Digitalisierung in der Coronafalle: Warum freiwilliges Handy-Tracking nicht funktioniert
Digitale Techniken sollen die Gefahren der Coronavirus-Pandemie eindämmen. Warum die Erwartungen an die Digitalisierung völlig überzogen sind, erklären zwei Datenschützer in diesem Beitrag.

Deutschland kurz vor der ersten massiven Pandemie-Welle: Wir begreifen, dass dieses Virus sich in seinem exponentiellen Ausbreitungsdrang nicht dauerhaft aufhalten lässt, dass wir Infektionsketten nicht mehr wie bisher identifizieren und unterbrechen können, dass unser Gesundheitssystem Tausende vornehmlich aus den Risikogruppen nicht wird retten können. Die Hilflosigkeit nimmt zu, gleichzeitig die Forderung, dass man doch irgendetwas tun müsse.
- Digitalisierung in der Coronafalle: Warum freiwilliges Handy-Tracking nicht funktioniert
- Es gibt nicht diese Sensorik
- Freiwilligkeit sieht anders aus
Das Irgendetwas findet sich schnell: Digitale Technologien sollen uns wieder zum Herrn der Lage machen und damit die Angst vor der unüberschaubaren Gefahr eindämmen. Dabei übersehen wir, dass wir den Kampf gegen das Virus so dennoch nicht gewinnen können - und zudem unsere freiheitliche Rechtsstaatlichkeit aufs Spiel setzen.
Die Suche nach einem schnellen Heilsbringer
Solange ein wirksamer Impfstoff fehlt, müssen natürlich Alternativen erwogen und erprobt werden: Social Distancing, Hygienemaßnahmen, Shutdown. Doch eine effektive Abgrenzung der Risikogruppen vom Virus erscheint praktisch und politisch nicht erreichbar, also wendet sich der Blick auf die Infizierten (und schon bald auch auf die Infektionsverdächtigen). Sie sollen über Tests identifiziert und dann von den Gesundheitsämtern in Quarantäne gebracht werden, die anschließend möglichst genau eingehalten und nötigenfalls überwacht wird.
Nachdem der ungestüme Anlauf des Gesundheitsministers, gleich zu Beginn der gesetzgeberischen Maßnahmen, durch massiven Eingriff in die Grundrechte Infizierter unter Verwertung ihrer Standort- und Telefonie-Verkehrsdaten (!), noch abgewehrt werden konnte, wird der Ruf nach einer digitalen Bewältigung der Gesundheitskrise wieder lauter. Freiwilligkeit soll nun an die Stelle staatlicher Zwangsmaßnahmen treten, von "anonymisierten Informationsflüssen" ist die Rede.
Beide Ansätze muten modern und grundrechtsfreundlich an, beide sind es bei näherem Hinsehen nicht: In Zeiten der Krise wird nach einem schnellen Heilsbringer Ausschau gehalten - und wenn es unser Gesundheitssystem nur in Grenzen sein kann und die Forschung noch Monate Zeit benötigt, welche die Risikogruppen nicht haben, dann soll es also etwas Großes, Großartiges und Unverstandenes wie die Digitalisierung sein, das uns rettet.
Digitalisierung bezeichnet die Umwandlung von analogen Werten in maschinenlesbare "digitale" Formate und ihre informationstechnische Verarbeitung. Mit ihr werden mehr und mehr bislang unsichtbare, hoch komplexe Vorgänge der Lebenswirklichkeit mittels technischer Sensoren datenmäßig erfasst, ablesbar gemacht und damit für die Steuerung und Gestaltung menschlichen Verhaltens relevant.
Das gilt für den intelligenten Kühlschrank ebenso wie für das selbstfahrende Auto. Für die jetzige Situation heißt das: Wenn der Lebensalltag eines jeden datentechnisch dokumentiert wird, könnte daraus das Wissen extrahiert werden, wie der unsichtbare und hoch komplexe Vorgang der Verbreitung eines Virus sich durch digitale Maßnahmen steuern und in den Griff bekommen lässt.
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Es gibt nicht diese Sensorik |
Sehe ich auch so!
OK, hier sind zwei richtige Fragen: 1. Was sind die Schwachstellen der derzeit...
Genau das habe ich geschrieben, du hast es ja auch extra noch zitiert... oh Moment...
Ich hoffe sehr, dass diese App quelloffen ist (Open Source nicht unbedingt notwendig...