Digitale Gästelisten: Woher kommt der Hass auf die Luca-App?
Kaum eine IT-Anwendung erfährt in der Netz-Community eine solche Ablehnung wie die Luca-App zur Eventregistrierung. Warum?

Es hat wohl selten eine Smartphone-App gegeben, der so viel Häme und Abneigung entgegengeschlagen ist. Renommierte Sicherheitsforscher, der Chaos Computer Club und große Teile der Netzcommunity verdammen die Luca-App zur Kontaktnachverfolgung und fordern den sofortigen Verzicht auf "den blöden Scheiß" oder die "unkontrollierte Jauchegrube für personenbezogene Daten", wie es der Entwickler Kristian Köhntopp formulierte. Doch ist diese extreme Abneigung, die schon als Hass bezeichnet werden kann, auf die Luca-App berechtigt? Das ganze Konzept der Kontaktnachverfolgung scheint viel fragwürdiger als die Luca-App selbst.
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Zunächst lässt sich festhalten: Die Bundesländer haben mit der Luca-App eine digitale Lösung für ein Problem gefunden, das sie sich selbst geschaffen haben. Denn weiterhin schreiben die Coronaverordnungen aller Bundesländer außer Sachsen vor, dass bei Veranstaltungen oder in Restaurants die Kontaktdaten von Besuchern und Gästen aufgenommen werden müssen. Um diesen Prozess zu vereinfachen, gab es auch schon vor der Luca-App zahlreiche digitale Lösungen.
Wer braucht eigentlich die Gästelisten?
Allerdings muss die Frage erlaubt sein, was dieser Aufwand für die Kontaktnachverfolgung überhaupt bringt. Einblicke in die entsprechende Arbeit der Behörden gab in der vergangenen Woche die Webentwicklerin Bianca Kastl, die seit August 2020 das Gesundheitsamt Bodenseekreis bei der digitalen Kontaktnachverfolgung unterstützt. In einem Fachgespräch des Bundestags-Digitalausschusses sagte Kastl: "Infektionsszenarien, die unbedingt vollständige Gästelisten benötigen, sind selten. Es waren bisher lediglich drei im Gesundheitsamt Bodenseekreis in der gesamten Pandemie. Die Zahlen in anderen Ämtern sind ähnlich."
Das bedeutet: Die Gesundheitsämter brauchen die Gästelisten nur, wenn sie zu der Überzeugung gekommen sind, dass bei einer Veranstaltung gehäuft Infektionen aufgetreten sind oder es sich gar um einen "Super-Spreader-Event" handelt. Doch da es solche Veranstaltungen wie die berüchtigten Après-Ski-Partys in Ischgl offiziell schon lange nicht mehr gibt, sind die Gästelisten für die Polizei möglicherweise interessanter als für die Gesundheitsämter. Und wer illegal Partys veranstaltet, wird wohl kaum zuverlässige Gästelisten führen.
Laschet: Alle technischen Möglichkeiten nutzen
Daher haben wir uns bei Golem.de gewundert, als der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende Armin Laschet Ende Februar die damals noch ziemlich unbekannte Luca-App empfahl. Mitten im Übergang von der zweiten zur dritten Infektionswelle schien es wenig sinnvoll, Veranstaltungen zu erlauben oder Restaurants zu öffnen, die eine solche App überhaupt benötigt hätten.
Doch Laschet forderte "neue Wege im Umgang mit der Pandemie". Alle technischen Möglichkeiten sollten genutzt werden. Von den angeblichen Vorteilen der Luca-App hatte ihn der Musiker Smudo von den Fantastischen Vier offenbar am Tag zuvor in einem Telefonat überzeugt. Anders als von Laschet gewünscht, wurde der Einsatz der Luca-App zwar nicht von den Ministerpräsidenten in einer Videokonferenz am 3. März bundesweit beschlossen. Doch schon am 8. März kaufte Mecklenburg-Vorpommern eine Lizenz von den Entwicklern. Laschet hat hingegen bis heute keine Lizenz für Nordrhein-Westfalen gekauft.
Warum in wenigen Wochen zwölf weitere Bundesländer dem Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns folgten und für mehr als 20 Millionen Euro Lizenzen kauften, ist auf den ersten Blick nicht ganz nachvollziehbar.
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Luca-App-Entwickler: Wir waren die ersten |
Mit diesem Artikel am 12.5. wurde gut belegt wie eine fragwürdige Wortwahl und eine...
https://heise.de/-6054744 Vielleicht liegt es auch daran? Auch gerne mal dort im Forum...
Ich frage mich wieso die Golem Authorenschaft so dermaßen versucht diese Smodo App zu...
Hallo allerseits, ich habe die letzten Tage einen Bericht im Fernsehen gesehen, ich meine...