Eine Entwicklungszeit von zehn Jahren ist normal
Die neuen RFA-Triebwerke sollen einen Schub von ungefähr 80 kN liefern (plus oder minus 15 Prozent) und dabei einen geschlossenen Brennstoffzyklus benutzen. Bei dem Zyklus geht es um den Antrieb der Hochleistungspumpen, die pro Sekunde rund 25 kg Treibstoff in die Brennstoffkammer pumpen müssen - gegen den hohen Druck, der darin herrscht. Üblich sind Werte zwischen 130 und 300 bar. Die Pumpen werden mit einer Turbine angetrieben und diese von heißem Abgas aus der Verbrennung von Kerosin und Sauerstoff, wie ein Turbolader im Verbrennungsmotor.
In einem offenen Zyklus wird das Abgas aus der Turbine durch einen Auspuff ausgeblasen. Im geschlossenen Zyklus wird das Abgas mit in die Brennkammer eingespritzt und dort verbrannt. Um die Treibstoffkanäle nicht mit Ruß von unvollständig verbranntem Kerosin zu verstopfen, muss dafür sauerstoffreiches Abgas ohne Ruß erzeugt werden. Der heiße Sauerstoff ist sehr korrosiv und darf im Betrieb weder die Turbine noch die Triebstoffleitungen beschädigen. Das ganze System muss mit viel höheren Drücken als andere Raketentriebwerke betrieben werden, weil das Abgas hinter der Turbine mehr Druck haben muss, als in der Brennkammer herrscht.
Außerdem hängt in einem geschlossenen System die Leistung der Pumpen und des Triebwerks direkt vom Druck in der Brennkammer, den Druckverlusten der Treibstoffeinspritzung, der Abgaszusammensetzung und vielen anderen Faktoren ab, die sich alle gegenseitig beeinflussen. Das bedeutet, dass es bei der Entwicklung viel mehr Variablen gibt, die getestet werden müssen und Probleme verursachen können. Es gibt dafür viele Beispiele aus der Entwicklung von Triebwerken mit vergleichbarer Technik und der von RFA versprochenen hohen Effizienz.
China, Indien oder USA: Alle haben Probleme
Zehn Jahre dauerte die Entwicklung des BE-4 Triebwerks von Blue Origin, wegen großer Probleme bei der Entwicklung der Turbinen und Treibstoffpumpen. Aerojet Rocketdyne entwickelt das AR-1 seit 2014 und hat noch kein funktionsfähiges Modell. Dabei demonstrierte die Firma bereits funktionierende Turbinen und Pumpen für den geschlossenen Zyklus im Jahr 2005 und hatte freien Zugriff auf 76 importierte sowjetische NK-33 Triebwerke mit der Technik, die sie aufgearbeitet, modifiziert, getestet und unter der Bezeichnung AJ-26 an Rocketplane Kistler und Orbital Sciences verkauft hat.
Die Entwicklung des chinesischen YF-100 basierte auf einem 1990 in der Ukraine eingekauften sowjetischen RD-120-Triebwerk und es dauerte danach dennoch über 20 Jahre bis zum ersten Flug. Indien kaufte 2005 sogar die Blaupausen des RD-120 vom ukrainischen Hersteller Yuzhnoye zur Entwicklung seines SCE-200-Triebwerks und wurde bei der Entwicklung zunächst aus der Ukraine und seit 2015 aus Russland unterstützt. Das Triebwerk ist noch immer nicht fertig.
Alle privaten Raumfahrtfirmen, die bereits Raketen gestartet haben, benutzen einfachere Technik. Aber selbst damit wäre ein Start im Jahr 2022 utopisch.
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Deutsche Raumfahrt: Rocket Factory Augsburg macht unglaubwürdige Versprechen | Auch SpaceX brauchte zehn Jahre für eigene Triebwerksentwicklung |
Mehr dazu steht im neuen Artikel.
Das kommt sehr stakr auf den gewünschten Ziel-Orbit an. Wenn Du in einen polaren Orbit...
Habe ich nachgetragen. Es war nicht die Absicht, das zu verheimlichen - es steht ja auch...
Nö, laut Einstein ist Gravitation keine Kraft im eigentlichen Sinne, sondern eine...
Im Artikel heisst es: "Selbst SpaceX spart nicht mehr als etwa 50 Prozent der Startkosten...
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