Digitalisierung der Alpen: Auf keinem Gipfel ist mehr Ruh

Der Berg ruft nicht mehr. Er röhrt wie ein Hirsch, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Blogger, Influencer, Werbeagenturen, Hoteliers und Bergbahnbetreiber vermarkten die "unberührten Gipfel" , die "einsamen Almen" und "idyllischen Bergdörfer" in Blogs, Posts, Clips und Apps so intensiv, dass immer mehr Follower, Urlauber, Tagesausflügler und Freizeitsportler in die Berge wollen.
Allein Bayerns Alpenregion Oberbayern wählten 2024 gut 45 Millionen Reisegäste als Urlaubsziel. Das waren 14,8 Prozent mehr als zwei Jahre zuvor. Auf eine Übernachtung kommen dabei im Schnitt fünf Tagesgäste, im Allgäu sind es drei.
Im Freistaat leben insgesamt 548.000 der 13,2 Millionen Einwohner vom Fremdenverkehr. Sie erwirtschafteten ein Fünftel der gesamten touristischen Wertschöpfung Deutschlands(öffnet im neuen Fenster) , behauptet das bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus.
Ähnlich ist die Entwicklung fast überall im Alpenraum. In Tirol beispielsweise hat sich die Zahl der Touristen zwischen 2021 und der Saison 2023/2024 auf 48,8 Millionen Gäste annähernd verdoppelt (PDF)(öffnet im neuen Fenster) , berichtet das österreichische Bundesland. Die österreichische Tourismusbranche erwirtschaftet sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Alpenrepublik. Von diesem Beitrag entfällt ein Viertel auf die gut 2.900 Berg-, Seilbahn- und Schleppliftbetriebe.
Dieses Geschäft mit den Bergen wäre ohne Digitalisierung kaum möglich. Da Gastronomen, Hoteliers und Ferienwohnungseigentümern Sommer- und Winterurlauber nicht reichen, um die Kassen zu füllen, und die jährliche Zahl der Urlaubstage begrenzt ist, haben sie beispielsweise den Verein Coworkation Alps(öffnet im neuen Fenster) gegründet.
Er nutzt die Digitalisierung als technische Grundlage von Remote Work, um die bayerischen, Tiroler und Südtiroler Berge als Ziele für mehrwöchige Aufenthalte zu vermarkten, bei denen sich alpiner Freizeitspaß und die Arbeit aus dem Homeoffice auf dem Bauernhof das ganze Jahr über vereinen lassen.
"Für höchste Inspiration sorgen dabei faszinierende Outdoor-Arbeitsplätze. Von der Seebühne am Alpsee in Immenstadt mit Blick in die Allgäuer Berge bis zur Sonnenterrasse mit Gipfelblick am Fellhorn," verspricht die Agentur, die Tourismus- und Standortmarketing des Allgäu betreibt(öffnet im neuen Fenster) . Sie ist Mitglied bei Coworkation Alps.
Ohne digitales Marketing läuft das Geschäft mit den Bergen nicht
Das von ihr berufene Klischee ist nur ein Beispiel dafür, wie alpine Tourismusbetriebe digital Nachfrage nach ihren Dienstleistungen im Flachland und den Städte schaffen. Für drei von vier ihrer Gäste und Kunden sind die Internetseiten ihres Urlaubs- oder Ausflugsziels bei der Vorbereitung ihres Aufenthalts die wichtigste Informationsquelle, zeigt die aktuelle Wanderstudie(öffnet im neuen Fenster) des Spezialisten für Tourismus- und Regionalberatung, BTE.
Auf den Webseiten der Alpengemeinden finden sich von verfügbaren Unterkünften bis zu den Öffnungszeiten ihrer Schwimm- und Thermalbäder alle Informationen, die Gäste brauchen, um ihr Freizeiterlebnis zu planen. Bergbahnbetreiber ergänzen das Angebot um Bilder von Webcams und Informationen zu aktuellen Wetterverhältnissen und der Schneelage.
So lässt sich vermeiden, dass Kunden unzufrieden zurückreisen, weil sie vor Ort nicht das fanden, was sie gesucht haben. Online-Buchungsmöglichkeiten für Unterkünfte, Erlebnis- und Skipässe sowie digitale Kartenleser und Zugangskontrollen vor Ort erlauben zugleich, Daten über das Verhalten und die Präferenzen der Gäste zu sammeln. Mit den Informationen lassen sich Angebote noch besser auf die Wünsche der Kundschaft ausrichten.
Das ist vor allem für Bergbahnen und Skigebiete unerlässlich. Sie investierten in Österreich 2024 gut 400 Millionen Euro in ihre Anlagen. In den vergangenen zehn Jahren betrugen die Ausgaben insgesamt sechs Milliarden Euro, berichtet die Wirtschaftskammer Österreich(öffnet im neuen Fenster) . In der Schweiz beliefen sich allein die Investitionen der 20 größten Seilbahnbetreiber 2024 auf 313 Millionen Schweizer Franken (PDF)(öffnet im neuen Fenster) , so der Branchenverband Seilbahnen Schweiz.
In Bayern sind die Investitionen zwar kleiner, belaufen sich aber immer noch auf mittlere zweistellige Millionenbeträge im Jahr. Um in den tiefergelegenen Skigebieten auf der Nordseite der Alpen überhaupt noch Wintersport zu ermöglichen, müssen deren Betreiber vor allem in künstliche Beschneiung investieren. "Der erhöhte finanzielle Aufwand muss aber durch steigende Nutzungszahlen ausgeglichen werden, sonst rentiert sich das Geschäft nicht mehr" , stellt der BUND Naturschutz in Bayern fest (PDF)(öffnet im neuen Fenster) . Zudem müsse die klimabedingt rückläufige Zahl der Skitage pro Winter ausgeglichen werden. Das geht nur mit in der Regel digitalem Marketing.
Bergbahnen und Skigebiete setzen auf digitale Zwillinge
Um Gewinne einzufahren, müssen Bergbahnen außerdem ausfallsicher und möglichst energiesparend laufen. Auch das geht nur dank der Digitalisierung. Sie ermöglicht vorausschauende Wartung und die Automatisierung vieler der in den meisten Alpenländern gesetzlich vorgeschriebenen Sicherheitstests.
Sensorik misst auch die Zahl der transportierten Personen und das Volumen der eingeladenen Güter. So können die Bahnen je nach Aufkommen schneller oder langsamer fahren. Mit Plattformen, Sensorik, 5G-Mobilfunk und Systemen zur Datenanalyse lassen sich auch digitale Zwillinge eines gesamten Skigebiets erstellen.
Sie erfassen das Personenaufkommen im Gebiet in Echtzeit, messen die Schneehöhe und dokumentieren den Zustand der Pisten. Diese können so ressourcenschonender und damit kostengünstiger präpariert werden. Der Personenumschlag der Lifte und Seilbahnen lässt sich bedarfsgerecht einstellen. Die Anlagen verbrauchen damit weniger Energie.
Schlafende Verbraucher abstellen
Außerdem lassen sich in den Systemen sicherheitsrelevante Maßnahmen wie die im Skigebiet angebrachte Beschilderung oder Prall- und Fangmatten ortsgenau dokumentieren. Betreiber sichert das rechtlich ab, wenn Skifahrer einen Unfall haben und das Skigebiet dafür in die Haftung nehmen wollen.
Siemens hat derartige Systeme etwa in Zermatt im Matterhorn Glacier Paradise auf 3.883 Metern Höhe und in Sölden am Brenner installiert. Dort wollten die Skigebietsbetreiber mit der Lösung zunächst nur die maximale Summenenergie ihrer Anlagen regeln, um hohe Viertelstunden-Spitzen abzufangen.
Für die Deckung kurzfristigen zusätzlichen Strombedarfs verlangen Versorger hohe Zuschläge. Da ihre Systeme transparenter wurden, fanden die Tiroler allerdings auch heraus, wieso ihre Bergbahnen, Beschneiungsanlagen und die übrige Infrastruktur auch im Sommer eine hohe Grundlast hatten, machten schlafende Verbraucher ausfindig und stellten sie ab.
Stimmt die Instagramability eines Bergtals, leidet die Natur
Während die Digitalisierung so die Investitionen von Bergbahnbetreibern mit höheren Renditen segnet, ist sie für die Alpen als Natur- und Lebensraum ein Fluch. Denn einerseits trifft der Klimawandel die Alpen härter als andere Regionen: Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ist die Jahresdurchschnittstemperatur dort doppelt so stark gestiegen wie anderswo.
Dadurch verschieben sich die Klimazonen und damit der Lebensraum vieler Arten am Berg. Das löst bei ihnen Stress aus. Steigende Besucherzahlen und Trendsportarten wie Down Hill Racing, Mountainbiken, Freeriding, Snowboarden abseits der Pisten, Schneeschuhwandern oder Trailrunning erhöhen ihn noch.
Nicht mal nachts ist Ruhe. Da veranstalten Tourismusgemeinden Fackel- oder Sonnenaufgangswanderungen. Sportler brechen zu Nachtskitouren auf. Oft geht es dabei nicht mehr um das Naturerlebnis, sondern um die Instagramability der Fotos, die Sportler und Urlauber aufnehmen. Schließlich nutzen 17 Prozent aller Wanderer zur Vorbereitung ihren Touren Instagram, insgesamt zwei von drei neben dem Foto- und Videonetzwerk auch Youtube, Facebook oder Blogs, so die BTE-Wanderstudie.
Beiträge dort kommen nicht selten von Influencern, die Tourismusvermarkter und Bergbahngesellschaften dafür bezahlen. Um den Lockruf ihrer digitalen Berginszenierung nicht zu stören, wird das in den Alpen erwünschte Verhalten in der digitalen Werbung jedoch meist nicht mitvermittelt. Das wäre aber dringend nötig.
Denn "statt Rücksichtnahme auf Mensch und Natur setzt sich eine Anspruchshaltung durch, die kaum noch Grenzen akzeptiert. Das macht den Schutz der biologischen Vielfalt und der alten Kulturlandschaften in den Alpen schwierig," so der Bund Bayern. Schilder, die auf Wildschutzgebiete hinweisen oder das Verlassen der Wege verbieten, ignorieren viele Wanderer, Tourengeher, Kletterer und Radfahrer - auch, wenn es sich dabei um bußgeldpflichtige Straftaten handelt.
Selbst Urlauber und Sportler, denen es nicht um Selbstdarstellung, sondern das Erlebnis in der Natur geht, schaden dieser oft. Denn 86 Prozent der Outdoorliebhaber nutzen digitale Planungstools, fand der Lehrstuhl für Sportökologie an der Universität Bayreuth in einer Studie heraus(öffnet im neuen Fenster) . Auf Portalen wie alltrails.com, bergfex.at, komoot.de oder outdooractive.com mit jeweils mehreren Millionen registrierten Usern kann allerdings jeder eine Tour einstellen, die er gemacht hat.
Manche User wissen gar nicht, ob die eingestellten Touren durch geschützte Gebiete führen
Ob diese durch geschützte Gebiete führt, die nicht betreten werden, oder über Wege, die nicht verlassen werden dürfen, ist Usern oft nicht bewusst, wenn sie ihre Vorschläge hochladen. Andere wandern oder radeln die Tour dann genauso nach, wie sie online steht.
Digitale Ranger als Fachkräfte für den Naturschutz
Für Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturschutzgebiete wird das zu einem immer größeren Problem. Denn auf ihren Internetauftritten haben sie zwar die Informationshoheit über Verbote und Verhaltensregeln, die im geschützten Raum gelten. Ihre Websites haben aber in der Regel nicht ausreichend Reichweite. Ihre Social-Media-Auftritte können mit den Followerzahlen von Reiseblogs und Outdoorplattformen nicht mithalten.
Um das Problem zu lösen, stellen viele Schutzgebiete digitale Ranger ein. Sie suchen den Content von Portalen nach Hash- und Geotags ab, die darauf hindeuten, dass eingestellte Touren durch geschützte Gebiete führen. In sozialen Netzwerken interessieren sie Fotos, die Verstöße gegen den Naturschutz zeigen. Wenn sie Touren finden, die gegen die Regeln in ihrem Schutzgebiet verstoßen, suchen die Ranger Kontakt mit dem Autor oder der Autorin und bitten sie, ihre Posts zu löschen.
Sie kooperieren außerdem eng mit Outdoorplattformen. "Denn für die Lenkung der Aktivitäten in Schutzgebieten ist die Pflege und Aktualisierung der Daten in Outdoorplattformen elementar," schreibt das Bundesamt für Naturschutz (PDF)(öffnet im neuen Fenster) . Wichtiger Multiplikator ist dabei der Verein Digitize the Planet(öffnet im neuen Fenster) .
Er sammelt Informationen zu Schutzgebieten und den dort geltenden Verhaltensregeln, bereitet sie in offenen Datenformaten auf und stellt sie über eine offene Programmierschnittstelle Portalen, Touren- und Outdoor-Websites sowie App-Entwicklern zur Verfügung. Im Mai 2025 hatte der Verein eigenen Angaben zufolge 18,4 Prozent der fast 25.000 deutschen Schutzgebiete erfasst.
Um Outdoorplattformen mit aktuellen Geodaten zu versorgen, die zeigen, welche Bereiche in einem Gebiet besonders geschützt sind, wo es Betretungsverbote gibt oder Wege für Mountainbiker gesperrt sind, pflegen digitale Ranger auch in Openstreetmap (OSM) die Informationen zu dem von ihnen betreuten Schutzgebiet.
Sie kennzeichnen oder löschen Wege oder Abschnitte entsprechend und versehen Gebiete mit Aktivitätshinweisen und -ausschlüssen. Denn fast alle reichweitenstarken Outdoorplattformen nutzen die Daten von OSM als Grundlage der von ihnen publizierten Karten.
Drohnen und KI sind die Gamechanger in der Bergrettung
Den Freizeitdruck auf die Berge lindert das natürlich nicht. Der macht auch der Bergwacht immer mehr Arbeit. Ihr werden die Retter nur noch mit Hilfe digitaler Technologien Herr. Vor allem Drohnen sind bei der Bergrettung ein Gamechanger.
Denn sie können auch bei Wetterverhältnissen fliegen, die so schlecht sind, dass Helikopter am Boden bleiben müssen. Außerdem ist ihr Betrieb günstiger, da sie kein Flugbenzin verbrauchen. Zugleich lassen sich mit ihnen verunglückte Personen lokalisieren, bevor ein Hubschrauber aufsteigt und Bergretter in unwegsames Gelände bringt.
Deren Risiko sinkt, weil sie Bergsteiger und Tourengeher nicht selbst in Lawinengebieten oder Felswänden suchen müssen. Damit das gelingt, brauchen Bergretter eine umfangreiche Ausstattung.
Neben Drohnen setzt beispielsweise die Bergwacht im bayerischen Hausham(öffnet im neuen Fenster) mobile Bodenstationen ein, die Piloten die Daten liefern, mit denen sie die unbemannten Fluggeräte auch außerhalb ihrer Sichtweite fliegen können und dürfen. LTE-Transponder an den Drohnen machen diese für andere Verkehrsteilnehmer im Luftraum wie Helikopter sichtbar.
Außerdem sind die Drohnen der Bergretter mit hochauflösenden Luftbild- und Wärmekameras ausgestattet. So lassen sich Personen auch in bewaldeten Bereichen lokalisieren. Allerdings unterschiedet sich die Wärmesignatur eines Hirschs oder eines Ameisenhaufens kaum von der eines Menschen.
Im Rahmen des Forschungsprojektes KIResQ(öffnet im neuen Fenster) haben Professor Bernd Pinzer und sein Team an der Fachhhochschule Kempten daher Algorithmen entwickelt, die Wärmesignaturen von Menschen von anderen Signaturen unterscheiden können. Bei einem simulierten Rettungseinsatz am Tegelberg bei Füssen testeten sie im April 2025 außerdem, wie zuverlässig eine von ihnen entwickelte künstliche Intelligenz zur Bilderkennung Personen auf Luftbildern identifiziert, selbst wenn sie nur teilweise erkennbar sind.
Ohne KI hätte die Rettung erheblich länger gedauert
Vom Ergebnis waren die beteiligten Kräfte der Polizei, Berg- und Wasserwacht sowie des Bayerischen Roten Kreuzes überzeugt. Binnen drei Stunden hatten sie sieben der neun zu suchenden Personen gefunden und gerettet. Ohne KI hätte das erheblich länger gedauert.
Noch erfordert der Einsatz von Drohnen in der Bergrettung aber weitere Vorarbeiten. Um möglichst nur dort zu suchen, wo sich verunglückte Personen auch mit großer Wahrscheinlichkeit aufhalten und Flüge zu vermeiden, die wenig Erfolg versprechen, müssen sich Piloten in großen Suchgebieten bislang auf ihre Intuition und Methoden der statistischen Suchtheorie verlassen. Mit dieser Strategie machten britische Marineflieger und Zerstörer im Zweiten Weltkrieg Jagd auf deutsche U-Boote.
Heatmap zu den vielversprechendsten Suchorten
Künftig könnten ihnen allerdings ein Modell sowie ein Algorithmus helfen, die Jan-Hendrik Ewers, Doktorand an der Universität Glasgow, entwickelt hat(öffnet im neuen Fenster) . Er hat seine KI mit Datensätzen realer Such- und Rettungsfälle trainiert. Sie enthielten Informationen zum Alter der gesuchten Person, dazu, ob diese angeln, wandern oder reiten war, und ob es dort, wo sie gefunden wurde, Bäche, Quellen, Bäume, Höhlen oder Straßen und Wege gab.
Mit diesen Informationen und den Angaben des konkreten Suchfalls führt Ewers Modell bei einem Einsatz Millionen Simulationen durch und erstellt eine Heatmap. Sie zeigt, wo sich die jeweils Gesuchten mit welcher Wahrscheinlichkeit befinden könnten.
Mit der Karte können Algorithmen für das Deep Learning auch die vielversprechendsten Flugrouten für die Suchdrohne ermitteln. In Tests fand die KI bei jeder fünften Suche die Zielperson. Herkömmliche Suchmethoden blieben mit einer Erfolgsquote von nur rund zehn Prozent deutlich dahinter zurück.
Avalanche Intelligence warnt rechtzeitig vor Lawinen
Die Bergrettung profitiert so zu jeder Jahreszeit von der Digitalisierung. Wenn Lawinen abgehen, schützt diese im Winter jedoch nicht nur Bergsportler, sondern mitunter ganze Gemeinden, Bergstraßen und Bahnstrecken. Zwar nimmt durch den Klimawandel die Zahl der besonders zerstörerischen trockenen und Staublawinen ab, die der Nassschneelawinen aber steigt.
Diese sind zwar langsamer und entfalten daher eine geringere Druckwelle. Ihre Masse jedoch ist umso größer, je feuchter sie im Frühjahr oder nach Regen sind. Schutzwälder halten sie dann nicht mehr auf. Schutzbauten müssen erst errichtet werden, sind teuer und stören das Landschaftsbild.
Digitale Lawinenschutzsysteme können solche Ereignisse in Verbindung mit AI - Avalanche Intelligence - frühzeitig erkennen und die schlimmsten Schäden verhindern. Sie überwachen kontinuierlich die Stabilität der Schneedecke an einem bestimmten Hang.
Dazu werden bei vielen Systemen zu Beginn des Winters Sensorboxen in der Schneedecke platziert. Sie messen die gesamte Saison über Temperatur, Feuchtigkeit, Höhe und Stabilität der Schneedecke und registrieren Bewegungen in ihr. Die Daten übertragen sie ins Tal. Dort wertet AI sie aus.
Nach schweren Schneefällen können Drohnen punktgenau weitere Boxen ausbringen. Das geht auch, wenn sich eine Abrisskante neu bildet und überwacht werden soll. Wenn Boxen und AI eine kurz bevorstehende oder bereits abgegangene Lawine detektieren, alarmieren sie die Rettungskräfte und warnen die in den betroffenen Gemeinden zuständigen Personen.



