Betrugsversuche derzeit sehr häufig

"Der Betrug auf Kleinanzeigenportalen kommt derzeit sehr häufig vor. Die Corona-Pandemie verstärkt diesen Effekt, da viele Personen von zu Hause aus bestellen oder derzeit zu Hause offenbar mehr Zeit damit verbringen, gebrauchte Gegenstände zu verkaufen", sagte Simon Ebbertz, Sprecher des Landeskriminalamts Niedersachsen in Hannover. Auffällig sei, dass die Täter die Möglichkeiten der jeweiligen Portale und der aktuellen Technik ausnutzten, um neuere Maschen zu entwickeln. So werde derzeit die relativ neue Bezahlmethode von Ebay-Kleinanzeigen verwendet, die vielen Verkäufern jedoch noch nicht geläufig sei. Damit sollten die Verkäufer auf eine Phishingseite mit Livesupport geleitet werden.

Besonders flexibel agieren die Betrüger dabei nicht. Auf unsere Nachfrage "Ich kenne mich damit nicht so gut aus. Wie erfolgt dann die Bezahlung? Bar oder vorab per Überweisung?" herrschte sofort Funkstille. Vielleicht haben auch hier die Schlüsselwörter den Bot zum Absturz gebracht. Ein cleverer Betrüger würde noch eine Antwort finden, um die Bedenken des Verkäufers zu zerstreuen.

Möglichst nur innerhalb des Systems kommunizieren

Die Möglichkeiten von Ebay-Kleinanzeigen, gegen solche Betrüger vorzugehen, sind begrenzt. Vor allem dann, wenn die Verkäufer ihre Handynummer direkt in der Anzeige angeben und es dem Betrüger ermöglichen, ihn außerhalb des Systems zu kontaktieren. "Wir raten unseren Nutzern dringend dazu, Transaktionen ausschließlich über unsere Website beziehungsweise unsere Apps abzuwickeln. Dieser Rat gilt generell", sagt Firmensprecher Pierre Du Bois auf Anfrage von Golem.de Das schütze nicht nur vor den beschriebenen, sondern auch vor einer Vielzahl anderer Maschen.

  • Eine typische Konversation mit den Phishingbetrügern beginnt häufig mit Pseudonachfragen. Der Preis spielt hingegen keine Rolle. (Screenshot: Golem.de)
  • Häufig endet die Kommunikation abrupt, weil eine Antwort vielleicht falsch interpretiert wurde oder ein bestimmtes Schlüsselwort enthält. (Screenshot: Golem.de)
  • Akzeptiert man den Verkauf, soll man sich auf eine angebliche Ebay-Lieferung einlassen. (Screenshot: Golem.de)
  • Dann erhält der Verkäufer einen Link auf eine gefakte Seite, die die Zahlung des Kaufpreises durch Ebay-Kleinanzeigen bestätigen soll. (Screenshot: Golem.de)
  • Offenbar können die Betrüger bei der Bank sogar das Versenden einer Bestätigungs-SMS generieren. (Screenshot: Golem.de)
  • Von Barzahlung oder IBAN-Überweisung wollen die Betrüger natürlich gar nichts wissen. (Screenshot: Golem.de)
  • In die angebliche Bestätigungsseite ist sogar das Angebot integriert. (Screenshot: Golem.de)
  • Dann soll man seine kompletten Kreditkartendaten eingeben. (Screenshot: Golem.de)
  • Es gibt sogar einen Chatbot, der auf Anfragen reagiert. (Screenshot: Golem.de)
  • Die betrügerischen Domains werden schnell wieder gesperrt. (Screenshot: Golem.de)
  • Manche Nutzer erhalten SMS mit Links auf gefakte Seiten, bei denen man sich einloggen soll. Dann wird das Konto übernommen. (Screenshot: Golem.de)
  • Mit einer gefälschten Paypal-Überweisung sollen Verkäufer dazu gebracht werden, angebliche Transportkosten zu überweisen. (Grafik: LKA Niedersachsen)
  • Der sogenannte Dreiecksbetrug ist für die beteiligten Verkäufer und Käufer schwer zu durchschauen. (Grafik: LKA Niedersachsen)
  • Am Ende hat der Verkäufer das Geld vom Käufer erhalten, die Ware aber dem Täter übergeben. (Grafik: LKA Niedersachsen)
  • Häufig verwenden die Betrüger für ihre Aktivitäten gekaperte Whatsapp-Accounts. (Grafik: LKA Niedersachsen)
Häufig endet die Kommunikation abrupt, weil eine Antwort vielleicht falsch interpretiert wurde oder ein bestimmtes Schlüsselwort enthält. (Screenshot: Golem.de)

Nutzer sollten daher nicht auf SMS oder Messenger-Nachrichten reagieren. "Sie sollten insbesondere nicht auf enthaltene Links klicken. In den allermeisten Fällen gibt es keinen Grund, abseits der Plattform zu kommunizieren", sagt Du Bois. Was wir bestätigen können: Kein einziger Betrüger hat versucht, über Ebay-Kleinanzeigen Kontakt mit uns aufzunehmen.

Zahl der Kontenübernahmen verdreifacht

Ebay-Kleinanzeigen hat zu diesem Problem jedoch selbst beigetragen. "Wir stellen dazu aktuell auch unsere Systeme um: Künftig sollen Nutzer je Anzeige und nicht mehr standardmäßig auswählen, ob die eigene Rufnummer angezeigt werden soll. Dabei warnen wir auch vor den damit verbundenen Risiken", sagt der Sprecher.

Die Probleme durch die Kontenübernahme will das Unternehmen ebenfalls eindämmen. Die entsprechenden Nutzeranfragen hätten sich im vergangenen Jahr um das Dreieinhalbfache erhöht, teilte das Unternehmen im Dezember 2021 mit. Die Zahl der aufgrund von Übernahmen gesperrten Nutzerkonten habe sich innerhalb eines Jahres verdreifacht.

Neues EU-Digitalgesetz soll helfen

Um den Kontenmissbrauch einzudämmen, hat Ebay-Kleinanzeigen zudem im Sommer 2021 eine SMS-Verifizierung eingeführt. "Unser Ziel ist es, mittelfristig alle Nutzerkonten, also auch Bestandskonten, zu verifizieren und so kriminelle Machenschaften einzudämmen", sagt Du Bois. Um betrügerische Aktivitäten aufzudecken und von der Seite fernzuhalten, nutzt das Unternehmen zudem ein System zur Erkennung gängiger Muster. "Aus einer Vielzahl von Kriterien bilden wir so Zusammenhänge, die es uns ermöglichen, die missbräuchliche Verwendung von Ebay-Kleinanzeigen einzudämmen", erläutert Du Bois.

Hilfe verspricht sich das Unternehmen zudem von dem geplanten Digitale-Dienste-Gesetz (Digital Services Act/DSA) der EU: "Unsere Hoffnungen im Zusammenhang mit dem DSA ruhen darauf, dass die Geschäfte von Hosting-Anbietern, deren Wirtschaftsmodell offenbar zu einem guten Teil darauf beruht, betrügerische Aktivitäten zumindest billigend in Kauf zu nehmen, stärker reguliert werden. Inwieweit der Digital Services Act dieses Problem tatsächlich adressieren wird, lässt sich augenblicklich noch nicht sagen."

Schwieriger als die Blockade betrügerischer Domains ist hingegen das Sperren der zur Kontaktaufnahme benutzten Telefonnummern.

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 So lassen sich die Chatbots zum Absturz bringenNiemand löscht die betrügerischen Telefonnummern 
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Renegade3349 29. Mai 2022

Kostenlos sind immer weniger Banken. Die großen erhöhen aktuell sogar die Gebühren...

southy 29. Mai 2022

Also ich kann die Aufregung auch nicht verstehen. Ich verkaufe und kaufe viel auf...

Rangar 29. Mai 2022

Die von mir genutzte Lösung des Problems: Ebay Kleinanzeigen nicht nutzen. Schützt zu...

gaym0r 23. Mai 2022

Dann hast du 10 Jahre Internet verschlafen. :-)



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