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Docsis 4.0: Vodafone mit Feldtest für bis zu 14 GBit/s im Kabelnetz

Vodafone probiert erstmals offiziell den neuen Kabelnetzstandard Docsis 4.0 aus. Wir haben mit dem Leiter Network Development gesprochen - auch über Technikeinsatz über 5G hinaus.
/ Achim Sawall
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Arbeiter bei Vodafone Deutschland (Bild: Vodafone Deutschland)
Arbeiter bei Vodafone Deutschland Bild: Vodafone Deutschland

Der Kabelnetzbetreiber Vodafone Deutschland arbeitet an einem Feldtest für den neuen Standard Docsis 4.0. Das sagte Marc Hölzer, Bereichsleiter Network Development bei Vodafone, im Gespräch mit Golem.de. "Wir bereiten in Zusammenarbeit mit Partnern aus der Industrie einen ersten Feldtest mit Docsis 4.0 vor" , erklärte er.

Die Branchenorganisation Cablelabs hatte zuletzt bei einem Docsis-4.0-Interoperabilitätstest Downstream-Datenraten von 14 GBit/s gemessen. Dabei wurden Docsis-4.0-fähige Kabelmodems von zehn verschiedenen Anbietern getestet. In den USA sind die größten Kabelnetzbetreiber Charter Communications und Comcast seit langem bei Docsis 4.0 engagiert und arbeiten an einem Einsatz der neuen Technik. Dort sind die Netze aber oft oberirdisch und daher kostengünstiger aufzurüsten.

Doch auch Docsis 3.1 habe noch viel Potenzial, meint Vodafone. "In mehreren Städten führen wir derzeit Pilotprojekte mit Geschwindigkeiten von bis zu 2.000 MBit/s im Downstream und bis zu 500 MBit/s im Upstream im Kabelnetz durch" , erklärte Hölzer. All dies erfolge auf Basis des Docsis-3.1-Standards. Die Ansätze seien jedoch unterschiedlich: "In einigen Wohngebäuden setzen wir eine neue Kabeltechnik, mRPD, ein. Damit können wir in den Kellern Segmentierungen vornehmen. An anderer Stelle führen wir Highsplits im bestehenden Breitbandspektrum durch. An anderen Standorten haben wir testweise das Frequenzspektrum für das Kabel-Internet von 865 MHz auf 1,2 GHz erhöht."

Koaxialkabelnetz: Fokus klar auf Segmentierungen ausgerichtet

Der Fokus sei allerdings klar auf Segmentierungen ausgerichtet. Das Kabelnetz sei mit Docsis 3.1 "zukunftsfähig und spielt eine wichtige Rolle für die Gigabit-Versorgung Deutschlands" , erklärte Hölzer. Anders sei dies bei DSL, wo der technologische Spielraum bei 250 MBit/s ausgereizt sei.

Die Chefin der Vodafone Group, Margherita Della Valle, gab jedoch am 24. Juli 2025(öffnet im neuen Fenster) nach Bekanntgabe der Quartalsergebnisse eine vorläufige Absage an Datenraten über 1 GBit/s heraus. "In Deutschland nutzt die Mehrheit der Kunden noch Geschwindigkeiten von unter 250 Megabit pro Sekunde." Die 1-Gigabit-Geschwindigkeit sei übrigens das höchste Niveau, das bisher für Verbraucheranwendungen erreicht wurde. "Es ist also mehr als ausreichend, um alle Kundenbedürfnisse zu erfüllen."

"Was Multi-Gigabit-Produkte angeht, sollte man bedenken, dass selbst Gigabit-Produkte in Deutschland noch immer nur von einer sehr kleinen Minderheit der Kunden genutzt werden. Es gibt also nicht nur keine Anwendungsfälle, sondern es ist auch nicht wirklich auf dem Radar" , erklärte Della Valle.

5G Advanced bei Vodafone Deutschland?

Direkte Angaben dazu, welche Rolle 5G Advanced für die Weiterentwicklung des 5G-Netzes spielt, wollte Hölzer nicht machen. "Bei 5G gibt es viele technologische Fortschritte. Das Netz wird zugänglicher: Schnittstellen ermöglichen beispielsweise eine einfachere Verzahnung von Netz und Anwendung. Gleichzeitig versprechen neue IoT-Standards wie Red Cap eine besonders energieeffiziente Nutzung von 5G. Hinzu kommt die zunehmende Standardisierung von 5G-basierten Lösungen durch Telekommunikationsanbieter, wodurch die Implementierung für Unternehmen einfacher wird." Dies sei insbesondere für 5G-basierte Speziallösungen wie Campus-Netze oder Network Slicing von großer Bedeutung, sagte Hölzer.

5G Advanced bietet schnellere Uplinks von 1 GBit/s, verbessertes Network Slicing und Servicegarantien. Redcap (Reduced Capability) für das Internet der Dinge (IoT) wird stark verbessert. Im November nannte die Mobilfunkbranchenorganisation GSMA Vodafone Deutschland als einen der ersten Anwender von 5G Advanced, was der Betreiber jedoch nicht bestätigte.

Parallel dazu beschäftige sich Vodafone intensiv mit Open RAN, betonte Hölzer. Erste Feldtests seien bereits erfolgreich angelaufen. Bis 2030 will die Vodafone Group 30 Prozent aller europäischen Standorte mit Open RAN ausstatten. Hölzer betonte: "Als Landesgesellschaft unterstützen wir das Ziel der deutschen Regierung, das Open-RAN-Ökosystem auszubauen. Ein Datum für eine breite Einführung gibt es jedoch nicht, da unter anderem umfangreiche Testphasen erforderlich sind und die spätere technische Eingliederung noch nicht planbar ist."

Litfaßsäulen mit Ericsson 5G

Von der Einführung von Open RAN haben die Nutzer erst einmal keinen Vorteil, weil der Standard ohne professionelle Mobilfunkausrüstung auskommen will und darum noch Qualitätsprobleme hat. Die Netzbetreiber wollen damit Ausgaben beim RAN sparen, die Bundesregierung verbindet Open RAN mit europäischer Unabhängigkeit, obwohl die Technik schwerpunktmäßig aus den USA und aus Japan kommt, und fördert den technischen Weg.

Aber auch mit kleineren Funkzellen soll das Netz ausgebaut werden: In Stuttgart kommen bei Vodafone jetzt auch Litfaßsäulen zum Einsatz(öffnet im neuen Fenster) , die mit 5G ausgestattet sind. Man statte "die gute alte Litfaßsäule mit moderner 5G-Technologie aus, um auf belebten Straßen und Plätzen" für besseren Empfang zu sorgen, erzählte Hölzer. Die dort verbaute Antennenkonstruktion des schwedischen Netzausrüsters Ericsson bedient einen Radius von etwa 400 Metern rund um die Litfaßsäule und stellt dort bis zu 500 Megabit pro Sekunde für die gesamte Funkzelle bereit. Die Daten werden im Backhaul per Glasfaseranbindung weitergeführt.

Hölzer betonte: "Der Datenverkehr steigt, so dass wir unser Netz verdichten müssen. In den Städten ist die Standortsuche eines der größten Probleme beim Mobilfunkausbau. Auf den Dächern in einem Suchkreis muss beispielsweise auch die Statik eines Hauses zur Mobilfunkanlage auf dem Dach passen." Das sei nicht immer der Fall. Aktuell habe Vodafone in Stuttgart die erste 5G-Litfaßsäule gestartet und bis zu hundert weitere kämen dort in den nächsten Jahren hinzu. In Düsseldorf stünden viele weitere 5G-Litfaßsäulen und in Köln habe man Straßenlaternen genutzt, um Mobilfunkantennen unauffällig ins Stadtbild zu integrieren.


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