schneller werden.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Microsoft Xbox Wireless Controller 40,70€ • Lexar Play 1 TB 99,60€ • DAMN!-Deals mit AMD-Bundle-Aktion • MindStar: AMD Ryzen 9 5950X 429€, MSI RTX 3060 Gaming Z Trio 12G 329€, GIGABYTE RTX 3060 Eagle OC 12G 299€, be quiet! Pure Base 500DX 89€ • Logitech bis -46% [Werbung]
    •  /