Der Garten hinter der Tiefgarage
Der tägliche Umgang mit den Pflanzen erfordert einige Sorgfalt. Das Problem: Die Mitarbeiter des Teams sind alle keine Biologen, sondern Ingenieure. "Bevor wir die an unsere Experimente lassen, müssen die ein paar Grundlagen im Umgang mit Pflanzen lernen", sagt Zabel. Etwa, wo sie aufpassen müssen, damit sie nicht einen Trieb abbrechen und so mal eben die Arbeit von Monaten kaputt machen. Zabel selbst war beim Projektpartner, der Universität in Wageningen in den Niederlanden, und hat dort alles Wissenswerte über die Nutzpflanzen gelernt.
Die Pflanzen werden in 40 x 60 cm große Boxen gesetzt. Ihre Wurzeln liegen frei in einer Wanne darunter. Von Erde keine Spur. Alle zehn Minuten springt eine Pumpe an und besprüht die Wurzeln eine Minute lange mit Wasser und einer Nährstofflösung. Aeroponik wird diese Form des Anbaus genannt. Für das nötige Licht sorgen Leuchtdioden (LED), die Licht in vier verschiedenen Wellenlängen ausstrahlen: blau, weiß, rot sowie fernrot, was den Rotanteilen bei Dämmerung entspricht. Die Wellenlängen können unabhängig voneinander geregelt werden, um die Beleuchtung für jede Pflanze und für jedes Wachstumsstadium anpassen zu können.
Im Gewächshaus gibt es Tag, Nacht und Dämmerung
Rund 16 Stunden lang ist es taghell in den Gewächscontainern, hinzu kommen zwei Dämmerungsphasen von je einer halben Stunde. Die restlichen sieben Stunden ist es dunkel. Die meisten Pflanzen brauchen eine solche Ruhephase: In der Zeit transportieren sie per Photosynthese produzierten Zucker in die Früchte. Es gibt aber auch Pflanzen, darunter Salat, die ohne Nachtruhe auskommen.
Allerdings ist die Dauer nicht unbedingt das Maß: "Wichtig ist, dass die Gesamtenergiemenge über den Tag ein gewisses Niveau erreicht", erläutert Zabel. "Ob ich das dann in 12 Stunden Beleuchtung mache oder in 16 Stunden Beleuchtung, das ist dann nicht so wichtig."
Die Tomaten sind bald reif
Drei Monate alt seien die Tomatenpflanzen, berichtet Zabel. Sie sind gut einen halben Meter groß, ihre Rispen hängen voll mit Früchten. Sie sind noch grün, aber Zabel erwartet, dass er die ersten in etwa zwei Wochen ernten kann. Die Gurken im Container nebenan sind schon reif. Zabel schneidet eine herunter.
Die Qualität der Ernte sei hoch, sagt Zabel. Da die Bremer keine Herbizide und Pestizide verwenden, ist das Gemüse frei von jeder Belastung durch Schadstoffe. Der Geschmack, so Zabel, sei mit dem von hochwertigem, gekauftem Gemüse vergleichbar - obwohl ihm das selbst angebaute natürlich besser schmecke.
Zur Auswahl stehen Salat, Gemüse, Kräuter
Mit 15 verschiedenen Pflanzen haben die DLR-Forscher schon experimentiert: Neben den langsam wachsenden Tomaten, Gurken und Paprika sind das drei verschiedene Salatsorten - zwei grüne und eine rote -, sechs verschiedene Kräuter, darunter Petersilie und Schnittlauch, Spinat und Radieschen. Deren Anbau in Gewächshäusern sei seit langem bekannt und deshalb bereiteten sie keine Schwierigkeiten.
Weniger problemlos hingegen ist Kandidat Nummer 15: die Erdbeere. Die Pflanze sei anspruchsvoll, brauche beispielsweise eine Kälteperiode nach der Aussaat, bevor die ersten Blüten kommen. "Das macht es schwieriger", sagt Zabel. Aber die süße Frucht sei auch eine willkommene Abwechslung zum Gemüse; nicht nur, weil Erdbeeren vielen gut schmeckten und dazu noch Vitamine lieferten, sondern auch, "weil es eine Möglichkeit ist, Obst anzubauen, ohne dass man große Sträucher oder Bäume braucht."
Die Früchte werden getrocknet
Viel essen kann Zabel von seiner Ernte aber nicht: Tomaten, Gurken und Salate dienen der Wissenschaft. Jede einzelne Frucht wird vermessen, gewogen und dann in einem Ofen getrocknet. Viel bleibt dann nicht mehr: Zabel zeigt uns die verschrumpelten Überbleibsel einer Tomate und die traurigen Reste von mehreren Salatköpfen. Sie haben nur noch etwa elf Prozent ihres ursprünglichen Gewichts. "Wir wollen ja wissen, wie viel Biomasse wir produziert haben, nicht wie viel Wasser", sagt er.
Für die Biomasse interessiert sich auch die Crew der deutschen Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Allerdings ist deren Interesse nicht unbedingt wissenschaftlicher Natur.
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DLR-Projekt Eden ISS: Das Paradies ist ein Container | Das DRL testet in der Antarktis |
Paywall. Gibt nicht einen Artikel, den ich einfach so lesen kann.
kommt der geschmack neben der schärfe nicht vorallem aus dem boden?
Das sind Tomaten, keine Erdbeeren.
Doch ist es, und das Zeug wächst wie Unkraut überall. Der einzige Grund für den rießen...