Zur fossilfreien Chemiefabrik ist es noch weit
Für die Industrie drängt die Zeit für den klimaneutralen Umbau. Selbst ihr ambitioniertestes Szenario ist mit dem Zieljahr 2050 politisch überholt. Zudem möchte die EU mittelfristig Öl- und Gaslieferungen aus Russland beenden, was zusätzlichen Druck aufbaut, den Verbrauch schnell zu reduzieren.
Mit der Fischer-Tropsch-Synthese, der Methanol-to-Olefin-Technologie, neuen Recyclingverfahren und Biomasse gibt es unterschiedliche Wege, um die künftige Rohstoffbasis zu sichern. Doch all das steht noch komplett am Anfang - eine klimaneutrale Chemiefabrik gibt es noch nicht. Einige der Technologien, die nötig sind, müssen erst entwickelt werden. Die Chemieindustrie ging in ihrer Roadmap 2019 davon aus, dass die alternativen Verfahren erst Mitte der 2030er Jahre in größerem Maßstab zum Einsatz kommen.
Koordination mit der Abfallwirtschaft und der E-Fuels-Produktion
Eine besondere Herausforderung: Der Umbau der chemischen Industrie kann nicht isoliert betrachtet werden, er muss mit anderen Industriebranchen koordiniert werden. Die Fischer-Tropsch-Synthese ist nur sinnvoll, wenn die Herstellung von E-Fuels, die voraussichtlich vor allem im Flugverkehr Einsatz finden werden, mitberücksichtigt und koordiniert wird.
Ähnliches gilt für das chemische Recycling. Hier führt der Umbau der chemischen Industrie zu tiefgreifenden Veränderungen in der Abfallwirtschaft. Konkret bedeutet es eine deutliche Reduzierung der Müllverbrennung, da der Abfall als Rohstoff gebraucht wird.
Über allem steht der gigantische Stromverbrauch
Über all dem steht, dass der klimaneutrale Umbau der chemischen Industrie gigantische Mengen an grünem Strom und grünen Wasserstoff brauchen wird. Der Stromverbrauch alleine für die chemische Industrie könnte höher sein als der gesamte Stromverbrauch heute.
Anmerkung in eigener Sache: Die Recherchen und die Interviews für diesen Artikel fanden überwiegend vor dem Krieg in der Ukraine statt.
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Importe, Recycling, Biomasse und CCS |
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