Devops: "Eigentlich bräuchten wir DevSecBizArcComQAOps"

Romano Roth sagt, Devops ist alles andere als Bullshit. Im Newsletter erklärt er, warum es sogar ein Schritt zur digitalen Industrialisierung ist.

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Romano Roth ist Devops-Botschafter.
Romano Roth ist Devops-Botschafter. (Bild: Romano Roth)

Dieser Beitrag ist die 12. Ausgabe von Chefs von Devs, dem Golem.de-Newsletter für CTO, Technical Directors und IT-Profis. Alle zwei Wochen erscheint eine neue Ausgabe. Chefs von Devs kann hier kostenlos abonniert werden.

Für diese Ausgabe von Chefs von Devs habe mich ausführlich mit dem Chief of Devops von Zühlke, Romano Roth, unterhalten. Devops ist nicht nur sein Job, er brennt regelrecht für die nicht unumstrittene Produktionsphilosophie.

Warum manche Devops für Bullshit halten, es für sie nichts weniger als die digitale Industrialisierung ist und wieso diese wiederum dafür sorgt, dass Schweizer Start-ups eher künstliche Haut und Elektro-Flugzeuge statt neuer Blockchain-Wallets entwickeln, das alles erklärt Roth in Chefs von Devs.

"Die Veränderung einer Organisation geht immer mit einem gewissen Machtverlust einher"

Romano Roth und ich sind im Vorgespräch auf einen Artikel von Cory O'Daniel zu sprechen gekommen. Für den ist Devops in seiner heutigen Form Bullshit. Roth sieht das natürlich anders...

Golem.de: Was ist Devops eigentlich - und warum ist es kein Bullshit?

Romano Roth: Das Problem ist: Wir schmeißen immer wieder Dinge über diese Walls of Confusion. Das Business Development hat einen Masterplan. Der Entwickler entwickelt das. Dann geht es in die Build-Pipeline, wo das Testing-Team merkt, dass das Ergebnis nicht mit den Requirements übereinstimmt. Sie testen trotzdem, irgendwie funktioniert's und es geht weiter. Operations fragt sich, wie das überhaupt betrieben werden soll, aber sie kriegen es auch irgendwie hin. Dann geht es zurück und das Bizdev sagt: Das haben wir gar nicht bestellt!

Das dahinterliegende Problem ist, dass wir immer noch in Projekten arbeiten, aber Produkte entwickeln. Ein Produkt hat kein Start- oder Enddatum, sondern wird kontinuierlich entwickelt. Wir müssen uns entlang dieses kontinuierlichen Wertstroms organisieren, statt monatelang zu spezifizieren, dann monatelang zu implementieren und monatelang zu testen. Das muss inkrementell und kontinuierlich passieren. Und das macht Devops.

Golem.de: Wie kann ein konkreter Begriff wie Devops denn den gesamten Wertstrom abbilden?

Romano Roth: Wenn wir über Devops reden, müssen wir auch über Menschen reden. Devops ist ein schlecht gewählter Begriff, denn es heißt genau genommen Development and Operations. Nun versuchen manche Leute das zu beheben, indem sie Security mit reinnehmen. Dann haben wir DevSecOps. Dann sagt jemand: "Business ist auch wichtig" - und wir bekommen BizDevSecOps. Aber auch das ist zu kurz gegriffen, wenn es um alle Leute gehen soll, die dabei sind. Eigentlich bräuchten wir einen Begriff wie DevSecBizArcComQAOps. Und ich bin sicher, ich habe da auch noch jemanden vergessen.

Golem.de: Geht es bei der Bullshit-Debatte also vor allem um Missverständnisse und Begrifflichkeiten?

Romano Roth: Ich bin der Meinung: ja. Die Personen, die sagen, das ist Bullshit, sind häufig in einer Rolle irgendwo zwischen Dev und Ops gefangen. Deshalb können sie gar nicht den gesamten Wertstrom sehen - und ihn dann auch nicht optimieren. Wenn du die Artikel liest, die Devops Bullshit nennen, dann geht es meistens darum, dass ein Developer überlastet ist, weil er so viele Hüte aufhaben soll.

Wenn das Management denkt, sie können Ops eliminieren und die Devs übernehmen das, führt das genau zu solchen Problemen. Aber es ist gar nicht Sinn und Zweck von Devops, eine Person oder ihr Skillset zu eliminieren, sondern Leute zusammenzubringen.

Golem.de: Devops ist also gut gemeint, aber schlecht umgesetzt.

Romano Roth: Die Veränderung einer Organisation geht immer mit einem gewissen Machtverlust einher. Wenn Entscheidungen plötzlich über ein Projektteam gehen, hast du als Manager weniger Entscheidungsspielraum. Mit der Organisation muss sich auch die Führung ändern. Diesen Schritt gehen die meisten Unternehmen aber leider nicht. Ich habe auch schon erlebt, dass das ganz konkret torpediert wird, weil da ganze Karrieren dranhängen.

Ich habe schon mit Leuten in Unternehmen geredet, in denen wir eine Transformation durchgeführt haben, die sagten: "Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, weil das, was ich jetzt zehn Jahre aufgebaut habe, ist jetzt weg." Die waren Abteilungsleiter, den Posten gibt's jetzt nicht mehr. Diesen Frust kann ich verstehen. Allerdings muss das so gemacht werden, wenn sich wirklich etwas ändern soll: entweder die Abläufe, die Organisation oder - noch besser - die Aufbauorganisation zu ändern. Und davor scheuen sich die meisten.

Programmieren als Roman

Die erste Buchempfehlung, die mir Romano Roth für euch mitgegeben hat, ist eine Premiere: The Phoenix Project von Gene Kim, Kevin Behr und George Spafford ist der erste Roman, der in diesem Newsletter empfohlen wird. Ein Roman, der den Versuch unternimmt, die Ideen von Devops auf noch unterhaltsamere Art zu erklären, als Roth das tut.

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Als der Begriff Devops aufgekommen ist, habe ich zuerst zaghaft reagiert 
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