Eine homogene elitäre Gruppe Deutscher spricht für die EU
Die juristischen Schwächen des Dokuments, die mehrere Experten im Detail analysiert haben, könnte man sicherlich verzeihen, ebenso wie die anscheinende Unkenntnis diverser Debatten, die im Kontext der Digitalisierung in den letzten Jahren geführt wurden. Wenn die Initiatorinnen und Initiatoren wirklich nur einfache "Bürgerinnen und Bürger" wären, wie es auf der Kampagnenwebsite heißt.
Dabei liest sich die Liste der Initiatoren und Unterstützer wie ein Who is Who der Akteure der deutschsprachigen Feuilletondebatten übers Digitale. Von Politikern wie Martin Schulz und Jan Philipp Albrecht, über Journalisten wie Giovanni di Lorenzo, Vertreter der sogenannten Netzgemeinde wie Markus Beckedahl, Johnny Haeusler und Frank Rieger bis hin zu Talkshowgästen wie Juli Zeh oder Sascha Lobo und diversen Vertretern von Verlagen und mächtigen Publikationen erstreckt sich das Spektrum der dem Projekt eng Verbundenen, alles unter der Federführung der Zeit Stiftung.
Man spricht Deutsch
Hier hat sich keine kleine Gruppe von Nobodies mal zusammengesetzt, sondern ein Netzwerk aus sehr gut bis an höchste Stellen vernetzten und reichweitenstarken Akteuren des Bildungsbürgertums zusammengefunden, um gemeinsam über ein Jahr lang an einem Text und einer Kampagne zu feilen.
Unter diesen Voraussetzungen fällt es schwer, die offensichtlichen Schwächen zu ignorieren und der Aussage der Kampagne zu folgen, es sei "nur ein Diskussionsvorschlag". Der Vorschlag wird in weniger als einer Woche an das EU Parlament übergeben - für Diskussion und Debatte ist also gar keine Zeit mehr und war auch offensichtlich gar nicht geplant.
Dass unter den 27 Initiierenden nur 5 Frauen zu finden sind und niemand aus dem europäischen Ausland, das wahrscheinlich noch gar nichts von seinem Glück weiß, verstärkt noch den Eindruck einer elitären, homogenen Gruppe, die keinen Wert auf Input von außen, auf Diversität und unterschiedliche Perspektiven legt.
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