E-Sport: Gran-Turismo-Champion gewinnt auch echte Rennserie

Igor Fraga ist auf der Playstation einer der erfolgreichsten Rennfahrer. Am Wochenende gewann er mit der Toyota Racing Series seine erste Meisterschaft in echten Rennwagen gegen erfahrene Rennfahrer.

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Igor Fraga in seinem FT-60-Rennwagen bei der Toyota Racing Series
Igor Fraga in seinem FT-60-Rennwagen bei der Toyota Racing Series (Bild: Toyota Gazoo Racing Neuseeland)

Am Ende lief alles auf das letzte von 15 Rennen hinaus. In der Toyota Racing Series hatte der Brasilianer Igor Fraga noch zwei Punkte Rückstand auf den Titelverteidiger und neuseeländischen Lokalmatadoren Liam Lawson. Wer zuerst über die Ziellinie fuhr, würde den Titel gewinnen. Am Ende gewann Fraga, mit Liam Lawson auf Platz 3. Für Fraga war es nicht der erste Titel. Erst im Dezember 2019 gewann er als Teil des Teams von Toyota eine Mannschaftsmeisterschaft und 2018 den Titel als bester Fahrer der Welt - in Gran Turismo, auf der Playstation. Die Rennen auf den virtuellen Rennstrecken werden als Vorbereitung auf eine Rennfahrerkarriere immer ernster genommen.

Auf den echten Rennstrecken Neuseelands setzte sich Fraga neben dem Titelverteidiger auch gegen den künftigen Formel-2-Fahrer Yuki Tsunoda und den spanischen Formel-4-Meister Franco Colapinto durch. Erst das Fahren auf der Playstation und die Sponsorengelder von Sony ermöglichten Fraga überhaupt ein ausreichendes Budget, um an einer Rennserie mit international konkurrenzfähigen Fahrern teilzunehmen und die dafür nötige technische Ausstattung zu haben. Als ihm sein Vater die Teilnahme an der amerikanischen USF2000 Serie ermöglichte, schlief er in einem Mietwagen und fuhr seine Rennen teilweise mit weggeworfenen Reifen besser ausgestatteter Fahrer.

Die Teilnahme an der Toyota Racing Series kostet umgerechnet etwa 120.000 Euro. In der internationalen FIA Formel 3, wo er dieses Jahr ebenso fahren wird, sind die Kosten etwa zehnmal so hoch. Jamie Chadwick, die Siegerin der Formel-W-Meisterschaft, kann sich trotz des Preisgeldes von 500.000 US-Dollar keinen Platz in einem konkurrenzfähigen Team sichern. Selbst die Teilnahme an internationalen Kartmeisterschaften verursacht Kosten von mehreren Zehntausend Euro. Typischerweise besteht die Konkurrenz in solchen Nachwuchsrennserien aus Söhnen ehemaliger Rennfahrer oder reicher Geschäftsmänner.

In der regionalen europäischen Formelmeisterschaft belegte Fraga etwa Platz 3, hinter Frederik Vesti, Sohn eines Rennfahrers, und Enzo Fittipaldi, Sohn des zweifachen Formel-1-Weltmeisters Emerson Fittipaldi. Auf Platz 4 lag David Schumacher, Sohn des Formel-1-Fahrers Ralf Schumacher. Der Vater von Formel-1-Fahrer Lance Stroll finanzierte ganze Formel-3-Teams und übernahm schließlich das Force-India-Formel-1-Team, um seinem Sohn ein konkurrenzfähigeres Auto zur Verfügung zu stellen.

Durch Beispiele wie Igor Fraga gilt E-Sport bei Sponsoren inzwischen als eine legitime Eintrittsmöglichkeit in den realen Rennsport, zumindest für Fahrer mit der notwendigen körperlichen Fitness. Viele der nötigen fahrerischen Fähigkeiten lassen sich inzwischen auch am Computer erlernen, was in Anbetracht beruflicher Simulatorfahrer in professionellen Autorennteams auch wenig überraschend ist. Ein Einstieg ohne Sponsoren ist dagegen immer noch weitgehend ausgeschlossen. Die mit großem Abstand höchste Siegprämie, über die sich jemals ein Fahrer freuen konnte, waren 200.000 US-Dollar für Bono Huis. Er gewann 2017 das von der Formel E gesponsorte Las Vegas eRace, bei dem Formel-E-Fahrer Felix Rosenqvist 100.000 US-Dollar für den zweiten Platz gewann.

Dennoch wird der viel geringere finanzielle Aufwand beim E-Sport künftig auch Menschen einen Einstieg in den Rennsport erlauben, die nicht die finanziellen Möglichkeiten für Anschaffung, Unterhalt und Reparatur echter Rennfahrzeuge haben, wozu noch die oft erheblichen Reise- und Transportkosten kommen. Ganz zu schweigen vom Energieverbrauch und den unvermeidbaren Umweltfolgen.

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