Wie erfolgreich war denn nun die App?
Das hat das RKI im vergangenen März mit Hilfe von Nutzerbefragungen zu klären versucht. Demnach hat jede Warnung über die App im Schnitt sechs weitere Nutzer erreicht, berichtete Zeit Online (Paywall) unter Berufung auf die Behörde. Laut Spiegel waren zwei Drittel der Gewarnten von einem roten Risikonachweis überrascht. Von diesen Personen hätten sich 80 Prozent testen lassen. Davon wiederum wurden sieben Prozent positiv getestet.
Das RKI hat daraus hochgerechnet, dass fünf Prozent aller Infektionen in Deutschland durch die App entdeckt wurden. Seit Einführung der App vor einem Jahr wären das 176.000 der mehr als 3,5 Millionen Infektionen gewesen. Das ist besser als nichts. Eine wissenschaftliche Auswertung der Befragung will das RKI in den kommenden Wochen auf dem Blog der Corona-Warn-App veröffentlichen.
Gesetzliche Grundlage versäumt
Es hätten noch deutlich mehr sein können, wenn die Koalition von Union und SPD ihre gesetzlichen Hausaufgaben gemacht hätten. Denn von den potenziell 764.286 teilbaren Testergebnissen zwischen dem 1. September 2020 und 1. Juni 2021 wurden nur 470.003 geteilt, was einem Anteil von 61 Prozent entspricht.
"Mit einem Gesetz zur Corona-Warn-App hätte man unter anderem regeln können, dass nur noch eine Einwilligung zum Teilen eines Testergebnisses in der App notwendig ist", sagte der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber auf Anfrage von Golem.de und fügte hinzu: "Wir wissen nicht, aus welchen Gründen die Menschen ihre Testergebnisse nicht teilen, aber man hätte es ihnen an dieser Stelle einfacher machen können und so mehr Solidarität für alle erreicht."
Kelber: 40 Millionen Downloads wären möglich gewesen
Das heißt: Die Bundesregierung hat zig Millionen Euro für Entwicklung und Betrieb der App ausgegeben, aber an entscheidender Stelle versäumt, deren Nutzen erheblich zu steigern. Von Anfang an hatten Datenschützer, Netzaktivisten und die Opposition eine gesetzliche Grundlage für die Corona-Warn-App gefordert.
Darüber hinaus kritisiert Kelber die fehlende Werbung für die App: "Wenn die Kommunikation rund um die App besser gewesen wäre, dann gäbe es statt 28 vielleicht mittlerweile 40 Millionen Downloads." Wobei völlig unklar ist, wie viele Personen die App tatsächlich nutzen. Während dies im vergangenen September noch anhand der täglichen Serverabfragen ungefähr eingeschätzt werden konnte, ist das inzwischen nicht mehr möglich. Denn die Apps verbinden sich inzwischen mehrfach am Tag mit dem Server.
Meldequote bleibt niedrig
Vermutlich dürfte die damalige Nutzerquote von 80 Prozent nicht gestiegen sein, was angesichts der bislang 28,1 Millionen Downloads etwa 22,5 Millionen aktiven Geräten entspricht. Das erscheint auf den ersten Blick viel. Dennoch lag der Anteil der über die App gemeldeten Infektionen im Vergleich zu den gesamten Infektionen in den vergangenen sieben Tagen nur bei 14 Prozent. Was auch ein Resultat der niedrigen Meldequote ist.
Zudem nutzt einer aktuellen Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom zufolge die Hälfte der über 65-Jährigen kein Smartphone. Für diese Gruppe hat es bislang keine andere technische Lösung gegeben.
Was von Telekom-Chef Tim Höttges vor einem Jahr ebenfalls vollmundig angekündigt und nicht geschafft wurde: die Anbindung sämtlicher Testlabore an die Corona-App.
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Auch anonyme GPS-Daten hätten helfen können | Immer noch nicht alle Labore angebunden |
zu einer funktionierenden fehlerkultur wuerde gehoeren die strategiefehler zu erkennen...
https://f-droid.org/de/packages/de.corona.tracing/ verwendet die api von google, also den...
Ohne Pflicht eine Infektion in der App einzutragen klappt das nicht. Meine Frau hat ende...
Leute antworten halt auf Posts bevor sie den Post überhaupt gelesen haben. Ich hab ja...