Dual EC: Wie Cisco, Avast und die NSA TLS 1.3 behindern

Auch der jüngste Entwurf des TLS-1.3-Protokolls führt zu Verbindungsabbrüchen. Google nennt jetzt einige Schuldige, darunter ein Gerät von Cisco, ein Virenscanner - und eine Spur zur NSA-Hintertüre Dual EC in der RSA-BSAFE-Bibliothek.

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TLS 1.3 hat immer noch Ärger mit defekten Geräten - und neben Cisco und Avast ist auch die NSA dafür mitverantwortlich.
TLS 1.3 hat immer noch Ärger mit defekten Geräten - und neben Cisco und Avast ist auch die NSA dafür mitverantwortlich. (Bild: NSA)

Die neue Version des Verschlüsselungsprotokolls TLS 1.3 muss noch so manche Hürde nehmen. Google testete den jüngsten Entwurf in seinem Chrome-Browser. Verschiedene Geräte und Softwareprodukte sorgen mit fehlerhaften TLS-Implementierungen dafür, dass es zu Problemen kommt. Bei einem Canon-Drucker ist eine inoffizielle TLS-Erweiterung schuld, bei der es sich vermutlich um einen Überrest einer NSA-Operation handelt.

Inhalt:
  1. Dual EC: Wie Cisco, Avast und die NSA TLS 1.3 behindern
  2. Spuren einer NSA-Operation auf Canon-Druckern

Vor einigen Wochen war bekanntgeworden, dass der Grund dafür, dass das TLS-1.3-Protokoll immer noch nicht verabschiedet ist, in sogenannten Middleboxen liegt. Diese versuchen, den Datenverkehr intelligent zu analysieren, was in vielen Fällen zu Verbindungsabbrüchen führte. Die Ursache: Die Geräte verwerfen allen TLS-Datenverkehr, der ihnen unbekannt ist, und unterbinden somit praktisch das Ausrollen eines neuen Protokolls.

Deshalb wurden im jüngsten Entwurf von TLS 1.3 Änderungen vorgenommen, die dafür sorgen, dass das Protokoll weitgehend wie sein Vorgänger TLS 1.2 aussieht. Das hat zwar zu weniger Verbindungsabbrüchen geführt, doch Probleme gibt es weiterhin. Chrome-Entwickler David Benjamin nannte jetzt erstmals Namen von verantwortlichen Produkten.

Cisco bricht TLS 1.3 - schon wieder

Ein Gerät, das Google als problematisch identifiziert hat, ist eine sogenannte Next-Generation Firewall von Cisco mit dem Namen Firepower. Diese besitzt offenbar ein Feature, um TLS-Datenverkehr zu terminieren und weiterzuleiten. Das Feature, das unter dem Namen Decrypt - Resign aktiviert werden kann, arbeitet fehlerhaft.

Es entfernt bei der Weiterleitung des Datenverkehrs unbekannte Ciphersuites, aber unbekannte TLS-Erweiterungen werden unverändert weitergegeben. Damit wird zwar die Erweiterung, die eine TLS-1.3-Verbindung signalisiert, durchgereicht, nicht aber die zwingend notwendigen Ciphersuites, die in TLS 1.3 neu organisiert sind. Die Verbindung schlägt fehl.

Google hat Cisco über das Problem informiert, ob es bereits ein Update gibt, ist nicht bekannt. Wir haben Cisco um eine Stellungnahme gebeten.

Dass TLS 1.3 überhaupt über eine Erweiterung signalisiert wird und nicht über das Versionsfeld im Handshake hat seinen Grund. Denn bereits im Sommer vergangenen Jahres war klar, dass viele Geräte mit der neuen Versionsnummer nicht klarkommen - daher hatte man diese Erweiterung eingeführt, da man davon ausging, dass damit weniger Probleme auftreten.

Cisco trug eine ganz wesentliche Mitschuld an diesem Workaround, denn die Loadbalancer der Cisco-ACE-Serie gehörten zu den am weitesten verbreiteten Geräten mit diesem Problem. Einen Fix wollte Cisco dafür nicht bereitstellen, da diese Geräte nicht mehr unterstützt werden.

Antiviren mit TLS-Inspection - nicht nur ein Sicherheitsproblem

Ein weiteres Produkt, das von Google als problematisch identifiziert wurde, ist der Virenscanner von Avast. Dieser hat ein Feature, um HTTPS-Datenverkehr zu analysieren. Dafür wird ein lokales Root-Zertifikat im Browser installiert. Diese Methode ist - vorsichtig ausgedrückt - umstritten, da sie immer wieder zu Sicherheitsproblemen führt. Bei lokal installierten Antiviren-Programmen ist sie zudem völlig unnötig, da diese auch den Datenverkehr nach der Verschlüsselung - etwa mittels Browserplugin - analysieren können.

Google konnte nach eigenen Angaben das Problem nicht nachstellen, daher ist es möglicherweise bereits gefixt. Wir haben Avast ebenfalls um eine Stellungnahme gebeten. Laut dem Bericht des betroffenen Nutzers, mit dem Google in Kontakt stand, verschwand das Problem, als dieser das Scannen von HTTPS-Verbindungen abschaltete.

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Spuren einer NSA-Operation auf Canon-Druckern 
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