Zwei Wege zum Ziel: Cracker oder Methanol

Die beiden möglichen Routen - Methanol-to-Olefin oder Fischer-Tropsch-Synthese plus Cracker - haben verschiedene Vor- und Nachteile. Der Verband der Chemischen Industrie geht in seiner Roadmap davon aus, dass es vor allem die Fischer-Tropsch-Synthese sein wird, welche künftig Rohstoffe für die Industrie liefert.

In Sachen Energieeffizienz lägen beide Pfade ungefähr gleichauf, erläuterte Jörg Rothermel, Abteilungsleiter Energie, Klimaschutz und Rohstoffe beim Verband der Chemischen Industrie, im Gespräch mit Golem.de.

Für die Chemieunternehmen hat die Fischer-Tropsch-Synthese aber den Vorteil, dass sie ihre bestehenden Steamcracker weiter nutzen und dabei schrittweise auf klimaneutrale Verfahren umstellen können.

"Wir haben die Cracker ohnehin da stehen", sagte Rothermel. "Wenn ich bei der Cracker-Route bleibe, ist damit der Übergang leichter." So könne man zunächst die Öfen der Cracker auf elektrische Beheizung und später die Rohstoffbasis auf E-Naphtha umstellen.

Pyrolyseöl braucht Cracker zur Weiterverwertung

Doch es gibt laut Rothermel noch einen weiteren, weniger offensichtlichen Grund für das Beibehalten der Cracker-Technologie: Neben Power-to-X-Rohstoffen könnte chemisches Recycling eine wichtige Rolle bei der Rohstoffbeschaffung der chemischen Industrie spielen. Hierbei werden Abfälle chemisch zerlegt und wieder als Rohstoff verwendet.

Eine Möglichkeit ist die Pyrolyse von Kunststoffabfällen. Unter Sauerstoffausschluss werden die Kunststoffe bei hohen Temperaturen zersetzt. Bei diesem Verfahren entsteht Pyrolyseöl, das als Ersatz für Naphtha dienen könnte.

Auch entsteht bei der Pyrolyse Synthesegas, das man wiederum in Methanol umwandeln könnte. In den bisherigen Pilotprojekten zum Pyrolyse-Recycling wird dieses Gas meist verbrannt, um Energie zu erzeugen. Die Rohstoffausbeute wäre höher, wenn man sowohl das Synthesegas als auch das Pyrolyseöl weiternutzen und die Energie elektrisch bereitstellen würde.

Das spricht dafür, sowohl die Cracker-Technologie als auch die Methanol-to-Olefin-Technik parallel zu nutzen. Das Pyrolyseöl könnte im Cracker verarbeitet und das Synthesegas zu Methanol umgewandelt werden.

Chemisches Recycling: Pyrolyse oder Vergasung von Abfällen

Auch beim chemischen Recycling gibt es einen ganz anderen Weg, den man gehen könnte. Neben der Pyrolyse wird hier die Vergasung von Abfällen diskutiert - eine Technik, die der bereits erwähnten Kohlevergasung ähnlich ist. Die Abfallvergasung erzeugt Synthesegas, das in Methanol umgewandelt werden kann, und eignet sich als Rohstoffbasis für die Methanol-to-Olefin-Technik.

Für die Methanol-to-Olefin-Route spricht, dass ihre Einzelkomponenten alle bereits in realen Anlagen in industriellem Maßstab laufen. Bei der Fischer-Tropsch-Technik gilt das nur eingeschränkt. Zwar gibt es vereinzelte Anlagen, die müssten aber optimiert werden, sowohl was den Input als auch die produzierten Produkte angeht.

Jörg Rothermel vom VCI geht davon aus, dass es eine Mischung aus den verschiedenen Technologien geben wird - sowohl bei Power-to-X als auch beim chemischen Recycling. Was für alle diese Technologien gilt: Man benötigt dafür sehr viel Strom.

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 Von der Kohlechemie lernenGigantische Mengen an Strom nötig 
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HabeHandy 25. Apr 2022

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HabeHandy 25. Apr 2022

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