Dune: Der Wüstenplanet so schön wie nie zuvor
Bombastisch, fantastisch besetzt und einfach wunderschön: Die Dune-Neuverfilmung von Denis Villeneuve ist ein Traum - aber leider nur ein halber.

Spoiler-Warnung: Achtung! Wer absolut nichts über den Film erfahren möchte, bevor er ihn selbst im Kino sieht, sollte hier nicht weiterlesen!
Nach Arrival und Blade Runner 2049 war Denis Villeneuve der wohl perfekte Regisseur, um sich an einer Neuverfilmung von Frank Herberts großem Roman Dune zu versuchen. Warner Bros. stellte ihm ein Budget von 165 Millionen US-Dollar zur Verfügung. Geld, das man auf der Leinwand auch sieht - im namhaften Ensemble, aber auch in der grandiosen Bilderwelt.
Wahrscheinlich ist die Geschichte den meisten ohnehin bekannt. Bereits in den frühen 1980er Jahren lieferte David Lynch erstmals eine filmische Version ab, im Jahr 2000 folgte eine dreiteilige Miniserie, die der Umsetzung mehr Platz einräumte, aber das zu niedrige Budget niemals verleugnen konnte.
Den Novizen sei gesagt, dass Dune ein Magnum Opus ist. Herberts gut 800 Seiten starker Roman entwirft nicht nur eine Welt, sondern ein ganzes Universum. Die Geschichte spielt im Jahr 10191.
Das Haus Harkonnen, das Jahrzehnte über den Wüstenplaneten Arrakis herrschte, muss gehen, da der Imperator dem Haus Atreides die Aufgabe gegeben hat, den Spice-Abbau zu sichern. Spice ist nicht nur ein Halluzinogen, sondern auch für den Weltraumflug von essenzieller Bedeutung. Aber der Imperator rechnet mit dem Versagen der Atreides. Er spielt die großen Häuser aus, um seine eigene Macht zu sichern - und er intrigiert und unterstützt die Harkonnen, die über Arrakis herfallen. Das zwingt Paul Atreides (im neuen Film Timothee Chalamet), den Sohn des Herzogs Leto (Oscar Isaac), in die Wüste zu fliehen, wo er seinem Schicksal begegnen wird.
Opernhafte Schwere
Villeneuve hat als Regisseur die Geschichte immer im Griff, hantiert mit den vielen Handlungssträngen, verwebt sie miteinander und erschafft ein homogenes Ganzes, von dessen schierer Größe man fast schon erschlagen wird. Denn die Bilder sind eine Wucht - in Norwegen, vor allem aber in Jordanien und Abu Dhabi gedreht, ist der Film ein visueller Traum. So hat man sich die Welt des Wüstenplaneten immer vorgestellt. Die Macht der Bilder - sie übertrumpft auch David Lynchs Film.
Unterstützt wird das von einem bombastischen Score. Hans Zimmer ist der Mann fürs Monumentale. Die leisen Töne sind nicht seins, aber wenn eine Musik brachial über den Zuschauer hinwegfegen soll, dann gibt es niemanden, der besser ist. Bei Dune treten Bilder und Musik in eine perfekte Symbiose, sie kommen einem Rausch gleich, der die Fans des Stoffes mit einer emotionalen Breitseite erwischt.
Villeneuve konnte auch bei den Darstellern aus dem Vollen schöpfen. Selbst in kleinen Rollen hat er große Namen - man denke hier nur an Dave Bautista als brutaler Rabban Harkonnen oder Jason Momoa als heldenhafter Duncan Idaho. Sie bereichern einen Film, in dem viele Figuren tatsächlich nur am Rande erscheinen. Zendaya als Pauls künftige Frau Chani ist hier beispielsweise kaum zu sehen. Ihre kurze Rolle ist das Versprechen, dass es im zweiten Teil noch größer und schöner wird. Genau darin liegt jedoch auch die Gefahr, in der sich Dune befindet.
Ein Roman - zwei Filme
Früh wurde entschieden, aus Herberts umfangreichen Roman nicht nur einen, sondern gleich zwei Filme zu machen. Da der erste schon eine Laufzeit von 155 Minuten hat, ergibt sich mit dem zweiten Teil ein erzählerischer Rahmen, der es erlaubt, praktisch allen Elementen des Romans gerecht zu werden.
Ein Problem gibt es aber auch: Dune ist nicht wie Stephen Kings Es, der im Grunde zwei Geschichten erzählt - die der Kinder und die der Erwachsenen -, was eine Aufteilung in zwei Filme unterstützt hat. Dune ist eine große Geschichte, die nun in der Mitte abgebrochen wird. Daher ist der Höhepunkt des Films für jeden, der großes Blockbuster-Kino mit reichlich Krachbumm gewöhnt ist, antiklimaktisch.
Es ist sicherlich nicht leicht, einen Roman adäquat zu adaptieren, aber auch Frank Herberts Dune hätte im Rahmen eines einzigen (noch etwas längeren) Films umgesetzt werden können. Peter Jackson hat es mit seinem Der Herr der Ringe, dessen Welt ähnlich groß und umfangreich ist wie die von Dune, vorgemacht.
So läuft der Film nun Gefahr, das gewünschte Publikum nicht zu erreichen. Mit der Zweiteilung verweigert er sich dem natürlichen Rhythmus, den ein sündhaft teurer Film haben muss. Er ist großartig darin, die Welt von Dune zu erfassen und zu präsentieren, aber er bietet nur eine halbe Geschichte. Man könnte sagen: Er predigt zu den Bekehrten. Zu all jenen, die den Roman kennen und lieben, vielleicht auch den alten Film mögen. Jene, die sich in Frank Herberts Welt schon auskennen und es zu schätzen wissen, dass diese nun vor ihnen visualisiert wird.
Für Fans ist Dune ein Erlebnis. Ein gewaltiger Film, der auf der Leinwand entstehen lässt, was sich sonst vor dem geistigen Auge entwickelt hat. Das ist großartig, aber der Zweifel bleibt: Ist das die Art Film, die ein derart großes Publikum begeistern kann, damit nicht nur der zweite Teil kommt, sondern Herberts fünf weitere Romane auch den Weg auf die Leinwand finden? Zendayas Figur sagt am Ende zu Paul: "Das ist erst der Anfang." Hoffen wir, dass sie Recht hat.
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Ok, hab den Film gestern gesehen. Ab hier SPOILERALARM! Es ist ne Rüstung, und das...
Doch mich daher die Frage. Neuauflage davon wäre sonst auch nett mit ein paar...
Ich persönlich kann nicht enschätzen wie gut die Hörbücher versprochen sind. Die...
Ich weiß noch, dass ich den Film als Kind echt gruselig fand, wenn die Nazghul kamen. :D