Hunderttausende sitzen die Digitalisierung einfach aus
Golem.de: Insbesondere Ältere fürchten sich vor der neuen Arbeitswelt. Sie haben Angst, nicht mehr Schritt halten zu können, zeigen unterschiedlicher Studien. Sind diese Sorgen begründet?
Fischer: Je digitaler die Arbeitswelt wird, umso kognitiver wird sie und je kognitiver sie wird, umso mehr braucht man psychologische Erkenntnisse darüber, wie unser kognitives System überhaupt funktioniert. Künstliche Intelligenz ist eine Kopie unseres biologischen kognitiven Systems. Und weil das noch wenig erforscht ist, ist auch die künstliche Intelligenz noch nicht weit.
Bei der gewaltigen Veränderung, die die Digitalisierung bringt, kann ich verstehen, dass vor allem ältere Beschäftigte Angst vor der beruflichen Zukunft haben. Indem sie ihre Mitarbeiter fortbilden, können die Firmen ihnen ihre Sorgen nehmen.
Golem.de: Geht das so einfach?
Fischer: Es wurde in einer ganzen Reihe von Studien belegt, dass wir uns sehr schnell an die Zusammenarbeit mit Robotern und künstlicher Intelligenz gewöhnen. Die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschinen funktioniert aus psychologischer Sicht ganz wunderbar.
Golem.de: Gibt es in den Unternehmen ein Generationenproblem: Setzen die Unternehmen bei der Gestaltung auf jüngere Mitarbeiter und die älteren müssen zuschauen?
Fischer: In den Unternehmen findet eine Altersdiskriminierung auf übelste Art und Weise statt. Erfahrungswissen wird nicht geschätzt. Teilweise sind die Älteren an ihrer Situation aber selbst schuld, weil sie sich gegen die Digitalisierung wehren. Mit Aussagen wie "Facebook oder Whatsapp interessiert mich nicht, der neumodische Quatsch bringt eh nichts" disqualifizieren sie sich selbst.
Jeder Mensch hat im Durchschnitt 100 Milliarden Nervenzellen, die unser kognitives System verknüpfen kann. Wenn eine Firma nun 2.000 Mitarbeiter hat und deren Gehirne zusammenschließt, könnte daraus ein Konstrukt entstehen mit gigantischer menschlicher Rechenpower.
Social Media macht es erstmals möglich, die Weisheit der Masse oder das Fachwissen bisher unbekannter Kollegen zu nutzen. Die Gehirne zusammenbringen - das ist der wahre Benefit von Social Media und nicht Bilder vom Hund oder der Katze durch die Gegend zu schicken. Das verbinden die Älteren damit.
Golem.de: Wenn die Älteren diskriminiert werden, werden dann die Jüngeren bevorzugt?
Fischer: Natürlich, man braucht sie ja, weil Hundertausende Beschäftige überwiegend auf ihren Rentenbeginn warten. Sie sitzen die Digitalisierung einfach aus, das geht ebenso wenig, wie Ältere zu diskriminieren und deshalb zwangsläufig die Jüngeren zu bevorzugen, die veränderungsbereit sind, die mit der Digitalisierung aufgewachsen sind. Aus ethischer Sicht handeln die Unternehmen unmoralisch, aus betriebswirtschaftlicher Sicht völlig korrekt. Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die Bock haben auf Veränderung. Das Alter ist nicht entscheidend, sondern die Einstellung.
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