Der Traffic ist nicht das Problem
Hatte die Telekom bisher ihre Drosselungspläne mit den Traffic-Preisen begründet, argumentiert Telekom-Sprecher Blank auf unsere Anfrage hin plötzlich anders: "Die Kosten für die Übertragung von Daten sind nicht der Grund für die zukünftige Differenzierung unserer Angebote, sondern die Milliarden, die wir in den Netzausbau investieren müssen, damit mehr Menschen schnelle Internetanschlüsse nutzen können. Wir finden es gerecht, wenn Kunden, die mehr Leistung in Anspruch nehmen, in Zukunft auch mehr bezahlen als der Durchschnittsnutzer."
Der Ausbau der Peering-Punkte aber kann kaum mehrere Milliarden verschlingen und auch die Aufrüstung der Backbone-Netze kann kaum derart hohe Kosten verursachen. Denn die notwendigen Glasfaserkabel liegen bereits in der Erde, es werden in aller Regel nur zusätzliche Fasern in den Kabeln beleuchtet oder auf bereits genutzte Fasern zusätzliche Wellenlängen aufgeschaltet.
Aber darum geht es offenbar auch nicht. Telekom-Sprecher Blank erklärt: Besonders teuer sei der Ausbau im Anschlussnetz, weil dafür Tiefbauarbeiten nötig seien, um Kupferkabel durch Glasfaser zu ersetzen. "Darin fließt das meiste Geld des Netzausbaus", sagt Blank.
Wenn es bei den großen Investitionen aber darum geht, die Endkunden mit Glasfaser anzubinden, um deutlich höhere Bandbreiten auf der letzten Meile zu erreichen, erscheint eine Drosselung der Bandbreite wenig sinnvoll. Schließlich kommt man schon mit den heutigen Endkundenbandbreiten über die von der Telekom festgelegten Traffic-Schwellen, wenn man viele Videoinhalte über das Netz nutzt, beispielsweise auf Youtube, in den Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender oder bei kostenpflichtigen Video-on-Demand-Anbietern wie iTunes. Mit Glasfaseranschlüssen mit höherer Bandbreite sollte der Traffic eher deutlich zunehmen.
Die geplante Drosselung erscheint vor diesem Hintergrund nur sinnvoll, wenn es darum geht, die Kostenverteilung zu verschieben, weg von den Endkunden, hin zu den Inhalteanbietern. Das mag auf den ersten Blick für Nutzer attraktiv wirken, verspricht es doch breitbandige Internetanschlüsse zu kleinem Preis. Zugleich aber wäre dies das Ende des Internets, wie wir es heute kennen, denn Inhalteanbieter müssten mit Endkundenprovidern Verträge schließen, um sicherzustellen, dass ihre Inhalte nicht gedrosselt werden. Ein entscheidender Erfolgsfaktor des Internets besteht aber gerade darin, dass alle Inhalte gleichberechtigt übertragen werden und kleine Anbieter nicht erst mit vielen Endkundenprovidern Verträge abschließen müssen, um ihre Inhalte auszuliefern.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
- ohne Werbung
- mit ausgeschaltetem Javascript
- mit RSS-Volltext-Feed
Wie viel zahlen DSL-Provider und Content-Anbieter? |
Natürlich kostet Netzausbau Geld und diesen finanziert eben die Telekom durch...
Von mir gibt es nicht einmal ein Tschüss. Genauso wenig wie ein "Hallo"! :-) Wenn es...
Leider sind die anderen Anbieter auch nicht besser.
Sorry, aber das eigentliche Problem erwähnt hier kaum jemand: Die Netzneutralität. Es...