DSIRF: Hackerbehörde Zitis prüft österreichischen Staatstrojaner
Deutsche Behörden sind mit mehreren Staatstrojaner-Herstellern im Gespräch. Nun ist ein weiterer mit Sitz in Wien bekanntgeworden.

Die Hackerbehörde Zitis prüft inzwischen die Produkte mehrerer Staatstrojanerhersteller aus dem In- und Ausland. Wie Netzpolitik.org berichtete, räumte das Bundesinnenministerium auf schriftliche Anfrage der Linke-Abgeordneten Martina Renner ein, dass Zitis seit 2020 im Kontakt mit dem österreichischen Anbieter DSIRF aus Wien steht.
Ziel der Zitis-Kontakte ist der Antwort (PDF) zufolge "die Wahrnehmung ihrer Aufgaben hinsichtlich der Weiterentwicklung von Cyberfähigkeiten im Bereich der Informationstechnischen Überwachung". Das Unternehmen DSIRF (Decision Supporting Information Research and Forensic) soll nach Angaben des Standard ein Programm mit dem Namen Subzero für den "Cyber Warfare" der nächsten Generation entwickelt haben. Damit könne man Standorte nachverfolgen, die "volle Kontrolle" über einen Zielrechner übernehmen und alle Daten und Passwörter erlangen.
Wirecard-Manager interessierte sich für DSIRF
Für die Fähigkeiten von DSIRF soll sich auch der flüchtige Wirecard-Manager Jan Marsalek interessiert haben. Dem Firmenchef von DSIRF, Peter D., werden laut Focus gute Kontakte nach Russland nachgesagt.
Marsalek soll zudem enge Kontakte zum Investor Nicolaus von Rintelen pflegen, dessen Softwarefirma Virtual Solution auch für die Bundesregierung arbeite. Das Münchner Unternehmen stellt Sicherheitslösungen für die mobile Kommunikation von rund 40 Bundesbehörden zur Verfügung, darunter auch Ministerien, berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel vorab. Auf Anfrage des Linke-Abgeordneten Victor Perli an die Bundesregierung habe diese "punktuell eine Überprüfung der Zusammenarbeit eingeleitet und im Rahmen behördenspezifischer Abwägungen punktuell entschieden, eine Verkürzung der Zusammenarbeit mit Virtual Solution anzustreben".
Zitis räumt weitere Kontakte ein
Neben DSIRF arbeitet Zitis mit einer Reihe anderer Staatstrojaner-Hersteller zusammen. Zuletzt räumte die Regierung Kontakte mit dem israelischen Unternehmen Quadream und deren Vertriebsfirma Inreach in Zypern ein. Das geht ebenfalls aus einer Antwort auf eine Anfrage Renners (PDF) hervor.
In den Antworten verweigert die Regierung mit Verweis auf das Staatswohl jede weitergehende Auskunft, selbst unter höchsten Geheimhaltungsbedienungen. Renner kritisierte: "Die Bundesregierung und ihre Behörden vermeiden weiterhin, ihre Kontakte in das intransparente Geflecht von Überwachungsfirmen und Cyberkriegern offenzulegen."
Die neue Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP will laut Koalitionsvertrag künftig ebenfalls Staatstrojaner einsetzen. Dabei will sie die Eingriffsschwellen beim Einsatz staatlicher oder kommerzieller Überwachungssoftware hoch setzen. Zudem will man sich innerhalb eines Schwachstellenmanagements "immer um die schnellstmögliche Schließung bemühen". Ebenfalls soll der Staat keine Sicherheitslücken "ankaufen oder offenhalten".
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Das reicht. Die Regierung willl einfach nur Kontrolle, sonst wäre sie nicht die...